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Streit um den ersten MotorfliegerGebrüder Wright oder Weißkopf?

Der US-Bundesstaat Connecticut hat sich jetzt entschieden: Per Gesetz soll festgelegt werden, dass der Franke Gustav Weißkopf der erste Motorflieger war.

Gustav Weißkopf mit seiner Flugmaschine 1901. Bild: Stella Randolph/dpa

LEUTERSHAUSEN/HARFOLD dpa | Im Streit um den ersten Motorflug der Welt haben die Anhänger des fränkischen Flugpioniers Gustav Weißkopf Unterstützung aus den USA erhalten. Als erster US-Bundesstaat habe Connecticut Weißkopfs Flug von 1901 als Pioniertat anerkannt, berichtete der Braunschweiger Luftfahrthistoriker John Brown am Freitag unter Berufung auf Senator Michael McLachlan. Das Oberhaus und das Unterhaus hätten eine entsprechende Gesetzesvorlage verabschiedet. Nun müsse nur noch der Gouverneur die Vorlage unterzeichnen.

In der im Internet veröffentlichten Gesetzvorlage heißt es, Connecticut wolle künftig alljährlich an einem noch festzulegenden Tag dem von Gustav Weißkopf absolvierten ersten Motorflug der Welt gedenken. Bisher war diese Leistung den Gebrüdern Wright zugeschrieben worden.

Die Parlamentarier des US-Bundesstaates berufen sich dabei auf Browns jüngste Archiv-Recherchen, die allerdings unter Luftfahrthistorikern umstritten sind. Weißkopf hatte seine Flugversuche einst in Bridgeport im US-Staat Connecticut unternommen.

Als Beleg für Weißkopfs motorisierten Erstflug hatte Brown Anfang März neben Dutzenden von historischen Zeitungsberichten auch ein Foto von Weißkopfs Stand auf der ersten Ausstellung des Aero Clubs America im Jahr 1906 in New York präsentiert.

Unscharfes Bild

Es zeigt eine Wandtafel, an der wiederum ein Foto des umstritten Erstflugs angebracht sein soll. Brown hatte das Bild vergrößern lassen. Allerdings ist die Aufnahme so unscharf, dass Weißkopfs Flugmaschine nur zu erahnen ist.

Luftfahrthistoriker wie der Luftfahrtkurator des Deutschen Museums in München, Hans Holzer, erkennen das Bild daher als Beweis für Weißkopfs Erstflug nicht an. „Daraus eine Flugsituation der Weißkopf'schen Flugmaschine herauszufiltern, finde ich sehr gewagt“, hatte Holzer im März der dpa erklärt.

Auch das Luft- und Raumfahrtmuseum der US-Forschungsgesellschaft Smithsonian in Washington, wo seit Jahrzehnten die motorisierte Flugmaschine der Gebrüder Wright ausgestellt ist, zweifelt an Weißkopfs Pioniertat.

Dagegen hat das renommierte britische Luftfahrt-Jahrbuch „Jane's All the World's Aircraft“ in seiner neuesten Ausgabe Weißkopf als ersten Motorflieger anerkannt.

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13 Kommentare

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  • TS
    Thomas Sch.

    Lieber Wauz,

     

    Sie können die von mir dargelegten Fakten gern nachrecherchieren. Ich kann nun mal nichts dafür, daß die so sind. Ihr Impuls, jeden gleich in die radikale Ecke zu schieben, ist eher ein Zeichen totalitärer Denkstruktur. Wenn Sie sich umfassend informieren, werden Sie feststellen, daß Fakten natürlich unangenehm für die aktuelle Weltanschauung sein können. Und es gibt auch genügend Zeitgenossen, die das dann einfach ignorieren. Bitte sehr. Kann man machen. Man kann sich aber auch der eher unangenehmen Wahrheit stellen. Wie´s beliebt.

  • G
    Geschichtsklitterland

    Die Amerikaner und ihr Fetisch.

    "Alexander Lippisch? Fehlanzeige! Es hat in USA auch niemanden beeindruckt, dass der Russe Alexander Fedorovich Moshaiski sein Flugzeug bereits 1884 mit zwei 15-PS-Dampfmaschinen auf Trab brachte. Und der Franzose Felix du Temple de la Croix, der 1874 das erste motorgetriebene Flugzeug konstruierte und es mit einem Heißluftmotor ausrüstete? Der ist vermutlich an seinem Namen gescheitert, den in USA niemand schreiben, geschweige denn aussprechen kann. Und dass Gustave Whitehead alias Gustav Weißkopf und Karl Jatho noch nicht einmal erwähnt werden, geschweige denn wenigstens einen der hinteren Plätze belegen, macht die Veröffentlichung nicht verständlicher. Die Logik der Auswahl und Rangfolge bleibt wohl das Geheimnis von Aviation Week."

     

    http://www.karl-jatho-projekt.de/html/wir_waren_die_ersten.html

  • W
    wauz

    Sender Gleiwitz und andere Märchen

     

    Selbsternannte Experten werden auch noch Quellen finden, die die Ursache für den zweiten Weltkrieg im Überfall Polens auf den Sender Gleiwitz belegen. Tolle Recherche!

    Ganz zufällig stand die Wehrmacht, ganz ohne Mobilmachung, schon bereit, in Polen einzumarschieren.

