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Stuttgart 21 nach VolksabstimmungDie Rückkehr der alten Macht

Mit dem Volksentscheid zugunsten eines neuen Bahnhofs ist der Traum des bürgerlichen Protestes geplatzt. Die Union in Baden-Württemberg triumphiert.

Kundgebung am Abend nach der Volksabstimmung vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Bild: dpa

STUTTGART taz | Im Landtag von Stuttgart kreuzen sich die Wege von Brigitte Dahlbender und Nils Schmid. "Und, Nils?", fragt die BUND-Vorsitzende und S-21-Gegnerin den Vizeministerpräsidenten und S-21-Befürworter, "wie schläfst du jetzt?"

Der SPD-Finanz- und Wirtschaftsminister ist ein Sieger des Abends und strahlt entsprechend. Er hat den Leuten versprochen, dass der von der Bahn kommunizierte Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro für das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 eingehalten wird – neben den Ausstiegskosten ein entscheidendes Argument, das zum klaren Votum des Volkes gegen das Kündigungsgesetz und für den Bau des Tiefbahnhofs beigetragen hat.

"Du weißt doch genau, dass es mehr kosten wird", sagt Dahlbender im Vorbeigehen.

Ministerpräsident Kretschmann sagt seit Sonntagabend, dass das Land nicht mehr als die vereinbarten 824 Millionen Euro beisteuern werde, aber Dahlbender fürchtet, das Land werde sich Mehrkosten "nicht entziehen können". Und dann "hat die SPD ein großes Problem". Und die grüne Partei auch.

101. Demo am Bahnhof

Am Montagnachmittag ist Dahlbender auf dem Weg zu einer Sitzung, in der das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, eine breite und heterogene Bewegung von Gegnern des Bahnhofsprojekts, berät, wie man künftig agieren will und wie man am Montagabend kommuniziert auf der 101. Demo am Bahnhof. Zwar hat Kretschmann ausdrücklich gesagt, er schütze neben dem Baurecht der Bahn auch das Demonstrationsrecht.

Für einige Protagonisten ist trotzdem klar, dass sich dieses Mittel mit dem Volksentscheid erledigt hat. Die Parkschützer und der harte Kern wollen weitermachen, aber was den breiten bürgerlichen Protest angeht, so ist der Tenor: Der Traum ist aus.

"Der Widerstand geht weiter, nur anders", sagt Walter Sittler, eines der Gesichter der Protestbewegung. Wie anders? "Das wissen wir noch nicht." Der Schauspieler Sittler stand Sonntagabend auf einer Hamburger Bühne und spricht nun vom Frühstücksraum eines Hotels aus. Da der grüne Ministerpräsident und sein Verkehrsminister Winfried Hermann jetzt Projektmitbetreiber zu sein hätten, brauche es eine "kritische Opposition". Keine Fundamentalopposition, aber eine, die bei allem Respekt vor dem Ergebnis des Volksentscheids und dem Baurecht der Bahn dranbleibe und laut werde, wenn etwas nicht richtig laufe.

Nils Schmid hatte gesagt, dass "Schweigen" einziehen müsse, nachdem das Volk gesprochen habe. Absurd. "Das gibt es in keiner Demokratie, dass die Opposition nach der Wahl zu schweigen hat", sagt Sittler. Immerhin handele es sich bei den erklärten Bahnhofsgegnern nicht um eine versprengte Minderheit, sondern um etwa anderthalb Millionen Baden-Württemberger.

Flächendeckend verloren

41,2 zu 58,8 Prozent bei überraschend hoher Wahlbeteiligung von 48,3 Prozent: Das ist auf den ersten Blick ein Sieg für die partizipative Demokratie und eine klare Niederlage für den Protest und seine Protagonisten. Sie zeigt, dass die Mehrheitsverhältnisse in Baden-Württemberg und selbst in Stuttgart anders sind, als die Gegner gehofft hatten. Dass man fast flächendeckend verloren hat, zeigt auch, was die CDU immer noch für eine Macht und damit Mobilisierungskraft im Land hat.

Andererseits, räsonniert der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, sei es ein langer Weg gewesen, bis die grüne Position von 41 Prozent im Land unterstützt wurde. Früher hätte die CDU nur gefeixt, wenn er ihnen im Landtag erklärte, warum Stuttgart 21 "Murks" sei. Solle er doch die Argumente haben, sie hätten die Mehrheit.

