Tarifkonflikt im Krankenhaus: Ab Montag streikt die Charité
Unbefristeter Arbeitskampf der Pfleger und Schwestern für mehr Lohn schränkt ab Montag den Krankenhausbetrieb ein. Notfallversorgung laut Gewerkschaft gesichert.
Ab Montag müssen Patienten der Charité mit langen Wartezeiten und Einschränkungen bei der medizinischen Versorgung rechnen. Ein großer Teil der 4.228 Schwestern und Pfleger der Charité-Kliniken tritt ab sechs Uhr in einen unbefristeten Streik. Betroffen sind drei der vier Standorte: die Universitätsklinik Benjamin Franklin in Steglitz, das Virchow-Klinikum und der Campus Charité in Mitte.
Eine Lohnerhöhung von 300 Euro monatlich fordern die zuständigen Gewerkschaften Verdi und DBB Tarifunion für die PflegerInnen. Derzeit verdient eine Krankenschwester in Vollzeit an der Charité nach Gewerkschaftsangaben durchschnittlich 2.500 Euro brutto - etwa 14 Prozent weniger als Beschäftigte an Krankenhäusern im öffentlichen Dienst, so die DBB, die vor allem Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes vertritt.
In vier Verhandlungsrunden mit der Charité konnten die Gewerkschaften ihre Forderung nicht durchsetzen. Ein Angebot der Charité, die Löhne bis zum Jahr 2017 an die Tarife des öffentlichen Dienstes anzupassen, wiesen sie als unanehmbar zurück. Ende März wurden die Tarifverhandlungen deshalb für gescheitert erklärt. In einer Urabstimmung hatten daraufhin 93 Prozent der Mitglieder der Dienstleistungsgwerkschaft Verdi, der etwa 14 Prozent der Charité-Pfleger und -Schwestern angehören, und fast 98 Prozent der Angehörigen der DBB Tarifunion für den Streik gestimmt.
Bestreikt werden alle Arbeitsbereiche der betroffenen Kliniken. Patientinnen und Patienten müssten "mit erheblichen Einschränkungen an den Rettungsstellen und Ambulanzen, aber auch im stationären Bereich rechnen", sagte Professor Ulrich Frei, der Ärztliche Direktor der Charité, am Freitag. Er appellierte an die Streikenden, "Risiken für Leben und körperliche Unversehrtheit der Patienten in jedem Fall zu vermeiden." Gleichzeitig betonte Frei das Recht der MitarbeiterInnen auf Arbeitskampfmaßnahmen und forderte die KlinikleiterInnen auf, das Streikrecht der Beschäftigten in keiner Weise zu beschränken. Er bedauere die Eskalation, so Frei: "Wir befinden uns im Schraubstock zwischen dem Anliegen der Mitarbeiter und den Vorgaben der Politik." Laut Senat dürfe die Charité im laufenden Jahr keine weiteren Verluste machen.
Verdi-Verhandlungsführerin Bettina Weitermann bedauert, dass die Charité-Leitung die seit der Urabstimmung verstrichene Zeit nicht genutzt habe, "um mit einem verbesserten Angebot den Streik abzuwenden." Mit einer Notdienstvereinbarung mit dem Arbeitgeber habe Verdi die Versorgung von Notfällen sicher gestellt. Bei nicht unmittelbar lebensbedrohlich Erkrankten könne es allerdings zu Versorgungseinschränkungen kommen, so Weitermann. Patienten sollten deshalb vorrangig andere Krankenhäuser aufsuchen. Auch Rettungsdienste werden in Absprache mit der Senatsverwaltung für Gesundheit für die Dauer des Streiks weitgehend andere Kliniken anfahren. Unter der Telefonnummer 450 550 500 hat die Charité eine Info-Hotline für PatientInnen eingerichtet.
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