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Tach auchDie Hormonfalle

■ Die kleine und immer wieder erbauliche Montagskolumne der taz / 44. Versuch

Neid? Neid ist mir fremd. Jeder ist seines Glückes Schmied, ich schmiede an meinem Glück rum, so what! Ich könnte endlose Listen mit Namen von Leute anfertigen, auf die ich sogar ausgesprochen unneidisch bin. Auch viele Namen aus der Medienbranche stünden auf diesen Listen, sogar die Namen von Kollegen vom Weserkurier. Doch hier muß ich leider eine klitzekleine Einschränkung machen: Letztere beneide ich um die Mittwochs geschaltete große Aldi-Anzeige in ihrem Blatt, die mich jedesmal sehr erregt. Wenn ich in der taz das Sagen hätte, würde ich die Anzeige kostenlos drucken. Sie, lieber Technikfreund, wissen warum: Wegen des Knüllerangebots. Letzte Woche hatten sie eine Kettensäge! Der Begriff allein brachte meine Hormone zum Kochen!

Manchmal weiß ich allerdings nicht, was mich mehr bewegt: die Hormone oder die Phantasie? Jüngst saß neben mir im Flugzeug eine Frau, die ausweislich ihrer Bordkarte Regine Verführt hieß. Dieser Name löste große Unruhe in mir aus, weil mir völlig unklar war, ob meine Hormone oder meine Phantasie angesprochen waren. Ich habe mich schließlich für die Phantasie entschieden, phantasierte also drauflos, bekam aber keinen Schwung in die Geschichte von einer Frau mit solch einem Namen. Schließlich war ich so strapaziert, dass auch die Hormone schwiegen.

Sie, liebwerte und unter kalten Füßen leidende Damen, wissen um das Schweigen der Hormone. Wenn Ihr körpereigenes Melatonin sich abends zurückzieht, werden Hände und Füße kalt, und schon leiden Sie unter Schlafstörungen. Dies ist eine Regelung vom lieben Gott, der damit erreichen möchte, dass Frauen zum Einschlafen Männer zu brauchen glauben. Regelmäßig fallen Frauen darauf rein und gucken dann dumm aus der Wäsche: Mit Männern im Bett schläft man nämlich erst recht nicht ein. Für den Fall, daß es doch passieren sollte, gab Er den Männern das Schnarchen. Burkhard Straßmann

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