Palmer, 39, sitzt Sonntagabend auf einer Bierbank im Landtag, isst Kartoffelsalat und liest Hass-Mails von S-21-Befürwortern. Er ist sichtbar angefressen. CDU-Fraktion und Anhang hatten das Ergebnis emotional als Revidierung der historischen Wahlniederlage vom März erlebt. Das lebten einige aus. Palmers Statements vor Fernsehkameras wurden mit "Lügenpack"-Chören begleitet.

Dann baute sich auch noch eine Siegerin im roten Kleid vor ihm auf und fragte genüsslich, ob denn nun noch was aus ihm werde? Die seien im März schlechte Verlierer gewesen und nun seien sie "schlechte Gewinner", sagt Palmer. Ach, was: Palmer sei der "schlechte Verlierer" urteilen die anderen. Er solle jetzt "endlich die Gosch halten".

Während Winfried Kretschmann bedröppelt, aber gefasst die Demokratiefortschritte im Land thematisiert, steht der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk auf einer Bierbank und verhöhnt unter großem Gejohle den Ministerpräsidenten. Seine Leute brüllen "Hermann weg". Fehlt nur noch das "hat kein Zweck". Selbst ein CDU-Landtagsabgeordneter ist entsetzt über das Verhalten seiner Leute und flieht aus dem Landtag. Gehen Sie noch zur Siegesfeier ins Rathaus? Um Gottes Willen, sagt er.

Zwei Fronten

So tun sich zwei Fronten auf, an denen die regierenden Grünen nun angreifbar sind und angegriffen werden. Die eine ist die linke Front, an der der Vorwurf erhoben wird, sie hätten den Bahnhof nie wirklich verhindern wollen und seien Verräter. Wahlstrategisch sicher nicht ganz zu ignorieren, aber quantitativ vernachlässigbar, solange Kretschmann keine Wasserwerfer einsetzt. Die gesellschaftlich relevante Front ist auf der anderen Seite. Dort sind die neuen Wähler der Grünen und dort stehen Altbürger gegen Neubürger, und zwar zumindest in Stuttgart weiterhin verbissen und teilweise auch verbittert. Frieden? Gern, aber doch nicht mit "denen".

Hier geht es aber nicht nur um den Bahnhof und schon gar nicht um die Angst vor dem Verlust der absoluten Moral. Sondern um die Angst vor dem Verlust der absoluten Macht und letztlich davor, der grüne Ministerpräsident Kretschmann könne seine in den unzähligen Jahren der Opposition entwickelte Drohung wahrmachen und das Wirtschafts- und das Gesellschaftssystem von Baden-Württemberg tatsächlich an den Anforderungen der Zukunft ausrichten - und damit die Klüngel entwirren und die Geschäfte teilweise neu verteilen.

Und hier ist Boris Palmer - und an dieser Stelle blenden wir uns ein in die Siegesfeier der CDU am Sonntagabend im Stuttgarter Ratskeller - der Leibhaftige oder zumindest sein Musterschüler.

Hier fließt das Dinkelacker Bier, und hier ist Palmer nicht der angebliche Superrealo, der alte grüne Positionen für neue bürgerliche Mehrheiten räumt. Hier ist er "das arrogante Arschloch". Vor allem: die Gefahr. Der Mann, der den totalen gesellschaftlichen Umsturz will. Das Gute endgültig durch das Böse ablösen. Also die alte Macht durch die neue Macht.

In Stuttgart haben die Grünen bei der Landtagswahl drei von vier Innenstadtbezirken gewonnen, sie stellen die größte Fraktion im Rathaus, sie haben die Machtstruktur und Kultur der Stadt verändert. Wo soll das alles enden? "So sehen Sieger aus", singen sie im Ratskeller. Es tut so gut.

Und der Palmer kann sich schon mal drauf einstellen: All die engagierten Stuttgarter Bürger und Bürgerinnen, die verhindert haben, dass der Bahnhof nicht gebaut wird, die werden ein noch viel größeres politisches Desaster zu verhindern wissen: dass Boris Palmer im nächsten Jahr Oberbürgermeister von Stuttgart wird. Im Moment weiß zwar keiner, ob er antritt und ob das für einen Tübinger OB nicht eine Nummer zu klein ist. Aber falls doch, dann soll er wissen: Only over my dead body, Boris. Im Übrigen: Es war nicht alles schlecht beim Mappus. Ganz und gar nicht.

