: Super Schule
betr.: „Schule im Geheimen“, taz Bremen vom 12. 10.
Die Freie Schule am Körnerwall war eine super Schule, und ich mochte sie total. Das Schulsystem war klasse, es gab jeden Mittag leckeres Essen. Alle Kinder gingen total gut miteinander um.
LUZIE STEDING, 10 Jahre, ehemalige Schülerin, Bremen
Diese Schule und deren hervorragendes pädagogisches Konzept war das Beste, was ich je genießen durfte. Dass nun ein beschränkter Blick auf der Illegalität liegt, ist sehr bedauerlich, denn die inhaltlichen Dinge gehen so verloren: freie Entscheidung, Mitbestimmungsrecht von Klein und Groß, Verantwortung, Respekt und Gleichberechtigung. Durch diese Art der pädagogischen Arbeit entsteht ein breiteres Spektrum von Bildung, Selbstbildung und Einschätzungsvermögen und zusätzlich bildet sich eine große Begeisterung und Neugierde am Lernen und Erleben.
LISA STEDING, 23 Jahre, ehemalige Schülerin, Bremen
Man weiß, dass sich die Elternschaft dieser Schule vor 14 Jahren zerstritt und ein Teil der Eltern eine Schule mit abgespecktem Konzept gründete, die dann anerkannt wurde, während der Rest weitermachte. Die Behörde ersparte sich den Streit mit den – gerade zu Gründungszeiten – wehrhaften und gut informierten Eltern und brauchte die Kinder nicht zu beschulen. […] Ein Behördenvertreter begründete die Ablehnung auch mit dem grundgesetzlichen Prinzip der Gemeinschaftsschule, also einer Schule, in die alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gemeinsam gehen. Wie passt es dazu, dass Bremen nach wie vor staatliche und private Gymnasien finanziert, aber nie genug Gesamtschulplätze anbietet? Wie passt dazu die kürzlich erfolgte Genehmigung einer dritten Waldorfschule, die ja nun wahrhaftig keine soziale Durchmischung fördert? Wie passt dazu die Förderung einer privaten Elite-Universität auf Kosten der staatlichen Bremer Universität?
ANTONIE BRINKMANN, Landesvorstand Die Linke, Bremen
Für uns, 37 ehemalige Eltern und 30 SchülerInnen der Freien Schule am Körnerwall, hat es sich bei unserer ehemaligen Schule zu allererst um ein pädagogisch hochwertiges Experimentierfeld gehandelt, in dem viele Antworten auf den PISA-Schock schon gefunden worden sind, als Pisa noch ausschließlich eine Stadt mit schiefem Turm war. Wir, die ehemaligen SchülerInnen, sind bis heute der Überzeugung, dass wir auf keine bessere Grundschule hätten gehen können. Im Unterricht wurde der Lehrstoff uns SchülerInnen spielerisch, ohne Zwang und häufig im Rahmen von Projekten vermittelt, so dass unser Interesse erweckt wurde und Lernen Spaß gemacht hat. Wir, die Eltern, haben unsere Kinder zu der Freien Schule gegeben, weil den Kindern dort soziale Kompetenz, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung vermittelt wurden. Lesen, Schreiben und Rechnen lernten die Kinder dabei fast schon nebenher. In Freien Schulen, nicht selten ungenehmigten, wurde vieles als Erstes erprobt, was (erst) heute die Grundschulpädagogik beeinflusst. Freiräume, in denen auf ähnliche Art und Weise auch heute nach anderen Wegen gesucht wird, müssten von daher von höchstem öffentlichen Interesse sein. ULI F. WISCHNATH u. a., Bremen