Tagung zu Rechtsextremismus und Medien: Wenn die Recherche ausbleibt

„Netzwerk Recherche“ lässt Rechtspopulisten reden – und wird überrascht. Denn schlecht recherchiert haben die Edelrechercheure vor allem selbst.

Wer richtig sucht, findet besser. Bild: sïanaïs / photocase.com

Die perfekte Überschrift haben sie selbst geliefert. „Rechtsextremismus und Medien – wenn die Recherche ausbleibt“, so hieß eine Veranstaltung auf der Jahreskonferenz von „Netzwerk Recherche“, die am Wochenende in Hamburg zu Ende ging.

Schlecht recherchiert haben die Edelrechercheure vor allem selbst: Sie luden den Schweizer SVP-Politiker Roland Büchel ein, er hielt am Freitag die medienwirksame Laudatio auf den „Informationsblockierer des Jahres“, diesmal traf es den Fußballweltverband Fifa.

Auf den ersten Blick ist Roland Büchel der perfekte Redner. Er hat für die Fifa gearbeitet und legt nun mutig Zeugnis ab, über Sepp Blatter, Korruption und Misswirtschaft.

Auf den zweiten Blick, mit etwas mehr Recherche, ist Büchel vor allem einer, der hart an der Grenze zum Extremismus segelt. Im Kantonsrat St. Gallen fiel er 2007 auf, als mit einer suggestiv formulierten Anfrage (KR Interpellation 51.07.56 vom 24. 9. 2007) einen in der Schweiz lebenden Familienvater, gebürtiger Ägypter, als Terroristen diskreditierte. Das war einen Monat vor den Wahlen. Titel der Anfrage: „Die Ausbildung zum Privatpiloten – ein elementares und unabdingbares Menschenrecht für Arbeitslose mit nordafrikanischem Migrationshintergrund?“

Das Ratsbüro erachtete die Anfrage als unzulässig, selbst die eigene Fraktion traute Büchels Vorstoß nicht. Da war die Öffentlichkeit schon hergestellt, der Betroffene musste sich nun gegen den Vorwurf wehren, er sei Terrorist, Medien stürmten seine Wohnung.

Oliver Schröm, Netzwerk-Vorsitzender und Leiter des Investigativ-Teams beim Stern, hat sich nach eigener Aussage vor der Tagung bei Schweizer Kollegen informiert. „Sie versicherten mir, Büchel sei unproblematisch“, so Schröm. Vielleicht wäre Google besser gewesen.

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