"Dann bin ich wieder da"

Am Montagabend macht sich Parkschützer Nummer 923 auf den Weg zur Montagsdemo. Egon Hopfenzitz, 82, langjähriger Bahnhofsvorsteher von Stuttgart, hat in den letzten Wochen 34-mal im Land die Vorteile eines Kopfbahnhofs gegenüber einem Tiefbahnhof erklärt. Nun ist er geplättet, dass sein Bahnhof nicht einmal in Stuttgart selbst eine Mehrheit hat. Er denkt, die Schwaben hätten sich vor den Ausstiegskosten gefürchtet, die die Bahn auf 1,5 Milliarden Euro beziffert hat. Die Zahl drang offenbar stärker durch als die von Hermann veranschlagten 350 Millionen.

Hopfenzitz gehört zu den Wahlentscheidern, also den Bürgern, die im März von der CDU zu den Grünen gewandert sind. Was machen die jetzt? Tja. Die Grünen haben ihn enttäuscht, aber die Schwarzen erst recht. Der Protest gegen das Projekt als Ganzes hat sich für ihn durch den Volksentscheid im Grunde auch erledigt.

Aber das heißt nicht, dass er nach Hause geht. "Wenn im Januar der Südflügel abgerissen werden soll", sagt Hopfenzitz, "dann bin ich wieder drüben."

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37 Kommentare

 / 
  • CH
    Claudia Hansmann

    Ermöglicht wurde die NEIN-Stimmenmehrheit unter anderem dadurch, dass potentielle JA-Wähler aufgrund des extrem hohen Quorums die Abstimmung klar als politisch - gesellschaftliche Farce erkannt haben und erst gar nicht zur Wahl gingen.

    Den politisch Verantwortlichen im Landtag und in den Gemeinden war klar, dass das Quorum-Erreichen der Tiefbahnhofgegner Utopie bleiben würde.

    Mitunterzeichner der riesigen NEIN-Annoce sind u. a. Martin Herrenknecht - der hat von Anfang an finanzkräftig geschmiert - Bürgermeister wie E. Schreiner und nicht zuletzt ist auch die Wissenschaft mit Raffelhüschen vertreten - in der Summe ein einflussreicher, mächtiger FILZ, gegen den die lose agierenden, harmlosen Bürger bei der Stimmenmobilisierung letztlich keine Chance hatten. Was bleibt, sind die gewichtigen Sachargumente für K21 statt S21 und hoffen auch Erfolg einer Petition u. /o. Klage.Verantwortliche in Bundestag und Landtag betreiben Finanz-Harakiri, siehe auch Bericht des Bundesrechnungshofes von 2008.

  • I
    Igregor

    man kann es nur immer und immer wieder sagen:

    zur abstimmung stand weder die cdu noch der bahnhof an sich. es ging um ein finanzierungsausstiegsgesetz. ein nicht genau zu ermittelnder anteil derer, die mit nein gestimmt haben findet diesen bahnhof trotzdem schei$$e! und hatte nur keine lust, die 1,5 mrd für nix zu bezahlen.

     

    und dass der bahnhof jemals so realisiert und funktionieren wird, wie in den propagandafilmchen und -broschüren darf weiterhin angezweifelt werden.

     

    http://www.old.wiehltalbahn.de/BREP_5_2011_BahnRecht_S21_Bildschirmansicht.pdf

     

    http://www.stuttgarter-netz.de/eisenbahn_statt_immowahn.pdf

  • PH
    Pascal Heim

    Ich freue mich aus zwei Gründen.

     

    1. Auf S21. Auf das zukunftsweisende Projekt und auf die neu entstehenden Viertel.

     

    2. Dass man gezeigt hat, dass die linksgrünen Fortschrittsfeinde und Ewigggestrigen nicht in der Mehrheit sind. Die LTW war ein Ausrutscher. Diesmal ist es Grünen nicht gelungen mit hysterischem Geschreie und dreisten Lügen die Wähler zu täuschen.

     

    2016 (wenn es so lange hält) kommt B-W wieder und die Grünen werden wieder das sein, was sie immer waren: Eine kleine radikale Öko-Sekte. Die Menschen werden erkennen, dass Menschen wie Winfried Kretschann nur Alibi und Maske sind, der (Un)Geist der Partei aber ein ganz anderer ist.

  • TR
    Thorsten Reinert

    Das Volk hat nach Meinung der Ökos nicht richtig abgestimmt.

    Sollen sie es doch, frei nach Brecht, auflösen und sich ein anderes wählen...

  • P
    Philipp

    Ach, dafür liebe ich die taz ;-)

     

    Immer diese Hasstiraden gegen alles (sogenannte) bürgerliche.

     

    Man, wird das nicht langsam langweilig???

