Syrische Chemiewaffen: Ab nach Albanien

Eine Zerstörung der Chemiewaffen in Syrien gestaltet sich schwierig. Die russische Regierung plant, die Kampfstoffe außer Landes zu bringen.

Eine Zerstörung der Chemiewaffen innerhalb Syriens sei wegen der anhaltenden Gewalt schwierig. Bild: dpa

MOSKAU/BERLIN afp | Die Zerstörung der syrischen Chemiewaffen verlangt der Staatengemeinschaft nach Einschätzung der russischen Regierung einen logistischen Kraftakt ab. Vieles spreche dafür, dass der Großteil der Kampfstoffe ins Ausland verbracht werden müsse, sagte Vize-Außenminister Sergej Riabkow am Freitag der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Das werde 300 bis 400 Millionen Dollar (220 bis 300 Millionen Euro) kosten - wenn es zu keinen größeren Zwischenfällen komme.

Riabkow war zuvor mit der niederländischen Diplomatin Sigrid Kaag zusammengetroffen, die das Abrüstungsprogramm in Syrien leitet. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass fast 1300 Tonnen chemischer Waffen und Kampfstoffe sicher versiegelt und auch die letzten Produktionsstätten in Syrien unbrauchbar gemacht worden seien. Riabkow zufolge wäre eine Zerstörung der Chemiewaffen innerhalb Syriens wegen der anhaltenden Gewalt schwierig.

Die russische Zeitung Kommersant berichtete am Freitag unter Berufung auf russische Diplomaten, die Staatengemeinschaft könne sich womöglich bald einigen, das Giftgasarsenal zur Zerstörung nach Albanien zu bringen. Sowohl die Türkei als auch Jordanien hätten US-Bitten ausgeschlagen, die gefährliche Fracht ins Land zu lassen.

Der zwischen Russland und den USA vereinbarte Abrüstungsplan sieht die Vernichtung der syrischen C-Waffen bis Ende Juni 2014 vor. Dies werde bis zu 400 Millionen Dollar kosten, sagte Riabkow. „Aber nur unter der Bedingung, dass es keine Terroranschläge gibt und die Beteiligten nicht angegriffen werden.“

Berlin zögert

Ob sich Deutschland auf eigenem Boden an der Vernichtung der Chemiewaffen beteiligen wird, ist unklar. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Freitag in Berlin, die Bundesrepublik sei bereit, ihren Beitrag zu leisten. Im Umfeld des Bundesverteidigungsministeriums gebe es Unternehmen, „die ihre Fähigkeit zur Beseitigung von Chemiewaffen unter Beweis gestellt haben“, sagte der Sprecher weiter. Noch sei aber nichts entschieden.

Die internationalen Anstrengungen zur Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals sind eine Reaktion auf einen Angriff mit Sarin, der am 21. August bei Damaskus verübt wurde. Bei diesem Angriff, für den Washington die syrische Führung verantwortlich machte, wurden nach Angaben der syrischen Opposition rund 1300 Menschen getötet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.