Angriffe zwischen Israel und Libanon: Libanons Truppen stärken
Die Hisbollah und andere Milizen unter Kontrolle zu bringen, ist auf die Schnelle nicht einfach. Die Regierung in Beirut braucht Unterstützung.

D er Zorn der nach eineinhalb Jahren in den Norden Israels Zurückkehrenden ist gut nachvollziehbar. Kaum stellen sie ihre Koffer ab, schon heulen erneut die Sirenen auf. Die im November vereinbarte Waffenruhe ist am Wochenende von libanesischer Seite verletzt worden. Israel reagierte, wie zu erwarten, massiv mit Vergeltungsschlägen. Ziel der Luftangriffe war die libanesische Terrormiliz Hisbollah, die allerdings jede Verantwortung von sich weist. Aktuell gilt es, jede weitere Eskalation zu verhindern.
Durchaus denkbar ist, dass hinter den Angriffen gegen Israel eine palästinensische Gruppe steckt. Der Libanon ist das Land mit den meisten palästinensischen Flüchtlingen. Auch dort ist die Hamas aktiv. Die jüngst von Israel wieder aufgenommenen Kämpfe im Gazastreifen wären Grund genug für eine solidarische Militäraktion der Islamisten. Ob Hisbollah oder Hamas – die Verantwortung für ein Einhalten der Waffenruhe ist Sache der libanesischen Regierung und der staatlichen Armee.
Das Abkommen vom November hält fest, dass im Südlibanon nur noch die libanesische Armee, unterstützt von der UN-Friedensmission Unifil, stationiert sein soll. Mit ihrer Aufgabe, die Umsetzung des Abkommens zu garantieren, sind die Truppen ganz offensichtlich überfordert. Nawaf Salam, Libanons neuer Ministerpräsident, und der ebenfalls erst vor wenigen Wochen ins Amt gewählte Präsident Joseph Aoun müssen die Hisbollah, die der Armee militärisch weit überlegen ist, unter Kontrolle bringen.
Die Rekrutierung einiger Tausend Soldaten, wie sie dieser Tage im Libanon stattfindet, geht zwar in die richtige Richtung. Spätestens mit dem jüngsten Schlagabtausch dürfte indes klar sein, dass das von Korruption, Krieg und Krisen erschütterte Land die Entwaffnung der Hisbollah und anderer Milizen allein kaum schaffen wird. Um eine erneute Ausweitung der Kämpfe zu verhindern und für die Garantie, dass Israels Norden nicht mehr angegriffen wird, braucht es eine massive personelle Aufstockung und moderne Ausrüstung für die libanesische Armee.
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