  • A
    Autofreier

    Eine bemerkenswert hohe wahlbeteiligung - wenn mensch bedenkt, dass es um einen bahnhof im autoländle ging.

    Ich glaube kaum, dass knapp 50% der Baden-Württemberger regelmäßig mit der bahn fahren (oder mit S21 werden).

  • R
    reblek

    "Andererseits, räsonniert der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer..." - Stimmt nicht ganz, den er hat "räsoniert", auch wenn es ein "Räsonnement" war.

  • H
    Hessijames

    Diese B-W CDU und ihre Performance nach der Abstimmung. Mog isch net.

  • S
    Schroedingers

    @Hari Seldon

     

    Ach Du lieber Harry! Seit einiger Zeit sind Sie ja hier in der taz omnipraesent - und so langsam platzt mir die Hutschnur: Genau das, was Sie Herrn Palmer unterstellen, trifft in realiter wohl auf Sie zu: Sie reden hier einen Unsinn zusammen, der mit der Realitaet absolut nichts zu tun hat. Jeder, der die Schlichterrunde-2 ein wenig genauer verfolgt hat, hat mitbekommen, wer nach kurzer Zeit nicht beim Thema bleiben konnte: Das war Geissler, der die sehr detaillierten Ausfuehrungen von Herrn Palmer als "zu kompliziert" (!) abtat.

  • HS
    Hari Seldon

    @peter unfried

     

    Mit Ihrem Artikel haben Sie kristallklar demonstriert, dass Sie keine Ahnung von der Situation in BaWü haben. Kleiner Trost für Sie: Die Grünen haben die Situation auch absolut falsch eingeschätzt, und verstehen die große Schlappe (insbesondere in Stuttgart) nicht. Zu Ihrer Info: Einer der größten Lachnummern ist gerade Ihr Boris (Palmer). Boris ist ein begabter Hastürverkäufer-Nachwuchs, aber ein Infrastrukturprojekt ist eine ganz andere Sache. Er kann---wie im Haustürgeschäft üblich ist---max. 15 Minuten lang den potenziellen Opfern ködern. Spätestens nach 15 Minuten wacht dann sogar der Blödeste auf, und versteht, dass der Haustürverkäufer (in unserem Fall der Boris) ihn über den Tisch ziehen will. Die 15 Minuten mit Boris sind schon längst vorbei, und weiß jeder, dass Boris weg vom Fenster ist. Vielleicht sollten Sie das Video des letzten Fernsehgesprächs vor der VA (Nils Schmidt, Kefer, Hauk, und Boris) "studieren". Boris hat sehr schön demonstriert, dass er nur Monolog kennt (Dialog geht nicht), kann sich nicht benehmen, hat keine soziale Kompetenz (aber dafür krankhaften Geltungsbedürfnis), usw. Sogar Nils Schmidt war total verwirrt. Boris hat sich fachlich auch lächerlich gemacht: Es hat sich herausgestellt, dass alle seinen Unterstellungen falsch waren. Zusammenfassend: Er interessiert sich ausschliesslich für den nächsten Karriereschritt, dafür wäre ihm kein Preis hoch. Sie können ganz sicher sein, dass Boris nicht der nächste OB in Stuttgart sein wird. Bitte, warum sollte man BaWü umkrempeln? BaWü ist auf dem Top unten den Ländern. Sollte vielleicht Kretschmann BaWü zu Nehmerland als "Fortschritt" mutieren lassen, wie Rot-Grün in NRW? Sind Sie sicher, dass die Bevölkerung in BaWü solche und ähnliche Erwartungshaltung hätte?

  • G
    Gaston

    Nach der Wahl ist vor der Wahl

     

    Im Herbst 2012 wird der OB in Stuttgart neu gewählt.

     

    Die letzte Wahl 2004 gewann Schuster (CDU) im zweiten Wahlgang mit 89.663 Ja Stimmen.

    (http://www.stuttgart.de/wahlen/wahl_h/oberbuergermeisterwahl/2004_neuwahl/wahl.html)

     

    Gestern stimmten 117.310 Stuttgarter mit JA, für den Ausstieg und damit gegen Schuster.

     

    Schaun mer mal.

     

    Grüsse

  • C
    Chris

    Die Bevölkerung hat gesprochen. Es tut nicht Not, sich vorzugaukeln, dass das was Schmidt, Kretschmann, oder die Bahn in den letzten Wochen gesagt haben, die Wahl entscheidend beeinflusst hat:

     

    - Wenn der Schmidt nicht gesagt hätte, dass die Kosten von 4,5 Milliarden nicht überschritten werden, wäre die Wahl ganz anders verlaufen.

