Tarifstreit Tageszeitungen: Mehr Geld für Redakteure

Die Verleger wollten Nachwuchsjournalisten das Gehalt kürzen. Nach monatelangen Streiks sind die Pläne vom Tisch. Stattdessen werden die Gehälter steigen.

Eine Botschaft, die angekommen ist. Der Streik der Journalisten ist vorbei. Bild: imago

BERLIN taz | Zeitung lesen war in den letzten Tagen in einigen Städten ein eher kurzes Vergnügen. 2.000 Redakteure haben am Mittwoch gestreikt. Sie sind gegen Gehaltskürzungen an Berufseinsteigern und für Lohnerhöhungen auf die Straße gegangen - von manchen Blättern erschienen folglich nur Notausgaben.

Der monatelange Tarifstreit zwischen den Gewerkschaften der Zeitungsredakteure und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wurde gestern Morgen nach 17-stündigen Verhandlungen in Hamburg beigelegt. Die Verleger hatten vor, die Gehälter von Nachwuchsredakteuren im Gesamtverlauf um 7,5 Prozent zu kürzen. Die hätten dann 3.000 Euro im ersten Berufsjahr erhalten. Ab dem fünften Jahr waren 3.300 Euro vorgesehen. Auch Volontäre sollten weniger bekommen, im ersten Jahr 1.700 Euro und im zweiten 2.000 Euro. Die geplanten Kürzungen sind nun vom Tisch.

"Der Journalistenberuf bleibt demnach für junge Leute interessant", teilte der Deutsche Journalistenverband (DJV) nach der Einigung mit. DJV und Ver.di hatten ursprünglich eine Erhöhung der Redakteursgehälter um 4 Prozent gefordert. Das Hauptziel war aber, die Kürzungen bei den Berufseinsteigern zu verhindern.

Nun sollen die Löhne bei den 14.000 Tageszeitungsredakteuren ab 1. Mai 2012 linear um 1,5 Prozent steigen. Der Gehaltstarif gilt bis zum 31. Juli 2013. Dazu kommen zwei Einmalzahlungen in Höhe von 200 Euro zum 1. Oktober 2011 und zum 1. Februar 2013. Die Honorare für die sogenannten arbeitnehmerähnlichen freien Journalisten sollen zum 1. Oktober 2011 und zum 1. August 2012 um jeweils 2 Prozent angehoben werden. Frank Werneke, der Verhandlungsführer bei Ver.di, bezeichnete den Tarifabschluss als Erfolg.

Sonderzahlungen

"Die geplanten massiven Eingriffe in den Manteltarif konnten abgewehrt werden", sagte Werneke. Der DJV geht davon aus, dass einzig der Druck auf der Straße die Verleger zum Einlenken gezwungen hat. "Die Streiks wurden jeden Tag stärker und die Zeitungen dünner. Immer mehr Leser haben sich beschwert", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner der taz.

Ein Zugeständnis mussten die Gewerkschaften aber doch machen: Sie stimmten einer Klausel zur Beschäftigungssicherung zu, die in wirtschaftlichen Krisensituationen von Verlagen wirksam werden kann. Die Sonderzahlungen für die Redakteure können dann um höchstens 50 Prozent eines Monatsgehalts für maximal zwei Jahre abgesenkt werden. Doch schon jetzt argumentieren die Verleger mit den "schwierigen branchenwirtschaftlichen Entwicklungen". Laut BDZV sei allein im ersten Halbjahr 2011 das Anzeigenaufkommen um 3,5 Prozent zurückgegangen.

Der DJV befürchtete, dass die Regelung missbraucht werden könnte, um dauerhaft die Zahlungen einzuschränken. Doch das wird laut DJV jetzt nicht mehr möglich sein. "Die Verleger müssen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten genau nachweisen. Die Betriebsräte müssen zustimmen." Greift die Klausel, darf es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

"Wir bedauern, dass wir die veränderten Tarifverträge für die Nachwuchsjournalisten in die Verhandlungen nicht mit einbringen konnten", sagte BDZV-Sprecher Hans-Joachim Fuhrmann der taz. Die Befürchtungen, dass der Beruf dadurch für junge Menschen unattraktiv geworden wäre, kann er nicht nachvollziehen. In den meisten anderen Branchen seien die Löhne geringer.

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