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Archiv-Artikel

Streit zwischen Kirche und Regierung in Spanien

Nach einer Demonstration für „christliche Werte“ am Wochenende kritisieren die Sozialisten die Bischöfe

MADRID/ROM dpa ■ Rund zwei Monate vor der Parlamentswahl bahnt sich in Spanien ein Konflikt zwischen der sozialistischen Regierung und der katholischen Kirchenführung an. Hintergrund ist eine Großkundgebung, auf der Spaniens Bischöfe am vergangenen Wochenende heftige Kritik an der Reformpolitik von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero geübt hatten.

Die regierenden Sozialisten warfen der Kirchenführung am Mittwoch nun in einer Erklärung vor, die bürgerlichen Freiheiten zu ignorieren und damit die Prinzipien der Demokratie zu verachten. Die Kirche genieße zwar in Glaubensfragen Autonomie, sollte sich aber nicht in die Politik einmischen.

Justizminister Mariano Fernández-Bermejo hatte zuvor erklärt, der „Nationalkatholizismus“ habe sich in Gestalt von reaktionären Kräften der Kirchenhierarchie in den Wahlkampf eingeschaltet. Der Vizeparteichef der Sozialisten (PSOE), José Blanco, sprach von einem „bislang ungekannten Angriff der Kirche auf die demokratischen Institutionen“ Spaniens. „Wir werden aber keinen Schritt weichen und uns weiter dafür einsetzen, dass die Bürger mehr Freiheiten und Rechte bekommen.“

Auf dem Kirchentreffen hatten die Bischöfe am vergangenen Sonntag vor rund 200.000 Menschen in Madrid erklärt, der „radikale Laizismus“ (Trennung von Kirche und Staat) unter der sozialistischen Regierung bedrohe die Demokratie. Zudem missachte die Politik Zapateros die Erklärung der Menschenrechte. Die Kirchenführung prangerte vor allem die vor zwei Jahren in Spanien eingeführte Homosexuellen-Ehe an, die es schwulen und lesbischen Paaren auch erlaubt, Kinder zu adoptieren. Die per Gesetz ermöglichte Schnellscheidung und das Abtreibungsrecht wurden ebenfalls scharf kritisiert.

Papst Benedikt XVI. hatte die Demonstranten in Madrid unterstützt. In einer Live-Schaltung zum Petersplatz in Rom betonte er den Vorrang der Ehe zwischen Mann und Frau und den wert der „christlichen Familie“ für die gesamte Gesellschaft.