     

    - Wenn die Bahn nicht mit so hohen Kosten im Falle eines Baustopps gedroht hätte, wäre die Wahl ganz anders verlaufen.

     

    --> UNSINN! - Bei 52:48 könnte man solche Argumente bringen aber nicht bei knapp 60:40.

     

    Wie dem auch sei, erst in den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, wer nun ein Demokrat ist, und wer nur vorgegeben hat, einer zu sein.

  • T
    tageslicht

    Das Ergebnis zeigt, dass die, die im lautesten schreien, nicht unbedingt in der Mehrheit sind.

     

    Und das ist eine Situation, die zu diesen Tagen nicht selten ist.

  • O
    Oliver

    Ein sehr tiefgründiger und kluger Kommentar von Herrn Unfried. Die CDU hat da etwas gehörig missverstanden: Es war eine Sachentscheidung. Dass die Baden-Württemberger die Mappus-Partei (denn sie hat sich nicht wirklich an Haupt und Glieder erneuert) wieder haben will, ist eine selbstgefällige Fehlinterpretation des Geschehens durch die CDU. Und indem sie in ihrem Triumphgeheul kein Maß und keinen Anstand kennt, legt sie den Grundstein für kommende Wahlniederlagen. Wenn Christdemokraten einen Sieg feiern, hat das immer etwas von grölender Burschenschaft, man hält sich für die qua Naturrecht zum Herrschen Legitimierten, die Demokratie nur richtig gut finden, wenn die Mehrheit auf ihrer Seite ist. Das aber will die Mehrheit nicht mehr, auch jene nicht, die gestern gegen den Ausstieg des Landes aus Stuttgart 21 gestimmt hat.

  • V
    vic

    Die CDU widert mich an. Wie die sich aufführen ist unglaublich.

  • F
    Frage?

    Vielleicht, vielleicht war ja doch die Frage unglücklich gestellt.

    Ja heißt Nein - vielleicht haben es ja doch nicht alle verstanden?

    :-(

  • Z
    zumiwoniko

    Vor dem Stuttgart21-Protest kannte ich Stuttgart und ganz BW nur als Nest biederster Spießer, die protestantisch-verbissen und manisch irgendwelche Mechanik zusammenbauen, picobello tote Plastik-Vorgärten haben, und deren Kinder sobald sie 18 sind entsetzt nach Berlin fliehen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich ziehe meinen Hut vor den Bürgern, die über Monate oder Jahre gegen die geballte Macht und den Klüngel aus Wirtschaft, Medien und Politik angetreten sind und den Schwachsinn verhindern wollten, aus welchen Gründen auch immer im Einzelnen genau. Schade, dass sie am Ende nicht eine Mehrheit auf ihrer Seite hatten, die Technikfetischisten, Spekulanten Apparatschiks und die Stammtischtruppe mit den Porno-Tshirts unter der Führung von "Pfarrer" Bräuchle hat am Ende doch gesiegt. Stuttgart wird nun sicher nicht schöner, und der Innenstadt-Einzelhandel, der S21 befürwortete, wird sich noch umgucken, wenn die neue Shopping-Mall erst eröffnet.

     

    Aber mein Bild von Stuttgart und seinen Bewohnern hat sich jedenfalls auch geändert. Ich hoffe, ganz unanhängig vom Ergebnis war das (wie auch die Piraten) erster Vorschein einer neuen, anderen, intensiveren und direkteren Art von Demokratie und Politik. Der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Wenn genug Leute das so wollen, wird es so kommen. Und wenn ich noch einmal irgendwo "Wutbürger" lesen muss, werde ich selbst zu einem und schreie.

  • V
    vic

    58% der Abstimmenden haben sich nicht für die CDU entschieden, sondern für S21 (warum auch immer).

    Am Ende jedoch wird es die CDU sein, die für ein finanzielles Desaster in BW verantwortlich ist.

    Ob sie dann immer noch feiern?

  • WW
    Wolfgang Weinmann

    An diesem Kommentar sieht man, daß die TAZ selbst die Orientierung verloren hat und wild umherpendelt. Die TAZ kann nicht damit umgehen, daß ganz einfach nicht die Juchtenkäfersüchtigen und Wutomas gewonnen haben. Und in dieser Desorientierung kommt so ein Käse dann heraus. Schlechter Journalismus.

