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Streit um Trumps Unterschrift

Das US-Repräsentantenhaus veröffentlicht den Brief, den Donald Trump dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zum Geburtstag geschickt haben soll. Das Weiße Haus dementiert dessen Echtheit

Aus Washington Hansjürgen Mai

Ein angeblicher Brief von US-Präsident Donald Trump an den verurteilten Sexualtäter Jeffrey Epstein befindet unter den Dokumenten, die am Montag von Demokraten im Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlicht wurden. Der Brief soll Teil eines Albums sein, das Epstein 2003 zu seinem 50. Geburtstag erhalten haben soll. Darin zu finden sein sollen neben Trump auch die Namen des demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton und des prominenten Anwalts Alan Dershowitz.

Trumps Brief an Epstein, über dessen Existenz das US-Medium Wall Street Journal bereits vor ein paar Monaten berichtete, gehört zu mehreren sexuell anrüchigen Dokumenten, die in dem Geburtstagsalbum enthalten waren. Auf dem Brief ist die Silhouette einer weiblichen Figur zu sehen, mit Trumps Unterschrift im angedeuteten Schambereich. Auch Trumps Wortwahl wirft in Anbetracht der sexuellen Gewalttaten, die Epstein vorgeworfen werden, Fragen auf. „Ein Freund ist etwas Wunderbares. Alles Gute zum Geburtstag – und möge jeder Tag ein neues wunderbares Geheimnis sein“, heißt es etwa in dem Brief.

Trump bestreitet, jemals einen solchen Brief verfasst zu haben. