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Streng geheim

■ Von den Anti-Hochmut-Eselsohren des Prinzen: Ein Kindermärchenstück

Wünschelrutenlaufen, Wasseradern-Austesten, Feng Shui-Wandeln – Wünschen hat Hochkonjunktur, nicht nur in Esoterik-Kreisen, sondern auch sonst allüberall, nur dass sich Pragmatiker dem Thema etwas verbrämter zuwenden als andere. Denn was ist Aktien-Spekulation anderes als eine verkappte Variante des Wünschelrutenlaufens – nur mäßig getarnt durch den Anschein handfester Wirtschaftlich-/Wissenschaftlichkeit?

Wie anders gestaltet sich derlei doch im Märchen, jetzt atemlos mitzuverfolgen im Fundus-Theater: König und Königin möchten in Prinz Eselsohr, jetzt wieder aufgeführt vom Hamburer Theater Ambrella, doch so gern ein Kind. Und sie bekommen es auch, gezaubert von der intensivst angebettelten Fee im Wald. Doch leider, leider – ein paar Sicherungen gegen allzu große Perfektion hat die Fee natürlich eingebaut: Anmutig, schlau, ehrlich ist der Prinz zwar schon – aber er hat eben auch noch Eselsohren mitbekommen, auf dass sich seine Einizigartigkeit im Rahmen halte. Und natürlich darfs keiner wissen, sind doch die Ohren gut unter der Mütze versteckt, die nur der Friseur, auch Barbier genannt, lupfen darf. Dass das Geheimnis auf die Dauer keins bleibt, kann sich der geneigte Zuschauer zwar schon denken, aber mitunter ist es noch ein gar weiter Weg bis dorthin. Und das – natürlich glückliche – Ende formiert sich trotz allem auch ein bisschen unerwartet. ps

heute, 10 Uhr, Fundus Theater, Hasselbrookstraße 25

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