  • D
    deviant

    Die Union triumpfiert - na und?

     

    Sie hat die Wahl verloren, sie hat keine Mehrheit im Landtag, obwohl S21, woran sie ihre Niederlage ja nicht zuletzt fest gemacht haben, offenbar doch eine Mehrheit hat.

     

    Zu Ende gedacht heisst das: Die Leute haben die Grünen offenbar auch TROTZ ihres Widerstandes gegen S21 gewählt, weil sie die CDU loswerden wollten, nicht, weil sie S21 loswerden wollten.

    Das ist nichts, worüber sich die Union freuen sollte, sondern worüber sich alle anderen freuen, allen voran SPD und Grüne freuen sollten.

  • H
    hunsrückbäuerlein

    ich hatte es gehofft und befürchtet aber es war eigendlich klar.

     

    die Geld- und Einflußmafia hat die leute weichgekocht und da die meisten gerne weichgekocht, weil war haben, glauben sie halt auch jeden mist, den man ihnen erzählt, je toller umso doller.

     

    jetzt bleibt nur zu hoffen, und das ist grotesk, dass der stuttgarter untegrund noch tückischer ist als befürchtet und viele derer, die da so schön und teuer wohnen und für das projekt stimmten, eine dusche von unten kriegen.

     

    der tunnelbau muß so teuer werden, dass die bahn dabei pleite geht und die menschen entlang der rheintrasse beginnen, die gleise abzubauen vor lauter wut, dass sich bei ihnen nix tut.

     

    und die grüne meschpoke ist natürlich fein raus, waschen ihre hände bis an die ellbogen in unschuld....dieses falsche lügengesindel, ich hoffe, die leute blicken langsam, wo uns der grüne abschaum, der nicht von den bäumen fallen will, hinmaövriert, in die grütze!

  • SF
    S21 finde ich gut

    "..neben den Ausstiegskosten ein entscheidendes Argument, das zum klaren Votum des Volkes gegen das Kündigungsgesetz und für den Bau des Tiefbahnhofs beigetragen hat."

     

    Sagt wer? Die gleichen Medien die eine gigantische Welle "der Bürger" sahen, die geknechtet aufstanden und als "Wutbürger" die klare Mehrheit stellend nur durch Demokratieverweigerung aufgehalten werden könnten? Befürworter wurden eingeschüchtert, bedroht und waren medial bestenfalls als angebliche Idioten vorhanden. Jetzt haben also die Grünen gewonnen, die Bahnhofsgegner gewonnen, man werden "konstruktiv" den Bahnhofsbau behindern oder begleiten blablabla. Der größte Bekämpfer des Bahnhofs Verkehrminister Hermann ist sich nicht zu blöd für die Behauptung er könne vom Ministersessel den Bau am besten voranbringenn. Eben weil er so kritisch sei. Der Posten, die Kohle, der Dienstwagen-alles optimale Ausrüstung zum Kritischsein. Da ist er nicht der einzige. Der Cem kann ja mal mit dem Hubschrauber vorbeikommen und ihn unterstützen. Mit Flugmeilen kennt er sich ja aus. Dann ist ja logischerweise die Überlebende der Naziterrorzelle die bestmögliche Integrationsbeauftragte für Kreuzberg. Merke: Wenn Linke verloren haben kleben sie noch schlimmer am Sessel als Rechte und zweifeln wegen ihrer gefühlten moralisch-ideologisachen Überlegenheit an der Demokratie. Man wird nun mit allen Mitteln versuchen weitere Abstimmungen zu linken Dogma-Themen zu verhindern. DDR 2.0 Irgendwie wird man schon entdecken warum das die "bessere Demokratie ist". Ich schlage "Demokratie der Anständigen" vor. Klingt besser als "Wutdemokratie".

  • R
    Ruth

    Einseitig, selektiv, manipulierende "Berichterstattung".

    Kein Wort darüber, wer den Sprechchor "Lügenpack" in den Diskurs eingeführt hat.

    Kein Wort über die Nötigungen, die sich euphemistisch "Sitzblockaden" und "Besetzungen" usw. nennen.

     

    Kein Wort über das ständige Niederbrüllen Andersdenkender durch die S21-Gegner.

    Sagt mal, haltet Ihr die Leser aus BaWü für völlig bekloppt? Wir haben doch diese S21-Gegner ständig erlebt, wie die sich sich benommen haben.

     

    Was würdet Ihr wohl schreiben, wenn die S21-Befürworter auch mal anfangen würden mit Sitzblockaden, sagen wir vor dem Wohnhaus von Hermann... Da würdet Ihr dann schreien: "Gewalt, Terror! Nötigung!" Merkt Ihr noch irgend was?

