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„Superphénix ist sicher“

■ Gelbes Licht für neuerliche Inbetriebnahme des schnellen Brüters

Paris (taz) – „Der Superphénix ist so sicher wie jeder andere französische Reaktor auch“, meint der Direktor der Atom-Sicherheitsbehörde DISN, André-Claude Lacoste. Am Dienstag legte er der Regierung in Paris seine Studie vor, die empfiehlt, den schnellen Brüter von Creys-Malville wieder anzuschalten. Allerdings machte Lacoste einige Einschränkungen: Vor der Wiederinbetriebnahme müssen die Umbauten abgeschlossen werden, mit denen Natrium- brände verhindert werden sollen. Zunächst soll der Superphénix auch nur mit begrenzter Leistung ans Netz gehen. Dennoch sei mit künftigen „Zwischenfällen“ zu rechnen, die zu Abschaltungen für wissenschaftliche Untersuchungen führen könnten.

Strom werde auch in Zukunft ein Nebenprodukt bleiben. In erster Linie diene der Superphénix als Prototyp für „eventuelle künftige Generationen“. Von den in den 70er Jahren gehegten Vorstellungen der Planer, die Frankreich mit dem weltweit größten und teuersten schnellen Brüter vom Uran- und Erdölpreis unabhängig machen sollten, ist damit nicht viel übriggeblieben.

Seit dreieinhalb Jahren steht der bislang 30 Milliarden Franc teure schnelle Brüter still. Sein letzter gefährlicher Zwischenfall war der Austritt von flüssigem Natrium, das als Kühlmittel verwendet wird. Die bis heute nicht abgeschlossenen Arbeiten, die das in Zukunft verhindern sollen, haben bereits 300 Millionen Franc verschlungen. Zu den zahlreichen anderen „Pannen“ in Creys-Malville gehörte auch der Einsturz des Daches über einem Maschinenraum, das dem Schnee nicht standhielt. Insgesamt lieferte die Anlage seit ihrer Inbetriebnahme im Januar 1986 nur an 174 Tagen Strom, der dazu noch um ein Vielfaches teurer war als der aus den 55 „normalen“ französischen AKW.

Der Superphénix liegt je 70 Kilometer von Lyon und Genf entfernt, woher auch der stärkste Widerstand gegen das Projekt kommt. Um die GenferInnen zu beruhigen, hat die DISN mehrere Schweizer Experten an ihrer Sicherheitsstudie beteiligt. Vom Malville-Komitee in Lyon kam gestern bereits die Forderung nach einer Gegenexpertise. Die 20jährige Auseinandersetzung über den Brüter hat jedoch auch die GegnerInnen zermürbt. Heute ist von der großen Bewegung, zu der auch Michel Vitalon gehörte, der 1977 bei einer Demo auf dem Bauplatz von Polizeigranaten getötet wurde, kaum noch etwas übrig.

Inzwischen ist jedoch die französische Öffentlichkeit insgesamt skeptischer geworden. Deswegen steht der konservativen Regierung in Paris keine leichte Entscheidung bevor. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Superphénix trotz des Drucks der Atomlobby zunächst nur eine befristete Betriebsgenehmigung bekommt und die eigentliche Entscheidung auf die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr verschoben wird. Dorothea Hahn

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