Studie zum Freizeitverhalten: Sex und Mittagsschlaf im Kommen
Eine neue Studie besagt: Fernsehen ist immer noch die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen. Verwandtenbesuche hingegen sind eher Pflicht.
BERLIN taz | Sex und der Mittagsschlaf sind den Bundesbürgern ungefähr gleich wichtig: Laut einer aktuelle Studie gaben 2010 etwa 34 Prozent der befragten BürgerInnen an, mindestens einmal in der Woche "Sex/Erotik" zu haben, 35 Prozent erklärten, wenigstens einmal in der Woche Mittagsschlaf zu halten. Die Anteile sind in den vergangenen drei Jahren gestiegen.
Die Erhebungen gehörten zum "Freizeitmonitor 2011" der von der British-American-Tobacco (BAT) finanzierten "Stiftung für Zukunftsfragen". Laut der Befragung von 6000 Bundesbürgern ist Fernsehen immer noch die liebste Freizeitbeschäftigung. Knapp drei Viertel der Leute sehen täglich fern. Das Fernsehen bleibe das "Leitmedium der Deutschen", sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung.
Damit liegt das Fernsehen immer noch weit vor der Internetnutzung. Das Internet verlange eine gewisse "aktive Rolle", so Reinhardt, viele nehmen dann doch "lieber die Fernbedienung in die Hand" und schauten fern. Immerhin jeder zweite ging einmal pro Woche ins Internet, auch unter den Jungsenioren im Alter zwischen 50 und 64 Jahren surfen inzwischen gut 40 Prozent mindestens einmal in der Woche.
Junge Leute nutzen das Internet häufig, aber wenn sie in den Beruf eintreten, gewinnen Zeitungen und Zeitschriften an Bedeutung, sagte Reinhardt. Die Printmedien stehen allerdings nur noch auf Platz vier der beliebtesten Beschäftigungen. Vor knapp zwanzig Jahren lagen sie noch auf dem zweiten Platz.
Unterschiede in den Einkommensgruppen
In den Freizeitaktivitäten zeigen sich die sozialen Unterschiede. Leute mit Hauptschulabschluss treffen sich häufiger als Menschen mit Abitur mit Großeltern und Enkeln, halten häufiger Mittagsschlaf, lösen öfter Kreuzworträtsel und Sudoko und machen mehr Gartenarbeit. Menschen mit Abitur hingegen lesen und schreiben mehr Emails, surfen öfter im Internet, lesen mehr Bücher, treiben mehr Sport und haben mehr Sex als BürgerInnen mit Hauptschulabschluss.
Diese Unterschiede zeigen sich auch bei den Einkommensgruppen. Geringverdiener mit einem Haushaltseinkommen unter 1000 Euro im Monat geben öfter an als Besserverdiener, in ihrer Freizeit auszuschlafen, "seinen Gedanken nachzugehen", Fahrrad zu fahren oder Spazieren zu gehen. Besserverdiener mit einem Einkommen von über 3 500 Euro hingegen besuchen häufiger Restaurants, machen mehr Ausflüge, gehen öfter ins Fitnesstudio und verbringen mehr als doppelt soviel Zeit mit dem Internet.
Bei der Internetnutzung zeige sich eine "Spaltung der Gesellschaft" so Reinhardt. Im Vergleich der Untersuchung von 2010 mit dem Freizeitmonitor 2007 zeigten sich Trends: Die Gartenarbeit verlor etwas an Beliebtheit, nachdem sie in den Jahren davor immer populärer geworden war. Ein Buch zu lesen aber wurde etwas beliebter. Viele Aktivitäten gehören heute nicht mehr zur Freizeit, die früher als Freizeit empfunden wurden.
Zu diesen "Pflichten" in der Freizeit zählten heute Verwandtenbesuche oder Shopping für die Männer, sagte Reinhardt. Die BürgerInnen hätten objektiv gesehen mehr Freizeit, aber subjektiv das Gefühl, zuwenig Freizeit zu haben, so Reinhardt. Dabei hat der Durchschnittsbürger gut vier Stunden pro Werktag zur freien Verfügung. Die Freizeitgestaltung war früher geruhsamer: In den 50er Jahren war die dritthäufigste Freizeitaktivität das "aus dem Fenster schauen", erzählte Reinhardt. Menschen, die aus dem Fenster heraus stundenlang einfach so auf die Straße gucken, sieht man heute nur noch selten.
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