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TV SenderSat.1 ist nur der Anfang

Aktionärsschützer machen die Fusion mit der SBS-Gruppe für den Sparzwang bei ProSiebenSat.1 verantwortlich.

ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch. Bild: dpa

MÜNCHEN/BERLIN taz Ruhig liegt der künstliche See vor dem Kongress-Zentrum der Messe München. Kein Wölkchen, keine Turbulenzen. Auch nicht für den Medienkonzern ProSiebenSat.1, zumindest wenn man demnVorstandsvorsitzenden Guillaume de Posch glaubt. Und das, obwohl de Posch in seiner Rede auf der Hauptversammlung heftige Stellenstreichungen im Unternehmen bestätigen muss. Doch wer Proteste von Arbeitnehmern erwartet hatte, die um ihre Jobs bangen, wurde enttäuscht.

De Posch spricht bei seiner Rede monoton, liest alles ab. Auch folgenden Satz: "Der Stellenabbau soll so sozialverträglich und fair wie möglich durchgeführt werden." Er begründet den Abbau nur vage, bestätigt aber, dass bis 2009 konzernweit 180 Stellen gestrichen werden. 100 in Berlin bei Sat.1, die übrigen 80 in München. "Bei der anstehenden Programmreform von Sat.1 werden einige Formate ersetzt", sagt der Vorstandsvorsitzende, personelle Konsequenzen für die Mitarbeiter inklusive. Schließlich hatte Sat.1 in der werberelevanten Zielgruppe 2006 einen ganzen Prozentpunkt eingebüßt. Am Rande der Hauptversammlung bestätigt Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler, dass der Stellenabbau vor allem durch das Aus für die beiden Boulevard-Magazine "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend" zustande komme. "Bei Sat.1 am Mittag" werden 35, bei "Sat.1 am Abend" 20 Mitarbeiter entlassen", so Faßler. Auch die Einstellung der Nachrichtensendung "Sat.1 News - Die Nacht" ist nun offiziell bestätigt. Der TV-Konzern möchte so Kosten senken. "Denn diese Formate konnten nicht wirtschaftlich betrieben werden", sagt Faßler. Doch das ist das neue Ziel im Konzern: Die einzelnen Formate müssen jeweils separat zur Rendite beitragen. Natürlich werde das eingesparte Geld wieder ins Programm investiert.

Die Lizenz als Vollprogramm - mit vorgeschriebenem Nachrichtenangebot - sei trotz des News-Abbaus nicht gefährdet. "Wir haben gerechnet und haben jetzt wieder so viel Informationsanteil im Programm, wie wir ihn hatten, als wir die Lizenz bekommen haben", sagt de Posch. Gerüchten, dass sich Sat.1 ganz aus Berlin verabschieden könnte, dementiert der Vorstandsvorsitzende energisch: "Bei vier Sendern ist es doch normal,

dass es bei einem mal Probleme gibt. Aber: Sat.1 bleibt wo es ist." Neben Sat.1 und ProSieben gehören noch Kabel 1 und der Nachrichtenkanal N 24 zur Senderfamilie, zum Konzern gehört außerdem noch der Anrufsender 9live, der wegen seiner umstrittenen Gewinnspiele unter verschärfter Beobachtung der Medienaufsicht steht.

Lieber als über die Kürzungen spricht der Vorstandschef über den künftigen Zusammenschluss von ProSiebenSat.1 und der SBS-Senderholding (Skandinavien, Niederlande, Osteuropa). Hierdurch sei ProSiebenSat.1 endlich zum "paneuropäischen Medienkonzern aufgestiegen". Dadurch könne man eine Internationalisierung, die Stärkung von Umsatzwachstum und die Positionierung als starker Inhalte-Anbieter erreichen. Außerdem sei der Umsatz im Jahr 2006 um 5,8 Prozent gestiegen. Durch Kostendisziplin sei dieses Umsatzwachstum auch in ein deutliches Gewinn-Wachstum umgesetzt

worden. Und das Vorsteuer-Ergebnis um 10,3 Prozente auf 387 Millionen Euro gestiegen. Der weiter steigende Aktienkurs, so de Posch, bestätigte, dass man hier auf dem richtigen Weg sei.

Aktionärsvertreter kritisierten jedoch, dass der bezahlte Preis von 3,3 Milliarden Euro für SBS "unverschämt hoch" ausgefallen sei. Die Fremdfinanzierung der Transaktion sei außerdem mit zu hohen Risiken behaftet. Die Finanzinvestoren Permira und KKR, auch Eigentümer von ProSiebenSat.1, hatten den aus der Transaktion resultierenden

Schuldenberg nämlich den Sendern aufgeladen. Auf solche Vorwürfe gibt sich de Posch kurz angebunden: "Der Kaufpreis war angemessen." Außerdem legt er Wert auf die Feststellung, dass auch die Personalentscheidungen "nicht auf Druck der Gesellschafter KKR und Permira zustande kommen". Doch das glaubt ihm in Berlin wie in München wohl niemand.

Auch für den streitbaren Kleinaktionär Manfred Klein ist das nicht nachvollziehbar: "Sie sparen uns ja zu Tode. Sparen werden Sie allerdings weniger an Heidi Klum und Boris Becker. Was fällt Ihnen ein, diese Leute in Brot und Lohn zu nehmen und gleichzeitig Mitarbeiter zu entlassen", herrschte Klein den versammleten AG-Vorstand an.

Ins gleiche Horn stieß auch CSU-Generalsekretär Markus Söder. "Das ist letztlich ein verheerendes Signal für den Medienstandort Deutschland", sagte Söder "Spiegel Online". Es könne nicht angehen, "dass es bestimmten Unternehmen in der Medienbranche ausschließlich um Gewinnmaximierung geht".

Keiner sollte allerdings auf die Idee kommen, nur die deutschen MitarbeiterInnen des neuen paneuropäischen Medienkonzerns hätten nun unter den Einsparungen zu leiden: Das SBS-Hauptquartier in Amsterdam fällt ebenfalls komplett den berühmten Synergieeffekten zum Opfer. Es handelt sich allerdings um - ganze 20 Arbeitsplätze.

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