■ Surfbrett: Umsonst: Bill Gates für die gebildeten Stände
Gute Nachrichten haben auch ihre schlechten Seiten. Wer die Adresse www.slate.com aufruft, muß mit der Fehlermeldung rechnen, der Server sei überlastet. Seit Anfang der Woche ist Bill Gates' Online-Magazin „Slate“ auch ohne Gebühren abrufbar. Lediglich zusätzliche Dienstleistungen wie etwa der Newsletter, der die wichtigsten Nachrichten in den Briefkasten schickt, sind ausschließlich den zahlenden Abonnenten vorbehalten. Das muß nicht sein, wenngleich es vielleicht nützlich wäre gerade außerhalb der USA. In Deutschland muß man Slate (die Schiefertafel) nicht täglich lesen. In Amerika aber ist es fast unumgänglich; Slate hat sich zu einer überraschend originellen Klatsch- und Tratschecke für die gebildeten Stände gemausert. Vor drei Jahren hatte Bill Gates für das Prestigeprojekt renommierte Print-Journalisten eingekauft. Erstaunlicherweise ging gerade diese Rechnung auf. Die Redaktion kümmert sich nicht im geringsten um das Internetgeschrei. Statt dessen nutzt sie mit ausgezeichneten Autoren die neue Plattform für eine souverän und lakonisch kommentierende Berichterstattung über Madeleine Albright und Provinzsenatoren bis hinunter zum Rest der amerikanischen Hinterwelt – das „Clintometer“ eingeschlossen, das am Dienstag seine letzte Ausgabe erlebt hat. Kürzer ist die Präsidenten-Sexaffäre nirgends abgehakt worden. Extrem nützlich sind die kurzen Übersichten über die übrige amerikanische Presse. Nur Geld verdienen läßt sich damit nicht. Die dafür erforderliche Zahl der Abonnenten wurde nie erreicht. Aber eine Einstellung des Projekts hätte andererseits dem ohnehin lädierten Ruf von Microsoft in möglicherweise sogar finanziell meßbarem Ausmaß geschadet. Also blieb nur der Rückzug von dieser Front übrig. Online-Zeitungen ließen sich heute nur noch mit Werbung finanzieren, gab ein Sprecher von Microsoft zu Protokoll. Just das trifft auf Slate nicht zu. Außer von Microsoft ist dort nicht viel an Werbung zu sehen.
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