Tarifkonflikt bei Charite-Tochter CFM: Streiken zahlt sich aus
Die CFM-Beschäftigten stimmen für den hart erkämpften Tarifvertrag. Ab 2030 sollen sie so viel kriegen wie ihre Kolleg:innen an der Charité.
Als „einen großen Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet CFM-Betriebsrat Maik Sosnowsky das bereits am 6. Juni erzielte Ergebnis. Das Ziel „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, für das die Beschäftigten seit fast 20 Jahren kämpften, sei mit dem Tarifabschluss in greifbare Nähe gerückt.
Konkret sollen die Löhne der rund 3.500 CFM-Beschäftigten schrittweise bis 2030 an das Niveau des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) angepasst werden. Die Kolleg:innen beim landeseigenen Mutterkonzern Charité werden seit jeher als öffentliche Beschäftigte nach TVöD bezahlt.
Die Lohnerhöhungen sind zum Teil beträchtlich. Eine Beschäftigte in der OP-Reinigung bekommt mit dem Tarifabschluss rückwirkend zum 1. Juni 460 Euro mehr im Monat. Ab dem 1. Januar 2030 sind es sogar 1.144 Euro mehr. Mit eingerechnet sind bereits die zu erwartenden Lohnsteigerungen des TvÖD, denn die Tarifverträge sind aneinander gekoppelt.
Ausgelagert um Kosten zu sparen
2006 lagerte das Land sämtliche Berufsgruppen ohne direkten Patient:innenkontakt in ein Tochterunternehmen aus. Dazu gehören Reinigung, Sterilisation, Catering, Hausmeisterdienste, Patient:innentransport und viele weitere für das Funktionieren des Krankenhauses essenzielle Aufgaben. Die Bezahlung im Tochterunternehmen orientierte sich bislang an branchenüblichen Tarifverträgen der einzelnen Berufsgruppen und nicht an den deutlich höheren Löhnen des TvÖD.
Trotz der nun erzielten Einigung ist die vollständige Gleichstellung der Beschäftigten immer noch nicht erreicht. „Es gibt kaum Verbesserungen bei den sonstigen Arbeitsbedingungen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Gisela Neunhöffer. Gerade bei den Schichtzulagen, der Wochenarbeitszeit und den Urlaubstagen bestünden weiterhin große Unterschiede. Diese im Manteltarifvertrag enthaltenen Regelungen sind ebenfalls bis Ende 2029 festgelegt.
Nicht alle Beschäftigten sind mit dem Ergebnis zufrieden, das zeigt auch die verhältnismäßig niedrige Zustimmung von rund 78 Prozent. Im April hatten sich noch 99,3 Prozent der Beschäftigten für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. „Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die sagen, das reicht noch nicht aus“, berichtet Neunhöffer. Immerhin verspreche die Politik seit mehr als zehn Jahren eine vollständige Wiedereingliederung der Tochterunternehmen.
Die Unternehmensführung begrüßte die Einigung. Als einen „guten Kompromiss“ bezeichnete Geschäftsführer Simon Batt-Nauerz das Ergebnis Anfang Juni. „Klar ist aber auch, dass wir bis an die finanzielle Belastungsgrenze gegangen sind.“.
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