     

    Ihr seid einseitig und tendenziell. Mit Journalismus, der die Menschen unvoreingenommen informiert, so dass sie sich selbständig eine Meinung bilden können, hat das nichts zu tun.

  • K
    kortikum

    sieht man sich mal die zahlen des volksentscheids genauer an, relativiert sich das ganze.

    bei einer wahlbeteiligung von 48.3 Prozent entspricht das 3.681.860 abgegebenen stimmen (wenn man die anzahl der wahlberechtigten der letzten landtagswahl im märz 2011 zugrunde legt). folglich haben 2.164.898 (58.8%) mit “nein” gestimmt. bei der letzten landtagswahl entfielen auf die cdu 1.942.404 der abgegeben stimmen. das mag auf den ersten blick nach einem gewinn von gut 220.000 stimmen aussehen, jedoch hat sich ja auch die fdp (landtagsahl: 262.520 stimmen) sowie die spd (landtagswahl: 1.151.859 stimmen) für einen weiterbau von s21 ausgesprochen. demnach fehlen auf der befürworterseite gut 1.180.000 stimmen, während die “aussteiger” mit 1.516.902 stimmen ihre werte von der landtagswahl (grüne: 1.205.508, linke: 139.606, piraten: 103.392) trotz geringerer wahlbeteiligung gegenüber der landtagswahl sogar noch ausbauen konnten.

    hat nur leider nicht gereicht, da sich die konservativen schwabennasen von den kolportierten “gigantischen” ausstiegskosten (1.5 mrd) in’s bockshorn jagen liessen.

  • A
    Anna

    Leider ist das Geld immer noch mächtiger als Argumente. Sehr traurig. Es wird einfach weiter ignoriert, was nicht sein soll. Immer das Gleiche: der Hunger in der Welt, die Kriege, die Maßlose Rohstoffverschwendung, Zerstörung der Umwelt ... Wir sind Schuld aber kaum einer sagt es öffentlich.

  • BS
    Bürgerin S.

    "Mit dem Volksentscheid zugunsten eines neuen Bahnhofs ist der Traum des bürgerlichen Protestes geplatzt"

     

    Ganz so trübe sehen wir das hier in Stuttgart nicht. Immerhin hat über 50 % der Stadtbevölkerung (und damit meine ich Stadt! nicht eingemeindetes Umland) für den Ausstieg gestimmt. Das ist keine Minderheit. Das Potenzial zum bürgerlichen Protest ist da. Wo sollte es über Nacht auch hingegangen sein? Wir wissen, dass es nicht nur um den Bahnhof geht. Und wir bleiben dran. Die Angst der anderen zeigt uns, dass wir auch dem richtigen Weg sind. Der Kopf bleibt oben!

  • M
    Max

    Ich war trotz meiner SPD-Mitgliedschaft gegen S21, wobei mich da nur der Aspekt der Kosten abgeschreckt hat, abzureißende Bäume im Schlossgarten haben mich da eher weniger tangiert.

    Allerdings bin ich nun auch der Meinung: die Mehrheit hat entschieden auch wenn ich anderst entschieden habe lasse ich es jetzt gut sein anstatt nun sinnlos den Protest weiterzutragen und dadurch noch weitere Kosten zu verursachen

  • MA
    Macht alt

    Kretschmann kann problemlos durchregieren und beweisen, das Trittin und Joschka Ausnahmen waren, indem er anständig und effizient mit Geld umgeht.

    Subventionen, Schmarotzertum, Hofstatt, Selbstbegünstigung usw. kann man woanders haben.

    Wenn Grüne anders wären, wären deren Gemeinden schuldenfrei oder auf dem besten Wege dahin.

  • FG
    Friedrich Grimm

    Reaktionär bis unter die Haarwurzeln, so gaben sich gestern Teile der im März ihres Erbhofs beraubte CDU-ler hin. Erbärmlicher geht es wohl kaum noch. Wer solche Bilder, wie die lachenden Hauck und Schuster sieht, der muss nicht nur am Verstand dieser beiden zweifeln. Nein, er muss sich auch fragen, was passiert in Baden-Württemberg, wenn Leute wie Hauck und Co. das Sagen haben.

  • S
    Stefan

    Die gefühlte moralische Überlegenheit ist an ihre Grenzen gekommen. Und ein Boris Palmer schon lange.

    Verdammte Demokratie, was?

