Stromversorger erhöhen Preise: Zwei AKWs eingespart
Viele Stromversorger haben eine Preiserhöhung angekündigt. Der höhere Ökostrom-Anteil belastet zunächst die Verbraucher, doch Atomkraft wird immer überflüssiger.
Mit Hinweis auf höhere Kosten durch Ökostrom kündigen viele Versorger eine Preiserhöhung zum Jahreswechsel an. Sie taten dies fast zeitgleich, da sie gesetzlich verpflichtet sind, Preisänderungen mit einer Frist von sechs Wochen zu veröffentlichen. In sechs Wochen ist Neujahr.
Die Anbieter begründen das vor allem mit dem Anstieg der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Diese klettert 2010 von derzeit 1,2 Cent auf 2 Cent. Damit werden die erhöhten Einspeisevergütungen bezahlt, die für Windkraft & Co. gewährt werden. Eine Ursache des Anstiegs ist ein Zuwachs an Ökokraftwerken: Die Stromwirtschaft kalkuliert ein Wachstum der EEG-Strommenge von 74,1 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2009 auf 90,2 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2010. Der Ausbau um 16 Milliarden Kilowattstunden entspricht der Jahreserzeugung von zwei AKWs.
Entsprechend werden die Ökostrom-Vergütungen von rund 10 Milliarden Euro 2009 auf 12,3 Milliarden 2010 steigen. Diese werden auf alle Kunden umgelegt, wobei die Industrie kaum belastet wird. Den Großteil der Kosten zahlen Haushalte und Kleingewerbe. So ergibt sich für Haushalte ein Anstieg des Preises um etwa 0,35 Cent je Kilowattstunde.
Doch warum steigt die EEG-Umlage deutlich stärker - um 0,8 Cent? Hier machen sich weitere Effekte bemerkbar, zum einen der sinkende Strompreis an der Börse. Denn über die EEG-Umlage wird nur jener Anteil der Vergütungen bezahlt, der den Marktpreis übersteigt. Wenn also eine Windkraftanlage 8 Cent je Kilowattstunde erhält, wird bei einem Marktpreis von 7 Cent nur ein Cent über die Umlage abgerechnet, bei einem Marktpreis von 5 Cent sind es schon 3 Cent. Da die Strompreise an der Börse seit 2008 gefallen sind, schlägt sich dieser Effekt mit gut 0,4 Cent je Kilowattstunde in der EEG-Umlage nieder.
Und schließlich wird auch durch eine Neuregelung der Netzentgelte ein Anteil von etwa 0,1 Cent je Kilowattstunde, der bisher über Netzkosten lief, der EEG-Umlage zugeschlagen. Trotzdem steigen die Netzkosten, was auch auf den Endpreis durchschlägt. Dieser Anstieg hängt damit zusammen, dass die erneuerbaren Energien, vor allem Offshore-Windkraft, Investitionen in die Netze erfordern.
Trotz dieser Faktoren müssen nicht alle die Preise erhöhen. Jene, die ihren Strom für 2010 gerade eingekauft haben, konnten von den aktuell günstigen Preisen an der Börse profitieren. Sie können die erhöhte Umlage kompensieren. Wer bereits 2008 teuer für 2010 eingekauft hat - und das sind die meisten Anbieter - kann das nicht.
Auch für 2011 können die Versorger derzeit günstig einkaufen. Für 5,2 Cent wird die Kilowattstunde aktuell gehandelt, der gleiche Kontrakt kostete im Sommer 2008 zeitweise bis zu 9 Cent. Dieser Rückgang hängt zusammen mit dem gesunkenen Stromverbrauch wegen der Wirtschaftslage: In den ersten neun Monaten 2009 wurde in Deutschland sieben Prozent weniger verbraucht als 2008.
Der Ausblick für 2011 ist klar: Wenn es gelänge, den Verbrauch durch effizientere Nutzung auf dem Niveau von 2009 zu halten, würden die Börsenpreise niedrig bleiben. Im Jahr 2011 wäre dann eine Erhöhung der Strompreise für Endkunden kaum nötig - trotz des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien.
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