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■ SurfbrettDoppelte Staatsbürgerschaft

Wer Titos altes Jugoslawien wieder auferstehen lassen will, wird auf dem Balkan schnell „Jugo-Nostalgiker“ genannt. Genau das sind die Gründer von „Cyber Yugoslavia“ nicht – im Gegenteil: Ihr neuer Staat ist so hochmodern, dass er nicht mal mehr ein materielles Staatsgebiet braucht, sondern zumindest vorerst einzig im Internet stattfindet. Eine Verfassung hat das ausdrücklich virtuelle Gemeinwesen wie alle nicht virtuellen Staaten natürlich trotzdem – wiewohl bereits der erste von insgesamt 17 Verfassungsteilen klarstellt, dass diese „variabel“ sei. Das Recht, Anträge zur Verfassungsänderung einzubringen, haben alle Staatsbürger – bis heute sind es 1.598. Für die steil steigende Zahl der Staatsbürgerschaftsanträge machen aktive Cyber-Jugoslawen vor allem die Tatsache verantwortlich, dass Doppelpässe ausdrücklich erwünscht sind. BürgerIn kann folglich werden, wer immer sich unter der Adresse www.juga.com einklickt, den

Antrag auf Staatsbürgerschaft ausfüllt – und bereit ist, sich ein eigenes Amt als Minister oder Staatssekretär von Cyber Yugoslavia zu suchen. Das Tragen amtlicher Würden und Titel ist die nahezu einzige, wirklich unerlässliche Pflicht in diesem Staat. Interaktive Pässe sind derzeit in Arbeit, anschließend wollen die Cyber-JugoslawInnen ihre bisher noch primär informativen Webseiten balkanisch langsam, aber sicher zum kommunikativen backbone ihres Staates ausbauen. Gerüchte, nach denen ein gewisser Koca Popovic zur Bildung einer „1. Proletarischen Cyber-Brigade“ aufgerufen habe, weist Zoran, der Secretary Webmaster des sowohl Serbokroatisch als auch Englisch sprechenden Netzes, weit zurück. Rüdiger Rossig, Ministar za gastarbajteri

rossig@taz.de

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