  • B
    Bierdose

    Na, hat das blöde Volk nicht so abgestimmt wie Ihr wolltet? Alle zusammen: Oooooooooh.

  • A
    alex

    wirklich überrascht dürfte doch keiner sein. gut dass er kommt und diesem technologiefeindlichen ökoschwaben einhalt geboten wurde.

  • DS
    Dr. Schreck

    Das eigentlich Widerliche an S21 ist - wie immer mehr in der Politik an sich - nicht mehr die Sache selbst, sondern der Tonfall, die Häme, der Spott, die Respektlosigkeit, das kindische Benehmen auf allen Seiten. Es geht nämlich nicht mehr um die Sachen an sich, sondern darum, wer gewinnt oder verliert und wem man es genüßlich reindrücken kann. Bei einem derart unanständigen Verhalten seitens der Parteien muß man sich über nichts mehr wundern. Das Benehmen der Politiker (und ihrer Anhänger) ist schlimmer als auf jedem Bahnhofsklo.

     

    Pfui, Dr. Schreck

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    "Mit dem Volksentscheid zugunsten eines neuen Bahnhofs ist der Traum des bürgerlichen Protestes geplatzt."

     

    Das ist ein Irrtum. Die Protest-Bürger haben nur eine bittere Lernerfahrung gemacht, die alle Systemdenker vorhergesehen haben. Leider haben die Spitzen des S21-Protestes sich verweigert, die Machtfrage mit der Epochenwechsel-Option (= öko-soziale Umfinanzierung zu Ende gedacht, um in die folgende Fortschrittsordnung des KREATIVEN Evolutionspfads umzusteuern) zu stellen. Die Spitzen des S21-Protests dachten KLEIN-KLEIN und brachten den 100%Umsteigeeffekt pro Bahn nicht in die Diskussion. Sie ignorierten die banale Erkenntnis, dass in einer vorrevolutionären Lage dem 'bürgerlichen Protest' nur die Machtfrage weiterhilft. Das war 1789 in Paris der Fall.

     

    Hier liegt der Hebel für den zukünftigen Protest gegen ie Ausführung von S21. Und dieser Hebel ist auf die Agenda der europäischen Politik gekommen. Denn in der Zwischenzeit hat die Euro-Überschuldungskrise die Epochenwechsel-Dimension der div. Krisen in den Industriestaaten in den Blick gerückt. Jetzt hilft nur noch die Öko-soziale-Umfinanzierungs-/Epochenwechsel-Option vor dem Absturz.

     

    Der umfinanzierungs-bedingte Umsteigeeffekt von der Straße auf die Schiene/Bahn wird einen Zuwachs an Personenkilometer für die Schiene von über 100% hervorbringen und für diesen Fall ist S21 nicht ausgelegt. Die S21-Planungen werden vom DB-Vorstand selbst zurückgezogen werden müssen, wenn der Epochenwechsel-Effekt Realität wird. Und auf diesen der 'alten Macht' in Stuttgart und in Berlin drängt die Euro-Überschuldungskrise ...

  • P
    Parkschützer

    "Der SPD-Finanz- und Wirtschaftsminister [...] hat den Leuten versprochen, dass der von der Bahn kommunizierte Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro für das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 eingehalten wird – neben den Ausstiegskosten ein entscheidendes Argument, das zum klaren Votum des Volkes gegen das Kündigungsgesetz und für den Bau des Tiefbahnhofs beigetragen hat."

     

    Das glaubt Ihr doch selber nicht. Die Baden-Württemberger sind nicht so blöd, an diese Aussagen zu glauben. Vielmehr ist ihnen die Kostensteigerung egal. Ob der Bahnhof 4,5 oder 6,5 Milliarden kostet, ist für sie unerheblich. Hauptsache, er wird gebaut und es herrscht Ruhe.

  • A
    andreas

    Ob MANN/FRAU ein Demokrat/IN ist zeigt sich im Verhalten nach dem Verlieren einer Wahl.

    Die Gegner von S21 haben verloren.

    Wenn Jene das jetzt nicht einsehen, erklären Sie jede Bürgerbeteligung ad absurdum !

  • Z
    zalog

    Es ist peinlich und erschreckend, wie die Sittlers und andere Bahnhofsgegner voller Selbstgerechtigkeit einfach eine Entscheidung der Mehrheit der Wähler ignorieren wollen. Was herrscht in deren Köpfen eigentlich für eine Demokratieverständnis? Und wehe, wenn solche Leute etwas zu sagen haben.