TV-Deal für die Bundesliga: Klassik gegen Neue Medien
Am Dienstag entscheidet die DFL, wie die Bundesliga künftig übertragen werden soll. Bleibt alles beim Alten oder werden Spielberichte nur noch im Netz zu sehen sein?
BERLIN taz | Der Veranstaltungsort am Terminal 1 des Frankfurter Flughafens wirbt mit dem bemüht-quatschenglischen Slogan „Next Generation Multispace“, dabei müsste es zumindest heute „Next Generation Fußball“ heißen. Denn hier lässt die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach der ab 11 Uhr tagenden Klubversammlung die Katze aus dem Sack und verkündet, wo in Fußballdeutschland künftig die Spiele der Bundesliga laufen.
Konkret geht es um die Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17 – und um nichts weniger als einen möglichen Totalumschwung. Denn auch wenn die DFL als Vermarktungsorganisation der ersten und zweiten Bundesliga 19 komplizierte Rechtepakete ausgeschrieben hat, schnurrt die Schlacht um die audiovisuelle Berichterstattung auf exakt zwei Szenarien zusammen.
Und die erregen seit Monaten Fans wie Sender: Entweder es bleibt mehr oder minder alles beim Alten, mit der Pay-Plattform Sky als Hauptabspielkanal für Livespiel und viel Drumherum und verhältnismäßig frühen Zusammenfassungen im Free-TV. Oder es kommt die Variante „Neue Medien“ zum Zuge – und die erste Liga-Zusammenfassung läuft exklusiv im Internet und auf Smartphone- oder Tabletcomputer-Apps.
Die erste, altbekannte Variante nennt die DFL selbst „Klassik“. Kommt sie zum Zuge, würde das vermutlich auch die Fortsetzung der ARD-„Sportschau“ bedeuten. Mit dieser Klassik-Variante bliebe es also bei der frühen ersten ausführlichen Zusammenfassung am Samstag zwischen 18.30 und 20.15 Uhr.
Die Bundesliga nimmt im europäischen Vergleich gar nicht so wenig ein, wie von Funktionärsseite gern gegreint wird. Rund 1,66 Milliarden Euro waren es in der Saison 2009/2010 nach Zahlen der Deloitte Annual Review of Football Finance 2011. Getoppt wird das nur von der englischen Premier League, die 2,48 Mrd. Euro umsetzte. Bei den TV-Erlösen kommen die englischen Klubs auf rund 1,25 Mrd. Euro, auch Italien (900 Millionen), Spanien (650 Mio.) und Frankreich (550 Mio.) liegen vor den rund 410 Mio. Euro der Bundesliga. Dafür liegt die beim Sponsoring auf Platz 1 und ist Nummer 3 bei den Stadioneinnahmen. (stg)
Späterer Abendtermin ist vom Tisch
Die bei früheren Ausschreibungen von Sky so unerbittlich geforderte Verschiebung auf einen späteren Abendtermin ist vom Tisch. Zufrieden dürften beim Klassik-Szenario auch die Sponsoren der Liga und ihrer Vereine sein, schließlich bekämen sie weiterhin zu früher Sendezeit große Reichweiten im frei empfangbaren Fernsehen.
Ganz anders sieht dagegen das zweite Szenario „Neue Medien“ aus: Hier würde die erste frei empfangbare Zusammenfassung nur als Web-TV (IPTV) im Netz und via App möglich – das klassische Free-TV käme am Samstag frühestens ab 21.45 Uhr wieder zum Zuge. Google, Yahoo und andere Internetfirmen sollen zu den Bietern zählen.
Als Vorreiter einer solchen Lösung gilt die Deutsche Telekom, die schon seit mehreren Spielzeiten die IPTV-Rechte an der Liga hält. Alle weiteren Internet-Rechte, vor allem für das Live-Streaming der Spiele, liegen allerdings derzeit bei Sky. Ob die Zeit für einen solchen technischen Paradigmenwechsel schon reif ist, sehen auch manche Klubs eher skeptisch.
Ihnen geht es dabei allerdings vor allem ums Geld: Mindestens 500 statt der bislang rund 410 Millionen Euro pro Spielzeit soll die DFL für die Übertragungsrechte reinholen und so den in Italiens und Spaniens Ligen üblichen Beträgen näherkommen.
Insgesamt 15 Interessenten
Auch wenn die DFL außer der dürren Mitteilung, insgesamt habe sie 15 Interessenten für die Ausschreibung der nationalen Medienrechte zugelassen, betont nichts sagt und darauf verweist, dass „es erst am Dienstagmittag eine Entscheidung gibt“: Die Rechtevergabe ist eigentlich ein Rennen zwischen Rupert Murdochs Bezahlsendergruppe Sky und der Deutschen Telekom.
Beide bieten nach unbestätigten Berichten für die komplette Rechtepalette – von der TV-Liveübertragung über die Zusammenfassung bis zum Web-TV. Für Sky geht es dabei nach Meinung einiger Experten ums Überleben: Zwar hatte die Senderplattform Ende 2011 stolz von gut drei Millionen verkauften Abos gesprochen und will 2013 endlich schwarze Zahlen schreiben. Doch ohne Liga läuft das nicht.
Sky könnte allerdings von einer Art Abseitsfalle profitieren, die sich für die Telekom auftut: Spätestens mit dem Zuschlag für die klassischen Übertragungs- und Zusammenfassungsrechte im Netz wie im TV würde die rundfunkrechtlich selbst zum Sender. Weil Rundfunk in Deutschland aber laut Grundgesetz staatsfern zu sein hat, die Telekom aber noch zu rund einem Drittel dem Staat gehört, wird es hier Probleme geben.
Klagen der Landesmedienanstalten schon angekündigt
Die zuständigen Landesmedienanstalten haben schon Klagen angekündigt – für manche Beobachter ein Indiz, dass noch einmal Sky zum Zug kommt. Die Axel Springer AG muss das nicht schrecken: Sie interessiert sich laut Capital und Zeit für kurze, maximal sechsminütige Internet-Clips am Samstag.
Die könnten auf den Apps von Bild und Welt auch bei der Klassik-Variante noch vor der „Sportschau“ laufen. Der Veranstaltungsort, in dem die DFL-Entscheidung verkündet wird, trägt übrigens den Namen Skylounge. Noch so ein Omen.
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