Sudans Staatschef Omar Hassan al-Beshir: Waidwunder Diktator mit eiserner Hand
Mit 16 trat er in die Armee ein, kämpfte 1973 an der Seite Ägyptens gegen Israel und in den 80er-Jahren gegen die Rebellen im Südsudan. Jetzt herrscht er allein über den Sudan.
Wenn Sudans Präsident Omar Hassan al-Beshir wütend ist, verzerrt sich sein Gesicht zu einer bösen Grimasse. Dann bleckt der 64-Jährige die Zähne und sagt Dinge, die andere später bereuen würden. Vor zwei Jahren, der UN-Sicherheitsrat trieb ihn in Sachen Blauhelmeinsatz für Darfur in die Enge, drohte Beshir mit einem heiligen Krieg, sollten UN-Soldaten jemals einen Fuß auf darfurischen Boden setzen. Später beugte er sich dem Druck, für seine Drohung aber entschuldigte er sich nie.
Stolz, sagen Gefährten, sei eine Haupteigenschaft Beshirs, der am Neujahrstag 1944 als Sohn eines Bauern die Welt erblickte. Mit 16 Jahren trat er in die Armee ein. Er kämpfte 1973 an der Seite Ägyptens gegen Israel und in den 80er-Jahren gegen die Rebellen im Südsudan. 1989 putschte er sich in Sudans Hauptstadt Khartum an die Macht - mit Unterstützung des Islamisten Hassan el Turabi, den er jedoch später ins Gefängnis werfen ließ.
Beshir führt das größte Land Afrikas mit der eisernen Hand des Generals: In Staats- und Parteigeschäften duldet er keinen Zweiten neben sich. Als er 2005 einen Friedensvertrag unterzeichnete, der mehr als 20 Jahre Bürgerkrieg im Süden beendete, behauptete er: "Wir haben das Abkommen unterzeichnet, während wir eine Siegesserie hatten." Mit geschicktem Taktieren und wiederkehrenden Kriegsdrohungen hat Beshir seitdem die offiziell in Khartum mitregierenden südsudanesischen Rebellen weitgehend kaltgestellt. Ihm zugute kommt ein einzigartiger wirtschaftlicher Aufschwung: Finanziert durch Ölmilliarden, verwandelt sich das staubig-triste Khartum derzeit mit Prachtbauten und Wolkenkratzern in eine Art afrikanisches Dubai. Außerhalb der Hauptstadt entwickelt sich kaum etwas.
Das ist der Hauptgrund dafür, dass Beshir nicht nur in Darfur im Westen, sondern auch im Süden und im Osten Sudans immer wieder mit Aufständen zu kämpfen hat. Vom Ölreichtum profitiert bis heute nur eine kleine Elite. Günstlingswirtschaft ist auch das Rückgrat von Beshirs Außenpolitik: China, Sudans größter Waffenlieferant und Hauptabnehmer sudanesischen Öls zugleich, bewahrt Beshir bislang vor UN-Sanktionen und bereitet im Sicherheitsrat eine Resolution gegen den in Den Haag beantragten internationalen Haftbefehl vor.
Doch intern wächst der Widerstand gegen Beshirs Alleinherrschaft. Dass Darfur-Rebellen Anfang Mai ungehindert bis an die Stadtgrenze Khartums vordringen konnten, hat den Alleinherrscher geschwächt. Beobachter attestieren Beshir seitdem das Verhalten eines waidwunden Tigers - lauernd und stets kampfbereit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!