Studie über Twitter in Afrika: Die digitale Kluft wird immer kleiner
Twitter erobert den afrikanischen Kontinent. Eine britische Studie zeigt, dass sich auch das südliche Afrika zunehmend in die globale Kommunikation einmischt.
Twitter hat den nächsten Kontinent erobert: Auch Afrika twittert. Nach einer aktuelle Studie von Portland Communications, eine von ehemaligen hochrangigen Mitarbeitern von Tony Blair gegründete Kommunikationsberatung, mischt sich der afrikanische Kontinent mehr und mehr in die globale Diskussion ein und nutzt hierfür vor allem Twitter.
Nach Angaben von Portland wurden in der Studie 11,5 Millionen Tweets ausgewertet, die im letzten Quartal des Jahres 2011 veröffentlicht wurden und mit einer Ortsangabe versehen waren. Ergänzt wurden die Daten durch eine Umfrage unter den 500 aktivsten Twitter-Nutzern Afrikas.
Demnach kamen aus Südafrika die meisten aktiven Tweets mit Ortsangabe (5.030.226), in etwa doppelt so viele wie im zweitplatzierten Kenia (2.476.800). Auf den Plätzen drei und vier folgen Nigeria und Ägypten mit 1,6 Mio. bzw. 1,2 Millionen Tweets.
Vor allem als Nachrichtenquelle hat sich Twitter damit in Afrika etabliert. So gaben 68 Prozent der Befragten an, Twitter als wichtige Informationsquelle zu nutzen. Besonders internationale Nachrichten (76 Prozent), aber auch Unterhaltung (69 Prozent), nationale Neuigkeiten (68 Prozent) und Politik (55 Prozent) werden von afrikanischen Twitter-Nutzern verfolgt.
Überraschende Popularität
Dass ausgerechnet Twitter in Afrika mittlerweile derart populär ist, überrascht, wie Geraldine de Bastion, Expertin für soziale Netzwerke in Entwicklungsländern beim Berliner Newthinking Store erklärt: "Twitter hat eine problematische Geschichte in Afrika. Eigentlich hatte Twitter 2008 die Möglichkeit abgeschafft, per SMS Tweets zu schreiben, weil der Marktanteil zu gering war. Durch die Verbreitung mobiler Internetnutzung und die Wiedereinführung der Möglichkeit mit Shortcodes und SMS zu twittern, hat die Nutzung von Twitter in Afrika auch wieder stark zugenommen."
Die Studie von Portland Communications belegt auch dies: Ihr zufolge stammen 57 Prozent der Tweets aus Afrika von Mobilfunktelefonen, auch wenn Portland den Anteil an Smartphones deutlich höher einschätzt - vermutlich wegen der Fokussierung auf die Top500 der afrikanischen Twitter-Nutzer.
Dass sich die digitale Kluft dadurch allerdings merklich schließt, ist der Studie nicht zu entnehmen. Denn einerseits handelt es sich bei dem Trend um ein junges Phänomen. Nach Angaben der Autoren sind 60 Prozent unter Afrikas aktivsten Twitter-Nutzern zwischen 20 und 29 Jahren alt - der weltweite Durchschnitt liegt dagegen bei 39 Jahren.
Was die Studie allerdings nicht thematisiert: Die Twitterer stammen vermutlich vor allem aus urbanen Gegenden und relativ gut situierten Familien, wie Geraldine de Bastion anmerkt: "Natürlich kommunizieren über Facebook und Twitter primär die gut gebildeten Schichten, vor allem Studenten an Universitäten. Gleichzeitig ergibt sich aber auch eine gewisse Breite. Gerade die jüngeren Generationen haben oft Zugang zum Internet und zu sozialen Netzwerken, etwa über Internetcafés, aber auch über Mobiltelefone."
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