Studie über Gift in Säuglingsnahrung: Chemie-Cocktail aus der Babyflasche
Nach Bisphenol-A-Verbot tauchen noch andere Stoffe in Plastikprodukten auf. Einer Studie zufolge könnten auch sie in von Babys aufgenommen werden.
STOCKHOLM taz | Erst war es Bisphenol A, vor dem wegen seiner hormonstörenden Wirkung gewarnt worden war und dessen Verwendung in Babyflaschen seit Juni 2011 EU-weit verboten ist.
Jetzt warnt eine Studie mit Babyflaschen aus verschiedenen Plastikmaterialien auch vor einer großen Anzahl dieser Produkte: Mit ihrem heißen Inhalt könnten giftige Bestandteile freigesetzt werden und in den Körper des Kleinkinds gelangen.
Für die im Auftrag der EU-Kommission erstellte wissenschaftliche Studie wurden in Europa und Nordamerika insgesamt 449 Babyflaschen unter die Lupe genommen, die für das erste Lebensalter vermarktet werden. Insgesamt stieß man dabei auf 31 verschiedene Substanzen, von denen ein Teil nicht auf der Positivliste der EU aufgeführt sind und die deshalb möglicherweise als gefährlich für Säuglinge und Kleinkinder einzuschätzen sind.
Die meisten getesteten Flaschen waren aus Polypropylen (PP). Das war auch die Sorte, aus der die meisten Substanzen in die heißen Flüssigkeiten überführt wurden. Schwedische Behörden reagierten umgehend auf die Ende Februar in der Zeitschrift Food Additives & Contaminants veröffentlichte Studie.
Am Besten gar kein Plastik verwenden
Eltern sollten Plastikflaschen aus Polypropylen und Flaschen aus Silikonen – diese enthielten hohe Gehalte an Phthalaten (Weichmachern) – meiden, rät Kettil Svensson, Toxikologe bei der Lebensmittelbehörde Livsmedelsverket.
Allenfalls sollten Eltern Fläschchen aus Polykarbonat (PC) oder Polyethersulfon (PES) wählen oder solche, die in den USA unter dem Namen „Tritan“ vermarktet werden. Und auch bei denen sollte als weitere Vorsichtsmaßnahme Milch nicht in der Flasche erwärmt, sondern erst ausreichend erkaltete Flüssigkeiten hineingefüllt werden.
„Unser Rat ist, gar keine Plastikflaschen, sondern solche aus Glas oder rostfreiem Stahl zu verwenden“, sagt Ulrika Dahl von der Naturschutzvereinigung Naturskyddsföreningen: „Auch solche aus Aluminium sollte man nicht benutzen, da diese innen mit einem Plastikfilm versehen sein können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt