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Sudan startet GroßangriffeNach Tschad brennt auch Darfur

Sudans Armee startet Angriffe auf Rebellengebiete nahe dem Tschad. Die UNO befürchtet erneute Tote und Flüchtlinge. In anderen Teilen Sudans nehmen Spannungen zu

Auch den Frauen im Dorf Guelbanj droht eine baldige Flucht. Bild: ap

200 Tote und 200.000 Vertriebene - das ist nach UN-Angaben die Bilanz einer Großoffensive von Sudans Regierungsarmee gegen Rebellengebiete in Darfur seit Freitag. Drei Kleinstädte nördlich von West-Darfurs Provinzhauptstadt El Geneina, Abu Surouj, Sirba und Suleia, sollen zusammen mit umliegenden Vertriebenenlagern in koordinierten Angriffen am Boden und aus der Luft zerstört und entvölkert worden sein. Abu Surouj wurde nach UN-Berichten, die auf Aussagen von Flüchtlingen basieren, "bis auf die Grundmauern niedergebrannt". Dabei sollen rund 150 Menschen ihr Leben verloren haben. In Sirba töteten Luftangriffe nach Angaben eines traditionellen Führers 44 Menschen.

Die gesamte Bevölkerung des angegriffenen Gebiets, rund 200.000 Menschen, soll nun auf der Flucht sein. 12.000 Menschen sind bereits jenseits der nahen Grenze im Tschad angekommen, mehr werden erwartet. "Bis jetzt sind es vor allem Männer, aber sie sagen, dass mehr unterwegs sind, zumeist Frauen und Kinder", sagte am Wochenende eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Tschads Regierung drohte gestern, die Flüchtlinge nach Sudan zurückzuschicken.

Die Angriffe zielten auf eine Grenzregion zum Tschad, die bisher von Darfurs zweitgrößter Rebellenbewegung JEM (Bewegungt für Gerechtigkeit und Gleichheit) kontrolliert wurde. JEM-Kommandant Abdelaziz Nur al-Asher sagte, die Armee habe die drei Ortschaften mit einer Kolonne aus 65 Militärfahrzeugen sowie einer Truppe von rund 600 arabischen Janjaweed-Reitermilizionären auf Dromedaren durchgeführt, zudem hätten Kampfhubschrauber und Antonow-Flugzeuge im Tiefflug aus der Luft angegriffen. Ein Armeesprecher sagte: "Die Armee hat die Rebellen verjagt und sie sind nach Tschad geflohen."

Die JEM rekrutiert sich ursprünglich aus der Ethnie der Zaghawa, aus der auch Tschads Präsident Idriss Déby stammt. Der war vor gut einer Woche fast von Rebellen gestürzt worden, die mit Sudans Regierung verbündet sind. Im Abwehrkampf gegen die Rebellen kam der tschadischen Armee die JEM zu Hilfe und schickte Kämpfer aus Darfur in den Tschad. Das hielt Sudans Regierung offenbar für einen günstigen Moment, in Darfur zuzuschlagen. Die Rebellen im Tschad sind derweil aus der Hauptstadt NDjamena in den Südosten des Landes abgezogen.

Es sind die ersten schweren Angriffe in Darfur seit dem Beginn der Friedensmission von UNO und Afrikanischer Union (AU). Die "Unamid" löste zu Jahresanfang die bisherige AU-Mission ab, besteht aber bisher lediglich aus den alten AU-Truppe. Der Chef der UN-Abteilung für Friedensmissionen, Jean-Marie Guéhenno, sagte am Freitag, das bestehende Kontingent sei weiter "einfach nicht ausreichend". Der US-Botschafter bei der UNO, Zalmay Khalilzad, warnte Sudans Regierung vor Strafmaßnahmen, falls sie Truppenstationierungen behindere. Bis zum 10. März sollen logistische UN-Einheiten aus Ägypten in Darfur landen, gefolgt von Kampftruppen aus Ägypten, Äthiopien und Thailand im März und April. Erst am Samstag unterzeichneten Sudans Regierung und UNO überhaupt ein Statusabkommen für die Unamid.

Die zunehmende Verflechtung der Bürgerkriege in Sudan und Tschad nährt Ängste vor einem unkontrollierbaren regionalen Konflikt. Parallel zu den neuen Kämpfen nehmen auch Spannungen in anderen Teilen des Sudan zu. In der ölreichen Provinz Abyei, um deren Zugehörigkeit sich der Norden und der autonome Süden Sudans streiten, wurden gestern schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der im Südsudan regierenden einstigen Rebellenbewegung SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) gemeldet. In einem Grenzgebiet des Südsudan zum Kongo gab es Ende Januar nach SPLA-Angaben 136 Tote bei Überfällen der im Kongo stationierten ugandischen Rebellenbewegung LRA (Widerstandsarmee des Herren). Die LRA wird traditionell von Sudans Regierung aufgerüstet.

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