Suchmaschinen: Yahoo-Chef Semel gibt auf
Das Unternehmen verpasste unter Hollywoodmanager Terry Semel den Anschluss an die technische Entwicklung. Jetzt soll es Gründer Yang richten.
Lange wurde darüber spekuliert, jetzt ist es passiert: Terry Semel verkündete am Montag in Los Angeles seinen Rücktritt als Yahoo-Chef. Immer weiter ist die Suchmaschine von Yahoo hinter Rivalen Google zurückgefallen. Im ersten Quartal 2007 musste das Unternehmen gravierende Gewinneinbußen hinnehmen - und so kam es nicht überraschend, dass die Yahoo-Aktionäre Semel auf der jüngsten Hauptversammlung mit Kritik überhäuften.
Besonders hart musste Semel der Vorwurf der Aktionäre treffen, er habe keinen Plan, wie er an Google dranbleiben können. Denn von Anfang an gab es Kritik, weil er als totaler Computerlaie zu Yahoo kam. Es heißt, dass er nicht einmal email nutzte, als er vor vor sechs Jahren zu Yahoo kam. Dafür konnte er glänzen mit einer herausragenden Karriere in Hollywood: Bei Warner Brothers leitete er mit gutem Gespür die Filmstudios. Damals war das Zusammenwachsen von Internet und alten Medien noch die geschäftliche Vision fürs Netz. Im Jahr 2001 fusionierten unter großem Getöse AOL und Time Warner.
Nun macht es Yahoo wie Apple - und holt in der Krise die einstigen Gründer zurück ins Management. Yahoo-Co-Gründer Jerry Yang soll nun Semels Nachfolger werden. Yahoo-Aktien legten prompt um sechs Prozent zu.
Als Semel bei Yahoo anfing, hatte er noch mehr Glück: Anfangs machte er das damals defizitäre Unternehmen wieder profitabel. Kein Kunststück, sagen Kritiker heute: Schließlich habe damals nach dem Platzen der Internet-Aktienblase, ohnehin alles am Boden gelegen. Es habe also nur noch bergauf gehen können. Andere wiederum sehen es als Semels Verdienst an, dass sich Yahoo in dieser Zeit auf das Werbe- und Mediengeschäft konzentrierte.
Doch gerade im lukrativen Online-Anzeigenmarkt ist Yahoo gegenüber Google zuletzt massiv zurückgefallen. Und das ist nur eine von zahlreichen Schwachstellen. Gerade im direkten Vergleich zu Google wird offenkundig, dass Yahoo unter Semels Führung in den letzten Jahren zahlreiche technologische und strategische Weichenstellungen verpasst hat.
Einige Beispiele: Zu spät reagierte Yahoo mit dem Kauf der Suchmaschine Inktomi und dem Suchmaschinenvermarkter Overture auf die Möglichkeit, mit Websuche Geld zu verdienen - und profitierte kaum von den Zukäufen. 2002 erwog Semel sogar, Google zu kaufen. Doch er schreckte vor dem Kaufpreis im einstelligen Millardenbereich zurück - inzwischen liegt der Börsenwert von Google mit 145 Millarden Dollar dreieinhalb Mal so hoch wie der von Yahoo.
Doch das war nicht sein einziger Fehler: Auch die Entwicklung hin zum nutzergenierierten Inhalt bemerkte Semel zu spät. Erst nachdem seine groß angekündigte Filiale in Hollywood und seine aufwändig produzierten redaktionellen Angebote floppten, versuchte er, sich der neuen Entwicklung anzupassen. Semel nahm Konkakt mit YouTube auf und wollte kaufen.
Inzwischen aber war Google schon zu mächtig. Der große Rivale schnappte ihm das erfolgreiche Videoportal vor der Nase weg. Damit nicht genug. Yahoo verlor MySpace als Werbe-Kunden an Google und scheiterte beim Kauf der amerikanischen Social-Networking-Seite Facebook.
In den Wirtschaftsmedien wird darüber spekuliert, ob Yahoo sich mit dem Führungswechsel auch auf weitere große Veränderungen vorbereiten will. Damit das Unternehmen den Rückstand zu Google wieder aufholen kann, müsste es mit einem geeigneten Partner zusammenarbeiten. Im Gespräch ist etwa das Auktionshaus ebay. Eine Variante wäre, sich von Microsoft kaufen zu lassen, das noch immer mit seiner eigenen Suchmaschine Google hinterher hinkt - trotz aller Investitionen.
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