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Angriffe zwischen Israel und LibanonLibanons Truppen stärken

Kommentar von Susanne Knaul

Die Hisbollah und andere Milizen unter Kontrolle zu bringen, ist auf die Schnelle nicht einfach. Die Regierung in Beirut braucht Unterstützung.

Bei Vergeltungsangriffen der israelischen Armee kam es am Wochenende im Libanon erneut zu Toten und Sachschaden Foto: STR/dpa

D er Zorn der nach eineinhalb Jahren in den Norden Israels Zurückkehrenden ist gut nachvollziehbar. Kaum stellen sie ihre Koffer ab, schon heulen erneut die Sirenen auf. Die im November vereinbarte Waffenruhe ist am Wochenende von libanesischer Seite verletzt worden. Israel reagierte, wie zu erwarten, massiv mit Vergeltungsschlägen. Ziel der Luftangriffe war die libanesische Terrormiliz Hisbollah, die allerdings jede Verantwortung von sich weist. Aktuell gilt es, jede weitere Eskalation zu verhindern.

Durchaus denkbar ist, dass hinter den Angriffen gegen Israel eine palästinensische Gruppe steckt. Der Libanon ist das Land mit den meisten palästinensischen Flüchtlingen. Auch dort ist die Hamas aktiv. Die jüngst von Israel wieder aufgenommenen Kämpfe im Gazastreifen wären Grund genug für eine solidarische Militäraktion der Islamisten. Ob Hisbollah oder Hamas – die Verantwortung für ein Einhalten der Waffenruhe ist Sache der libanesischen Regierung und der staatlichen Armee.

Das Abkommen vom November hält fest, dass im Südlibanon nur noch die libanesische Armee, unterstützt von der UN-Friedensmission Unifil, stationiert sein soll. Mit ihrer Aufgabe, die Umsetzung des Abkommens zu garantieren, sind die Truppen ganz offensichtlich überfordert. Nawaf Salam, Libanons neuer Ministerpräsident, und der ebenfalls erst vor wenigen Wochen ins Amt gewählte Präsident Joseph Aoun müssen die Hisbollah, die der Armee militärisch weit überlegen ist, unter Kontrolle bringen.

Die Rekrutierung einiger Tausend Soldaten, wie sie dieser Tage im Libanon stattfindet, geht zwar in die richtige Richtung. Spätestens mit dem jüngsten Schlagabtausch dürfte indes klar sein, dass das von Korruption, Krieg und Krisen erschütterte Land die Entwaffnung der Hisbollah und anderer Milizen allein kaum schaffen wird. Um eine erneute Ausweitung der Kämpfe zu verhindern und für die Garantie, dass Israels Norden nicht mehr angegriffen wird, braucht es eine massive personelle Aufstockung und moderne Ausrüstung für die libanesische Armee.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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2 Kommentare

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  • Eine kraftvolle libanesische Armee, wo soll die herkommen? Es gibt eine offizielle Regierung, aber die Macht liegt bei den verschiedenen Clans im Lande, teils durch die Religion verbunden (ganz großzügig aufgeteilt: Schiiten, Sunniten, Maroniten, Drusen), teils durch ihre Volkszugehörigkeit (Kurden, libanesische Araber, Paästinenser). Und auch innerhalb der jeweiligen großen Gruppen gibt es Streit (Bsp: die christlichen Clans Gemayel und der Chamoun) bis hin zum Bürgerkrieg. Alle Gruppen haben auch bewaffnete Milizen, die sich nicht scheuen, aufeinander zu schießen. Wie soll da EINE Armee funktionieren, auf wen in der Regierung (traditionell aufgeteilt in einen christlichen Präsidenten, einem schiitischen Parlamentspräsidenten und einem sunnitischen Ministerpräsidenten) soll sie hören? Zuerst müssten alle nichtstaatlichen Waffenträger entwaffnet werden, dazu hat aber im Libanon keiner die Macht. Und ein Eingreifen von Außen? Die UNO etwa? Die Franzosen und Amerikaner haben es in den 1980er Jahren unter dem UNO-Mandat mal probiert, nach zwei großen Bombenanschlägen auf ihre Hauptquartiere (mit 250 toten Amerikanern und 50 toten Franzosen) sind sie wieder abgezogen.

    • @Offebacher:

      Hinzu kommt, dass der Libanon pleite ist und wenn Soldaten keinen Sold erhalten tendieren sie zu desertieren. Und wer würde diese mit offenen Armen empfangen? Die Milizen...