TSCHETSCHENIEN: RUSSLAND VERHANDELT NUN DOCH: Ende einer Kriegsökonomie
Zum ersten Male seit Beginn des zweiten Tschetschenien-Krieges im Jahre 1999 verhandeln russische Regierung und tschetschenische Rebellen. Noch will die russische Seite nicht zugeben, dass hier ein Friedensprozess in der separatistischen Republik eingeleitet wird. Bei Regierungsantritt hatte Präsident Putin nämlich geschworen, niemals mit den tschetschenischen Warlords zu reden. Wenn er nun dieses Versprechen bricht, muss Putin schwer wiegende Gründe haben.
Es geht nicht nur um die Verlegung der Truppen nach Zentralasien. Ein anderer Grund ist beim Prozess gegen den tschetschenischen Oberterroristen Salman Radujew deutlich geworden, der 1996 ein Geiseldrama in einem Krankenhaus inszenierte, bei dem 78 hilflose Menschen starben. Radujew berichtete, wie ihm 1992 auf Befehl des russischen Verteidigungsministers Gratschow Waffen der aus Tschetschenien abziehenden russischen Truppen übergeben wurden. Insider wissen, warum: Hohe russische Militärs wünschten sich damals einen Krieg in Tschetschenien, um die illegal beim Abzug der Heeresgruppe West aus Deutschland verscheuerte Waffentechnik als verloren melden zu können. Seit diesem kriminellen Beginn haben sich die russische Armee in der Teilrepublik und die tschetschenischen Banden gegenseitig weiter kriminalisiert. Vielen Führern auf beiden Seiten geht es dabei nur noch ums Geschäftemachen. Die „antiterroristische Aktion“ Russlands in Tschetschenien gebar dabei laufend mehr Terrorakte und Terroristen auf beiden Seiten.
Wenn sich Putin nun als erfolgreicher Partner im internationalen Kampf gegen den Terrorismus präsentieren will, muss er das tschetschenische Geschwür schleunigst wegoperieren. Dem dient seine neue Initiative, denn mit jeder militärischen Lösung ist er gescheitert. BARBARA KERNECK
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