Studie zu sinkendem Wildbienenbestand: Ernten in USA und Kanada bedroht
Neue Forschungsergebnisse zeigen einen starken Rückgang wilder Bienen in Nordamerika. Das hat schwerwiegende Folgen für die Agrar-Produktion.

An der vom US-Landwirtschaftsministerium geförderten Studie waren Wissenschaftler verschiedener Universitäten aus den USA und Kanada beteiligt. Für ihre Analyse untersuchten sie die Abhängigkeit von sieben für die nordamerikanische Agrarwirtschaft zentralen Nutzpflanzen von Wild- und Honigbienen. Insgesamt sammelten die Forscher dafür Proben von 131 Landwirtschaftsbetrieben.
Bei fünf der untersuchten Pflanzenarten zeigte sich demnach ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Rückgang des Wildbienenbestands und einem Produktionsrückgang. Weiter stellten die Autoren fest, dass Wildbienen bei der Bestäubung wichtiger Nutzpflanzen in Nordamerika eine weitaus wichtigere Rolle spielen als bislang angenommen.
In den USA war man bisher davon ausgegangen, dass Honigbienen die wichtigsten Bestäuberinsekten seien. Anders als Wildbienen werden Honigbienen häufig von Landwirten angemietet und direkt an den Feldern zur Bestäubung eingesetzt.
Bestäuberleistung in den USA: über 1,5 Milliarden Dollar
Nach den Berechnungen der Studienautoren beträgt der monetäre Wert der Bestäuberleistung durch Wildbienen in den USA mehr als 1,5 Milliarden Dollar, bei den Honigbienen sind es 6,4 Milliarden Dollar. Allerdings entfallen bei den Honigbienen demnach allein 4,2 Milliarden Dollar auf die Mandelproduktion. Bei Nutzpflanzen wie Kürbissen, Äpfeln, Süßkirschen, Blaubeeren und Wassermelone hingegen spielt die Befruchtung durch Wildbienen laut der Studie eine größere Rolle.
Um die Bestäubung ihrer Felder sicherzustellen, empfahl Studienautorin Rachael Winfree von der Rutgers-Universität Landwirten die Umrüstung ihrer Höfe, „damit Wildbienen dort leben können“. Dies könne erreicht werden, indem auf für Bienen giftige Pestizide verzichtet werde, sagte die Forscherin AFP.
Nach UN-Angaben sind 75 Prozent der 115 weltweit wichtigsten Nutzpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Dazu zählen auch wichtige Agrarprodukte wie Kaffee und Kakao.
Im vergangenen Jahr sorgte eine Studie zum Insektensterben für Aufsehen, in welcher die Autoren den Rückgang des weltweiten Insektenbestands um ein Drittel bis zum Ende des 21. Jahrhunderts prognostizierten. Als Hauptgründe für das Aussterben von Insektenarten gelten der Einsatz von Pestiziden sowie der Verlust des natürlichen Lebensraums.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
US-Außenpolitik
Transatlantische Scheidung
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland