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Studie zur Situation von LGBTIQ+Ungeliebte Schwiegerkinder

Nicole Opitz
Kommentar von Nicole Opitz

Laut einer neuen Studie fehlt es queeren Menschen in Deutschland an Rechtssicherheit – und besonders trans und inter an gesellschaftlicher Akzeptanz.

Laut Studie kommen die politischen Veränderungen schneller voran als die gesellschaftliche Akzeptanz Foto: Christoph Hardt/imago

Q ueeren Menschen geht es schlechter als der Allgemeinbevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue OECD-Studie zur Gleichstellung von LGBTIQ+ in Deutschland. Die Studie zeigt: Gerade auf Gesetzesebene muss sich etwas tun, aber auch die Gesellschaft sollte dazu beitragen, dass Lesben, Schwule, bi, trans und inter Personen sich nicht nur sicher fühlen, sondern ganz normal leben können.

Letzteres ist noch immer nicht selbstverständlich. Die OECD-Studie geht auch auf ein Umfrageergebnis von 2019 ein, das zeigt: 45 Prozent der Bevölkerung wären nicht damit einverstanden, wenn das Schwiegerkind trans oder inter wäre. Schwule, lesbische oder bi-Schwiegerkinder dagegen würden 59 Prozent akzeptieren. Mit anderen Worten: Eine lesbische Schwiegertochter ist für die meisten akzeptabler als eine trans Schwiegertochter. Dieses Problem lässt sich nicht so einfach wegreden, mit Fingerzeig auf die Politik, die das mal eben regeln solle.

Laut Studie kommen die politischen Veränderungen schneller voran als die rechtliche Situation für LGBTIQ+ und die gesellschaftliche Akzeptanz. Das zeigt auch: Geplante Gesetzesänderungen sollten konsequent umgesetzt werden, damit sich auch in der Judikative etwas tut. Änderungsvorhaben gibt es genug, sie wurden bereits im Koalitionsvertrag festgehalten und Ende 2022 im ressortübergreifenden Aktionsplan „Queer leben“ festgehalten.

Zuletzt wurde das Transfusionsgesetz erneuert: Ab März spielen sexuelle Orientierung und Geschlecht bei der Blutspende keine Rolle mehr. Die OECD mahnt jedoch auch an, dass die Schließung der Gesetzeslücken des ­Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nun geboten wäre sowie die Reform des Abstammungsgesetzes und die Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes.

Dessen Entwurf liegt nach langem Hin und Her bei Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), der jetzt unter Beweis stellen kann, wie fortschrittlich die Politik tatsächlich ist – und das Selbstbestimmungsgesetz schnellstmöglich umsetzen.

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Nicole Opitz
Redakteurin
Seit 2019 bei der taz. Interessiert sich vor allem für Feminismus, Gesundheit & soziale Ungleichheit. BVHK-Journalismuspreis 2023.
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3 Kommentare

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  • "wären nicht damit einverstanden"

    Das ist jedenfalls erstmal die Annahme. Wieviele dann tatsächlich Einspruch erheben würden, wenn das eigene Kind die große Liebe nach Hause bringt und diese sich als trans, inter, homo, etc herausstellen, dürfte ein wenig von den Umfrage-Ergebnissen abweichen.



    Schwiegers haben vor ~10 Jahren noch gesagt, "sowas" käme denen nicht ins Haus. Vor 4 Jahren, nach einem sehr emotionalen Gespräch mit ihrem einzigen Kind, dann die Kehrtwende - alles gut, ich bin willkommen.

    Es gibt natürlich immer noch zu viele, die in dieser Situation stattdessen ihr Kind enterben oder ähnliches - alles schon gesehen. Aber die Zeiten und Menschen wandeln sich, manchmal schneller, als die Leute selber denken.

  • oha

    41% sind also faktisch Schwulen und Lesbenfeindlich.

    Autsch.

    Das sollte man mal im Kopf haben wenn Polen und co. wegen Diskriminierung von LGTBQ verurteilt werden.

    • @sociajizzm:

      Ihre 41 % sind halt die Bevölkerung.

      Und das ist eine Thema mit einer dynamischen Entwicklung in den verganenen Jahrzehnten.

      In Polen geht es aber um die Regierung und die Gesetze.

      Das macht schon einen Unterschied.