Svenja Bergt über Privatsphäre im Netz: Die Vielfalt schwindet
Viele Tränen wird wohl kaum ein Nutzer dem Smartphone-Betriebssystem Firefox OS hinterherweinen. Dazu war es einfach nicht ausgereift genug, zu langsam, zu wenig attraktiv für App-Entwickler, und auf wirklich vielen Geräten lief es auch nicht. Schlechte Voraussetzungen, um zum nächsten großen Ding zu werden.
Doch das Aus für Firefox OS bedeutet gleichzeitig das Aus für ein Symbol. Dafür, dass es möglich ist, der Marktdominanz von Apples iOS und Googles Android etwas entgegenzusetzen. Und es ist nicht nur Mozillas Betriebssystem, das schwächelt. Auch der Browser Firefox verliert langsam, aber stetig an Nutzern, verdrängt vor allem von einem konstant Marktanteile sammelnden Konkurrenten: Googles Chrome. Der Effekt ist derselbe: Immer mehr Menschen nutzen eine immer geringere Vielfalt an Produkten. Konzentration also. Und das hat Konsequenzen.
Denn wer den Markt beherrscht, macht auch die Spielregeln. Das können Preise sein, wie bei Amazon, aber da die Währung im Internet nicht nur Dollar oder Euro, sondern genauso persönliche Daten sind, geht es letztlich um Privatsphäre. Welche Apps laufen auf Smartphones, und wer hat Zugriff auf Daten, die damit verarbeitet werden? Mit welchen Diensten suchen Nutzer nach dem Weg, und wer darf das auswerten? Werden Telefonate standardmäßig verschlüsselt, oder sind sie für Dritte abhörbar? Das sind maßgebliche Faktoren des Ökosystems, in dem sich Smartphonenutzer bewegen. Und mit zusammen 85 Prozent Marktanteil bei Handybetriebssystemen bestimmen Apple und Google darüber.
In einer Zeit, in der alle wissen, wie wichtig der Schutz der Privatsphäre ist – Abräumen von Konten, Diebstahl von Identitäten, geheimdienstliche Überwachung von allem und jedem – ist das ein echtes Problem. Wo es noch Alternativen gibt, können Nutzer dem noch etwas entgegensetzen. Wenn es schlecht läuft, ist es auch dafür irgendwann zu spät.
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