Sven Hansen über den Kampf um die südphilippinische Stadt Marawi: Große Klappe, nichts dahinter
Mit der ihm eigenen Großmäuligkeit forderte der philippinische Präsident Rodrigo Duterte die Rebellen der Maute-Gruppe im November auf, doch so mutig zu sein und die Großstadt Marawi anzugreifen. Im Mai versuchte dort das Militär, Isnilon Hapilon, den Chef der Terrorgruppe Abu Sayyaf zu fassen. Er formte gerade mit Maute ein Bündnis. Doch der Zugriff des Militärs, zu faulen Kompromissen gezwungen, ging schief. In kurzer Zeit schlugen die Rebellengruppen zurück und bekamen einen Großteil der Stadt unter Kontrolle.
Das interessiert im Ausland nur, weil Hapilon auch der Führer der Terrormiliz IS in den Philippinen ist. Während der IS in Irak und Syrien in der Defensive ist, ist Marawi ein Propagandasieg. Bisher bekannten sich philippinische Extremisten gern zu al-Qaida und dem IS, um ihre Forderungen besser durchsetzen zu können. Doch jetzt zeigten sich die Rebellen, in deren Reihen auch Ausländer kämpfen, als sehr schlagkräftig und gut organisiert. Dagegen hat Duterte, der sich stets als erster Präsident des Landes von der südlichen Insel Mindanao präsentiert, in der Marawikrise weder ein besonderes Verständnis für die dortigen Probleme gezeigt noch konstruktive Lösungen angeboten. Er drohte nur mit Marawis Zerstörung.
Der Kampf der muslimischen Rebellen verfügt über die Legitimität der Verteidigung der Interessen der Muslime. Doch hat sich dieser Kampf längst verselbständigt und mit kriminellen und terroristischen Aktivitäten vermischt. Bei bisherigen Friedensgesprächen wurden die Rebellen stets über den Tisch gezogen und ein Stück delegitimiert. Das führte zur Abspaltung radikaler Kräfte, aus denen sich heute die Terrorgruppen rekrutieren. Ihre Attraktivität für junge Muslime speist sich aus der Erfolglosigkeit der bisherigen Gruppen. Ohne substanzielle Zugeständnisse an die Muslime, vor allem politischer wie auch wirtschaftlicher Art, wird sich der Konflikt nicht befrieden lassen. Ausland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen