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Syrer in ÄgyptenOppositionstreffen endet im Chaos

Die Delegierten können sich nicht auf ein gemeinsames Gremium einigen. Männer schlugen sich, Frauen weinten, Kurden gingen. Auf Unterstützung der Rebellen konnte man sich zumindest einigen.

Khaled Abu-Salah, syrischer Oppositioneller aus Homs, kam wenigstens vor der Presse zu Wort. Bild: dpa

KAIRO dapd/rtr | Die syrische Opposition im Exil will keine Mitglieder des Regimes von Präsident Baschar Assad in einer Übergangsregierung dulden. Darauf verständigten sich rund 250 Delegierte am Dienstagabend bei einem Treffen von Oppositionsgruppen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Eine wirkliche Annäherung im Kampf gegen Assad gelang den Gruppen dennoch nicht. Sie einigten sich lediglich auf zwei eher vage formulierte Dokumente.

Während in dem einen Papier ein Rahmenentwurf skizziert wird, wie die Opposition durch eine Phase des Übergangs geführt werden kann, werden in dem anderen die grundlegenden Prinzipien für eine Ära nach Assad definiert.

Zudem verständigten sich die Delegierten auf die Unterstützung der Freien Syrischen Armee (FSA) und die Auflösung der regierenden Baath-Partei. Nicht einigen konnten sich die Delegierten auf die Bildung eines einheitlichen Gremiums, das die Opposition repräsentieren soll.

Das Treffen in einem Hotel in Kairo endete im Chaos. Delegierte verprügelten einander und beschimpften sich derart wüst, dass Frauen im Saal zu weinen begannen. Auslöser der Auseinandersetzungen war die Entscheidung der syrischen Kurden, das Treffen zu verlassen. Vertreter der ethnischen Minderheit seien gegangen, weil die Konferenz ihren Status nicht habe anerkennen wollen, sagte Abdel Asis Othman vom Nationalen Kurdenrat.

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4 Kommentare

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  • SD
    Stimme der Demokratie

    Krawall-Journalismus vom Feinsten: Den Fokus immer auf das Destruktive legen.

  • TH
    Thomas H

    Angesichts der Tatsache, dass sich die sehr breit gefächerte, vielschichtige und in sich höchst widersprüchliche syrische Opposition aus nahezu dem gesamten politischen, ethnischen und religiösen Spektrum der syrischen Gesellschaft zusammensetzt, ist es eigentlich kein Wunder, dass vor allem die vom eigenen Land abgeschnittene syrische Exilopposition größte Probleme damit hat, zu innerer Einigkeit und Geschlossenheit zu finden.

     

    Vom solche inneren Widersprüche genüsslich ausnutzenden und zuspitzenden Wirken des Assad-Geheimdienstes innerhalb der Oppositionskräfte mal ganz zu schweigen.

     

    Was die anhaltenden Zwistigkeiten innerhalb der breitgefächerten syrischen Volksopposition jedoch sehr deutlich macht ist Falschheit der Behauptungen von Seiten Assads und seiner Anhängerschaft, wonach es sich bei der innersyrischen Opposition ausschließlich um radikale sunnitische Islamisten handeln würde.

     

    Die Realität ist jedoch die, die zuletzt auf der Konferenz der syrischen Exilopposition in Kairo zu besichtigen war:

     

    Radikale sunnitische Islamisten stellen nur einen (relativ kleinen) Teil im sehr sehr breiten Gesamtspektrum der äußerst heterogenen syrischen Volksopposition dar!

  • A
    Ant-iPod

    Uneinigkeit? Also in zwei Tagen von ganz links bis ganz rechts alle Meinungen zusammen zu führen und solche Beschlüsse auszuarbeiten - das finde ich sehr respektabel.

    Das bekommt unser Schwarz-Gelbes Duo nicht hin und die sind nur zu zweit....

     

    Wenn jemand den Saal verlässt, weil er seine Forderung nicht durchsetzen kann, ist dies doch ein völlig normaler Vorgang und passiert in deutschen Parlamenten ja auch.

     

    Ich sehe das sehr positiv und als eine gute Entwicklung.

     

    Die Abschlussszenen sind zwar ein wenig befremdlich, warum diese aber mehr betont werden, als die Beschlüsse - siehe Schlagzeile - entzieht sich meinem Verständnis.

  • S
    suri

    daraus resuliert, dass der Assad der einzige Person und die einzige Option ist, der/die die Syrer vereinigen kann.