Tach auch: Bitte berühren!
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 36. Versuch
Wer Zaunwochen sät, wird Kaninchenköttel ernten. Körperbetonte Zeitungsartikel erkennt man daran, daß sie höchstens drei Sätze über die „Zaunwochen“ von Holzwelt Gräf verschwenden. Wußten Sie eigentlich, liebe Gastarbeiter, daß, wenn Frauen ihre Zaunwochen haben, Männer besser nicht bei roter Ampel über die Ampel gehen? Schließlich haben die Stadtväter ja auch extra die kleinen gelben Kästchen an den Ampeln befestigt, auf denen eine Hand abgebildet ist und die Bitte steht: „Bitte berühren!“ Es wird Ihnen, liebe Gastarbeiterinnen, gehen wie mir: Man weiß, daß alles Berühren der Welt die Ampelphase nicht verkürzt – und trotzdem berührt man. Einfach weil man dieser herzigen Aufforderung nicht widerstehen kann. Deshalb werde ich auch über Nacht mit einer Erfindung berühmt werden: dem T-Shirt mit aufgedruckter Hand und Bitte berühren!
Man könnte entsprechend auch Shorts gestalten, ein Gedanke, der uns sogleich an die Ufer des Po spült. Sie dachten doch bis heute gewiß und wie ich, daß der Name der Bremer Müllverbrennungsfirma ANO aus dem italienischen stammt und auf Deutsch Po heißt. Nicht weil ANO wie Arno klingt, was an den ebenfalls italienischen Fluß Po erinnert. Sondern wegen lateinisch anus, ani maskulinum. Das heißt auf italienisch, da mußte ich aber staunen, absurderweise culo, del culo, masculino. So daß die Bremer Müllverbrennungsfirma in Wirklichkeit CULO heißt!
Ich stelle mir folgendes entzückend vor: mit einer Torte an der Pforte von CULO zu stehen, zu sagen Mundaufaugenzu – und ihr einen Kaninchenköttel in den Mund zu stecken.
Burkhard Straßmann
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