Syrien-Friedensgespräche in Genf: Oppositions-Chefdiplomat tritt zurück
Die drei Verhandlungsrunden der Genfer Gespräche verliefen erfolglos. Der wichtigste Unterhändler der Regierungsgegner, Mohammed Allusch, trat nun zurück.
Die bislang drei Verhandlungsrunden in Genf seien „ohne Erfolg“ gewesen, schrieb Allusch. Das „starrköpfige“ Assad-Regime bombardiere weiter die Bevölkerung und lasse keine humanitäre Hilfe in die belagerten Städte. Die Staatengemeinschaft sei „unfähig“, ihre Resolutionen umzusetzen, insbesondere was die humanitäre Lage betreffe, die Aufhebung der Belagerungen, Hilfslieferungen, die Freilassung von Gefangenen und die Einhaltung der Waffenruhe.
Allusch gehört der salafistisch inspirierten Gruppierung Dschaisch al-Islam (Brigaden der Armee des Islam) an. Dabei handelt es sich um eine von etwa hundert Rebellengruppen, die Ende Februar der von den USA und Russland vermittelten Waffenruhe zwischen den syrischen Konfliktparteien zugestimmt hatten. Dschaisch al-Islam ist eine der einflussreichsten Bewegungen in Syrien, was Allusch auch in Genf Gewicht verlieh.
Die Feuerpause, von der nur die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) und islamistische Gruppen wie die Al-Nusra-Front ausgenommen sind, wurde in den vergangenen Wochen häufig nicht mehr eingehalten. Erbitterte Kämpfe gibt es um Aleppo und vor Damaskus. Auch angesichts der fortdauernden Bombardierungen „gefährden die endlosen Verhandlungen das Schicksal des syrischen Volkes“, erklärte Allusch. „Ich verkünde also meinen Rückzug aus der Delegation und die Aufgabe meiner Mission.“
Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte vor drei Tagen dem UN-Sicherheitsrat erklärt, er plane keine neue Gesprächsrunde in den kommenden zwei bis drei Wochen. Experten hatten schon befürchtet, dass die Rebellen nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren könnten, so lange die Waffen nicht wirklich schweigen und so lange die Menschen in den belagerten Städten keine Hilfe bekommen.
Allusch wertete seinen Schritt als Protest gegen die Staatengemeinschaft, „und ich hoffe, sie nimmt das Blut der Syrer ernst, das wegen des Regimes und dessen Verbündeten vergossen wird“, schrieb er mit Blick auf den Iran und Russland, die Assad unterstützen. Neben der fortdauernden Gewalt hat auch der Streit über die Zukunft des Machthabers echte Fortschritte in Genf verhindert. Für die Rebellen kann der Präsident in einer Übergangsregierung keine Rolle mehr spielen, Damaskus sieht das anders.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen