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TarifkonfliktMehdorns Nerven

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft der Lokführer suchen heute nach einem Ausweg aus ihrem Tarifkonflikt. Im Falle eines Scheiterns droht ein unbefristeter Streik.

Mehdorn: "Wir sehen viele Möglichkeiten, uns konstruktiv zu bewegen". Hauptsache es rollt... Bild: dpa

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) suchen heute bei einem Treffen in Frankfurt nach einem Ausweg aus ihrem Tarifkonflikt. Erstmals werden nach Angaben beider Seiten Verhandlungen geführt und nicht nur Sondierungsgespräche. Bei einem Scheitern drohen neue Warnstreiks oder sogar ein unbefristeter Streik.

Bahnchef Hartmut Mehdorn sieht trotz schwieriger Ausgangslage Spielraum: "Wir sehen viele Möglichkeiten, uns konstruktiv zu bewegen", sagte er am Donnerstag in Berlin. Mehdorn will der Lokführergewerkschaft jenen Tarifvertrag als Angebot vorlegen, der bereits mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA abgeschlossen wurde. Er sieht 4,5 Prozent mehr Geld zum 1. Januar 2008 vor und eine Einmalzahlung von 600 Euro.

Der GDL ist das viel zu wenig. Sie verlangt für Lokführer, Zugbegleiter und Speisewagenmitarbeiter deutlich mehr als 20 Prozent Einkommensplus. Dies wird von der Bahn strikt abgelehnt. Mehdorn sagte, möglicherweise könne aber über Ausbildungsplätze oder soziale Regelungen mit der GDL gesprochen werden. Die Lokführergewerkschaft geht nach den Worten ihrer Sprecherin "offen, aber auch ein bisschen skeptisch in die Verhandlungen".

Vor den Tarifverhandlungen hat die FDP Unternehmenschef Hartmut Mehdorn vorgeworfen, den Konflikt mit Zeitungsanzeigen unnötig zu verschärfen. "Diese Art der Kommunikation kann den Streit verschärfen und damit neue Streiks provozieren - zum Schaden des Landes", sagte der stellvertretende FDP-Chef Rainer Brüderle der "Passauer Neuen Presse".

Die Bahn hatte demnach in Zeitungsanzeigen die Gehaltsforderung der GDL als absurd bezeichnet. "Bei Herrn Mehdorn liegen offensichtlich die Nerven blank", kritisierte Brüderle. Solange die Bahn noch dem Bund gehöre, sei eine solche Kampagne keine Privatangelegenheit, sondern ein Politikum. Im Übrigen sei es den Lokführern schwer vermittelbar, "viel Geld für Anzeigen auszugeben und gleichzeitig bei Gehältern auf die Bremse zu treten". (dpa / ap)

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