Studie der WHO: Arme Kinder sind kranker
Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichern lebt deutlicher ungesünder, weil sie in armen Verhältnissen aufwachsen. So das Ergebnis eines WHO-Reports und einer deutschen Studie.
KOPENHAGEN dpa Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien in Deutschland ernähren sich schlechter, bewegen sich weniger und haben mehr Gesundheitsprobleme als ihre Altersgenossen. Dies Ergebnis einer Studie mit 11.000 deutschen Schülern von 11, 13 und 15 Jahren bestätigt die Trends eines Reports der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO-Untersuchung wurde am Dienstag in Kopenhagen veröffentlicht. Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld wertete gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern die deutschen Ergebnisse in einem jetzt veröffentlichten Buch aus.
"In Deutschland haben wir eine gespaltene Tendenz", sagte Hurrelmann, "die große Mehrheit von 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nimmt ihren Körper ernst und achtet auf die Ernährung." Eine Minderheit jedoch neige zu gesundheitsschädlichem Verhalten. Grundsätzlich hätten sich die deutschen Heranwachsenden im Vergleich zur letzten Befragung vor vier Jahren verbessert. "Beim Tabakkonsum waren sie damals noch Spitzenreiter zusammen mit den Befragten in Österreich", so Hurrelmann. So sei bei 15-jährigen Mädchen und Jungen der Anteil regelmäßiger Raucher von 32 Prozent auf 22 beziehungsweise auf 18 Prozent gefallen.
Laut Hurrelmann stünden die deutschen Schüler in dem "Gesundheits-PISA-Test" im guten Mittelfeld. Doch zeige die Studie auch, dass die Gesellschaft sich vermehrt der rund 20 Prozent Kinder und Jugendlichen annehmen müsse, die unter anderem wegen ihrer sozial prekären Lage auch ihre Gesundheit schädige.
International wurden in der "Health Behavior in School-aged Children"(hbsc)-Studie 2006 in Europa und Nordamerika 204 000 Schüler befragt. Laut WHO kam dabei unter anderem heraus, dass in Nordamerika am wenigsten Tabak, dafür aber am meisten Cannabis konsumiert wird. Zudem sei bei Jungen die Neigung zu gesundheitsgefährdendem Verhalten in vielen Ländern höher als bei Mädchen. Die von der WHO erarbeiteten Vorgaben, wie etwa die tägliche körperliche Betägigung von mindestens einer Stunde, würden am ehesten von Jugendlichen aus der Slowakei erfüllt.
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