Tarifkonflikt bei der Bahn: Für die GDL lohnt sich der Streik
Die Lokführergewerkschaft profitiert von ihrer harten Haltung. Eisenbahner wechseln von der Transnet zu ihr.
BERLIN taz Die Bahngewerkschaft GDL ist im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Bahn-Management größer geworden. "Die Zahl der Mitglieder ist gewachsen", sagte GDL-Sprecher Maik Brandenburger am Donnerstag der taz. Konkrete Zahlen über den Zuwachs wollte er aber nicht nennen. Die Bahngewerkschaft Transnet erklärte auf Anfrage, dass von Januar bis Oktober etwa 800 Mitglieder zur GDL gewechselt seien. Gleichzeitig seien aber auch 400 in der GDL organisierte Mitglieder zu Transnet gewechselt. Einen Bericht des Bielefelder Westfalen-Blatts vom Donnerstag, wonach die GDL durch ihre Arbeitskämpfe 2.000 zusätzliche Mitglieder gewonnen hat, wollten beide Sprecher nicht bestätigen.
Die Zeitung zitierte den nordrhein-westfälischen GDL-Chef Frank Schmidt. Danach seien Lokführer und Zugbegleiter von der großen Bahngewerkschaft Transnet enttäuscht und kehrten ihr den Rücken. Allein in NRW habe die GDL 350 neue Mitglieder geworben.
Transnet-Sprecher Michael Klein räumte im Gespräch mit der taz ein, dass es bei der Mitgliederzahl derzeit ein "Delta von 400 Stellen" gebe. Gleichzeitig verwies er aber auch darauf, dass diejenigen, die von der GDL zu Transnet wechselten, den Kampf der Lokführergewerkschaft nicht unterstützen wollen. Den bereits geltenden Tarifabschluss mit einer Lohnerhöhung von 4,5 Prozent sowie einer einmaligen Sonderzahlung von 600 Euro für alle Mitarbeiter der Deutschen Bahn hielten sie für ausreichend. Dieser Zuschlag wurde im Juli von den Bahngewerkschaften Transnet und GDBA ausgehandelt.
Die Lokführergewerkschaft GDL will aber einen Lohnzuschlag von rund 30 Prozent und einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal. Von den 20.000 Lokführern, die die Deutsche Bahn beschäftigt, sind Brandenburger zufolge etwa 80 Prozent Mitglied der GDL. Insgesamt zählt die GDL 34.000 Mitglieder, von denen rund 40 Prozent Pensionäre und Rentner seien. Etwa die Hälfte der berufstätigen Mitglieder sind Beamte, die nicht streiken dürfen. Transnet zählt über 270.000 Mitglieder in insgesamt rund 100 Berufen im Bahnkonzern und anderen Verkehrsunternehmen.
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