Streit zwischen China und Japan : Schreinbesuch vs. Inselbesuch
China und Japan streiten um die Senkaku-Inseln und um den Besuch eines Gedenkschreins. Den Vorwurf der „Geschichtsleugnung“ kontert Japan mit Drohungen.
PEKING afp | Die ohnehin schon belasteten Beziehungen zwischen China und Japan werden durch zwei diplomatisch heikle Zwischenfälle erneut auf die Probe gestellt. Ein Besuch dutzender japanischer Abgeordneter am umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio brachte Peking am Dienstag in Rage.
Die japanische Regierung wiederum reagierte empört auf das Eindringen chinesischer Schiffe in die Gewässer rund um die von beiden Ländern beanspruchte Inselgruppe Senkaku.
Das Erscheinen japanischer Führungsvertreter am Gedenkort für die japanischen Toten des Zweiten Weltkriegs sei versuchte „Geschichtsleugnung“, kritisierte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. Tags zuvor hatte ihr Haus bereits gefordert, Japan müsse sich seiner früheren imperialistischen „Aggression“ stellen und diese bereuen.
Am Dienstagmorgen hatten 168 japanische Parlamentarier den Schrein besucht, mit dem neben den 2,5 Millionen Kriegstoten des Landes auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Für gewöhnlich nehmen weit weniger Politiker an der jährlichen Fahrt zu dem Schrein teil, die auch in auf der koreanischen Halbinsel für Verstimmung sorgt.
Kriegstreiben der japanischen Besatzer glorifiziert
So hatte Südkorea am Montag Pläne für eine Japanreise von Außenminister Yun Byung Se auf Eis gelegt, nachdem mehrere japanische Kabinettsmitglieder den Schrein besucht hatten. Nach Seouls Lesart wird dort das Kriegstreiben der japanischen Besatzer glorifiziert.
Doch der Schrein blieb am Dienstag nicht der einzige Streitpunkt: Die Regierung in Tokio teilte mit, sie habe den chinesischen Botschafter einbestellt, nachdem acht chinesische Seeaufklärer in den Küstengewässern der Senkaku-Inseln im ostchinesischen Meer gesichtet worden seien. Der japanische Regierungssprecher Yoshihide Suga bezeichnete den Vorfall als „extrem bedauerlich und nicht hinnehmbar“. Regierungschef Shinzo Abe drohte, im Falle einer Anlandung alle Chinesen auf den Inseln „mit Gewalt auszuweisen“.
Die von Japan kontrollierte Senkaku-Inselgruppe wird von Peking unter dem Namen Diaoyu für sich beansprucht. Ausgelöst wurde die diplomatische Krise vergangenen September durch den Kauf mehrerer Inseln durch die japanische Regierung.
Der unbewohnte, felsige Archipel liegt strategisch günstig in fischreichen Gewässern etwa 200 Kilometer vor der Küste Taiwans und rund 400 Kilometer von der japanischen Insel Okinawa entfernt. Ringsum werden zudem größere Öl- und Gas-Vorkommen im Meeresboden vermutet. Auch Taiwan erhebt Anspruch auf die Inseln.
Leser*innenkommentare
Mi Fu
Gast
China betreibt keine Expansion.
Japan hat Ende des 19. Jahrhunderts die Diaoyu-Inseln zusammen mit Taiwan in einen Angriffskrieg erobert.
Bei Ende des zweiten Weltkrieges wurden in internationalen Konferenzen Taiwan und die Diaoyu-Inseln wieder an China zurueckgegeben.
Eindeutig und unmissverstaendlich.
jochen
Gast
Die Insel gehört zum eigenständigen
Staat erklärt, der niemanden gehört und
in deren Hoheitsgewässern nur die UN Kontrolle
ausübt, aber keinerlei Wirtschaft betrieben werden darf.
Die Fischgründe brauchen unangetastete Brutstätten.
Sowohl Chinas militärisches Expansionsstreben,
als Taiwans Besitzgelüste, die ja letzlich
dann irgendwann auch nur China zu Gute kommen,
müssen eingedämmt werden. Damit China
niemals zur Aggressormacht mutiert.
Territorial bräuchte eher
Japan diese Insel, weil deren Fischgründe
durch die Katastrophe von Fukushima ein
gewaltiges Gesundheitsrisiko darstellen.
Die Vernunft gebietet es deshalb die Insel
den Japanern zuzusprechen, damit deren Einwohner
nicht an Krebs und Erbgutschäden zu Grunde gehen.
Außerdem ist der territoriale Expansionsdrang
auch Richtung Mongolei und Pakistan so gewaltig,
dass durch einen solchen Inselaußenposten
die Sicherheitslage Japans sich dramatisch verschlechtern würde. China braucht ein Stopsignal
und Japan einen Sicherheitskorridor, eine
Lebensmittelquelle. Die Energieprobleme sollten
anderweitig gelöst werden, da sie wiederum
ein hohes Verseuchungspotential aufweisen.
Fazit: Die Emanzipation Chinas ist gut,
ihre Territorialexpansion ist aber Nationalismus
mit entgegengesetzen Vorzeichen. Alte Karten
rechtfertigen nicht Gebietsansprüche für die Ewigkeit.