Streit zwischen „dpa“ und „dapd“: Die Christen sind schuld!
Die Alte Dame „dpa“ klagt gegen ihre junge Konkurrentin „dapd“ – wegen Verwechslungsgefahr. „dpa“ sieht ihre Marken- und Kennzeichenrechte verletzt.
BERLIN taz | Gerieben haben sie sich immer schon, die gute alte Deutsche Presseagentur (dpa) und ihre gar nicht ausschreibbare, jüngere Konkurrenz.
Zuerst haute die von zwei Investoren aus dem Deutschen Depeschendienst (ddp) und dem deutschen Ableger der US-Weltagentur Associated Press (AP) zusammengeschraubte dapd auf die Sahne: Da wurde dann schon mal in eigener Sache fröhlich der Gewinn diverser Pulitzer-Preise vermeldet. Die natürlich nicht die deutsche Agentur, sondern die USA-AP gewonnen hatte, von der dapd Inhalte übernimmt.
Die dpa reagierte auf derlei Schabernack frei nach dem Motto: Besser erst gar nicht ignorieren. Während dapd die Schärfe des Tons danach etwas drosselte, drehte dann die dpa auf: Die Auslandsredakteure des dapd seien doch nur Übersetzer, die sich bei AP in den USA bedienten, polterte sie. Hintergrund: Das Auswärtige Amt hatte einen millionenschweren, bislang von dpa gehaltenen Nachrichtenliefervertrag an dapd vergeben. Gegen diese Vergabeentscheidung klagt dpa bereits.
Und macht jetzt endgültig Schluss mit lustig: Zwei Jahre nach Einführung des dapd-Kürzels will dpa wegen Verletzung ihrer „Marken- und Kennzeichenrechte“ gegen dapd prozessieren. Beide Agenturen hießen zu ähnlich, in den Medien tauche dapd auch gern mal falsch geschrieben als dpad auf. Vor allem Neukunden blickten da nicht mehr durch.
Ob das wirklich hilft? Vor ein paar Jahren zog die diversen Zeitungen beiliegende TV-Beilage Prisma gegen die Christen-Beilage Chrisma zu Felde. Auch wegen Verwechslungsgefahr. Aus Chrisma wurde damals Chrismon. Nach dieser Logik würde aus dapd dann wohl dapt.
Wobei: Ursprünglich wollte dapd ja apd heißen. Doch das Kürzel gehörte schon – dem Adventistischen Pressedienst einer christlichen Freikirche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“