     

    Ja, es war immer ganz anders. Und jedes Buch ist immer Beweis für das Gegenteil.

     

    Und jetzt, lieber Thomas. Sch., singen Sie bitte "Die Fahne hoch!" und betonen dabei, dass es sich doch um ein kommunistisches Kampflied handelt und nur ganz zufällig sich der Horst Wessel darin verirrt hat!

  • TS
    Thomas Sch.

    Mit nur ein wenig Recherche ist leicht herauszufinden, daß vieles ganz anders war, als was uns von den Durchschnittmedien so vorgesetzt wird. Das Weißflog zuerst flog, ist jedem, der sich ein bißchen mit Fliegerei befaßt, schon lange bekannt. Und daß beispielsweise die (deutsche) Firma Horten den Nurflügler bereits in den vierziger Jahren entwickelte und er beileibe kein High-Tech-Produkt der US-Amerikaner, auch das wissen die, die sich nur mal einen verregneten Sonntagnachmittag lang mit der diesbezüglichen Geschichte befaßt haben. Und wenn man erstmal dabei ist, und dann checkt, wie das mit dem CO2 und den Eisbären wirklich ist, ist man baß erstaunt. Daß KZs eine britische Erfindung sind und von ihnen in Südafrika lange vor uns erprobt wurden: Hat mich stark überrascht. Wußten Sie, daß im Vorlauf zum 2. Weltkrieg die Tschechoslowakei und Polen vor Deutschland mobilgemacht hatten ? Wird uns immer doch ganz anders dargestellt. Wußten Sie daß die Lastwagen zum Einmarsch ins Sudetenland / Tschechoslowakei aus Amerika kamen ? Erstaunliche Sachen.

  • B
    Besucher

    Im Angebot ist auch noch Richard Pearse aus Neuseeland:

     

    http://www.ctie.monash.edu.au/hargrave/pearse1.html

  • SG
    Schmidt Georg

    Geschichte-sind Geschichten, es weis ja auch keiner ob Jesus wirklich gelebt hat und das Mondkalb und die grünen Marsmännchen hat auch noch keiner gesehen-wichtig ist das Endergebniss-wir fliegen von Land zu Land usw, wer nun der/die ersten waren-ist eben Geschichte !

  • B
    Bürger

    Puhh! Gut dass diese Frage endlich geklärt wird...

  • D
    D.J.

    @autocrator, @Aviator,

     

    das ist der Punkt: Der Fetisch "zuerst" ist für einen Historiker eher albern (sollte es zumindest sein). So genannte Pioniertaten bedeuten meist, auf den Schultern der Vorläufer zu stehen. Übrigens macht(e) das nicht zuletzt die wissenschaftlich-technische Überlegenheit des "Westens" in den letzten 500 Jahren aus: Aus den Unzulänglichkeiten der anderen (soweit bekannt) zu lernen und es immer wieder neu zu versuchen. Nicht nur zu sagen: Funktioniert halt nicht. Hoffen wir, dieser Pioniergeist geht uns nicht völlig verloren. Risiken sehen - notwendig, aber versuchen, diese zu minimieren. Sonst machen es andere (ist O.K., aber dann sollten wir nicht jammern).

  • DA
    Der Aviator

    @autocrator,

     

    Sie haben von der Geschichte der Luftfahrt und der Luftfahrt im Allgemeinen überhaupt keine Ahnung, aber davon jede Menge...

    Hauptsache schwurbeln von Columbus, etc...

  • R
    reblek

    Überschrift: "Gebrüder Wrigh oder Weißkopf?"

    Bildunterschrift: "Gustav Weißkopf mit seiner Flugmaschiene 1901." - Ist das Absicht oder bodenlose Torheit? "Wrigh" und "Maschiene". Welcher Literaturpreis wird dafür erwartet?

  • G
    gast

    "Auch das Luft- und Raumfahrtmuseum der US-Forschungsgesellschaft Smithsonian in Washington, wo seit Jahrzehnten die motorisierte Flugmaschine der Gebrüder Wright ausgestellt ist, zweifelt an Weißkopfs Pioniertat."

     

    Müssen sie ja auch ;-)

     

    http://historybycontract.com/

  • DA
    Der Aviator

    Sehr schön, dass die TAZ auch über solche Themen berichtet, aber bitte den Namen Wright richtig schreiben...

     

    Die Gebrüder Wright haben in nur 3 Jahren ein motorgetriebenes Flugzeug entwickelt und gebaut, welches über alle 3 Achsen steuerbar war, auch effiziente Luftschrauben haben sie gebaut, obwohl die Theorie dazu noch in den Kinderschuhen steckte...

     

    Weißkopf hingegen hat ein Flugapparat gebaut, ohne Seitenleitwerk und ohne Steuerung, welches höchstens geradeaus kurz hätte fliegen können...

    Auch seine Luftschrauben waren aerodynamisch schlecht ausgelegt...

  • A
    autocrator

    ja, komma, und? Das kollektive gedächtnis ist voll mit falschen memen über erstlings-taten, die tatsächlich von anderen begangen wurden: Columbus war nicht der entdecker Amerikas, Bell erfand nicht das telefon, und die brüder Wright waren nicht die ersten motorflieger.

    Die liste dieser falschen mene füllt ganze bücher, viele davon werden noch immer in schulbüchern weiter tradiert.