■ Surfbrett: Wem das Herz zu weit links schlägt
Mit Oskar Lafontaine ist die Krise der Linken offensichtlich geworden. Weniger prominent, aber weit interessanter ist der Fall Peter Töpfer. Unter www.nationale-anarchie.de ist bis in private Einzelheiten hinein die intellektuelle und politische Katastrophe nachzulesen. Die verbale Radikalität der Linken wird zum mythischen Gebräu eines nationalen antikapitalistischen Widerstands. Peter Töpfer versteht sich selbst als Anarchist und zählt sich zur Linken. Aber er will beiden, dem historischen Anarchismus wie der klassischen Linken, ein neues Programm verschaffen – ein völkisches. Plötzlich erscheinen ihm Demonstrationen der NPD als anarchisches Aufbäumen des Volkes. Seitenlang macht er sich Gedanken über den Rassismus, um zum Schluss zu kommen, dass es nur darum gehen könne, den Antirassismus zu bekämpfen. Mühelos lässt sich diese Figur auch auf den gesamten Antifaschismus übertragen. Zwanzig Druckseiten umfasst allein die erste, online abrufbare Folge seines freundschaftlichen, sogar intimen Briefwechsels mit dem notorischen Rechtsradikalen Christian Worch. Die beiden sehen sich als Vorreiter einer allgemeinen Tendenz – und wollen dafür das Internet nutzen. Martin Walser werde wohl noch ein paar Jahre brauchen, um sich auf ihre Seite zu schlagen, schreibt Worch. Innenminister Otto Schilys Parolen gegen Ausländer aber seien schon heute radikaler als diejenigen der NPD.
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