Süßer Abfall für den Reichstag: Honig von Ostbienen
Kaspar Bienefeld (42) vom Institutfür Bienenkunde über seinen Coup
taz: Ihr Name ist wirklich Bienefeld?
Kaspar Bienefeld: Ja, wie Biene und Feld.
Wollen Sie den Politikern Honig ums Maul schmieren?
Nein, wir wollen ihn in den Magen befördern. Im Restaurant des Reichstags gibt es ja schon Honig. Ich war mal dort und war nicht ganz zufrieden damit. Als mir der Geschäftsführer sagte, dass es ein Problem sei, guten Honig zu bekommen und ich unseren aus Hohen Neuendorf im Kreis Oberhavel zur Verfügung stellte, waren die begeistert. Aber wir wollen kein Geld damit verdienen, wir machen das zum Selbstkostenpreis. Es geht darum, für guten Honig zu werben, der auch praktischer Umweltschutz ist.
Was macht Ihren Honig so besonders?
Wir haben ein eigenes Qualitätslabor und bieten ein Qualitätsprodukt. Und wir haben eine gewisse Vielfalt: Rapshonig, Rubinie, Linde, Frühjahrstracht, Sommertracht.
Tracht?
Das ist der Ausdruck der Imker für eine bestimmte Nektarherkunft. Wenn man Frühjahr oder Sommer sagt, bedeutet das, dass nicht nur eine Pflanzenart dominierend ist.
Warum sollten Politiker Honig essen?
Er schmeckt hervorragend, beflügelt die Arbeit und ist ein schneller Energiespender, weil der Zucker sehr schnell ins Blut geht. Bei langen Nachtsitzungen und auch zum Frühstück ist das sehr sinnvoll.
Rechnen Sie mit einem Ansturm?
Zunächst haben wir, weil wir die Sachen für Weihnachten relativ kurzfristig abfüllen mussten, 500 Gläser zu je 30 Gramm geschickt, was den Frühstücksportionen entspricht.
Wieviel Blüten müssen für ein Honigfrühstück angeflogen werden?
Für eine 30-Gramm-Portion sind das 150.000 Blüten.
Haben Sie zu DDR-Zeiten auch den Palast der Republik beliefert?
Das weiß ich nicht, da war ich noch nicht hier. Ich glaube aber nicht.
Was macht Ihr Institut?
Das ist eine Einrichtung, die von Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen finanziert wird. Der Honig ist eher ein Abfallprodukt. In erster Linie forschen wir. Aber von unseren 300 Völkern fallen bis zu zehn Tonnen Honig pro Jahr an, und den müssen wir irgendwie verwerten. Das, was wir gerade im Reichstag machen, ist Werbung für Honig.
Wieso brauchen Sie die?
Der Hauptnutzen der Bienen ist ja die Bestäubungsleistung. Zudem werden viele Wildpflanzen durch Bienen bestäubt. Außerdem gibt es in den neuen Bundesländern eine dramatische Absenkung: Vor der Wende gab es ungefähr fünf Völker pro Quadratkilometer, jetzt gibt es nur noch eins pro Quadratkilometer.
Sind die anderen rübergemacht?
Nein, die Imker haben aufgegeben, weil die Nachfrage nicht mehr in dem Maße da ist.
Der Reichstag soll den Aufschwung bringen?
Ja, das hoffen wir.Interview: Barbara Bollwahnde Paez Casanova
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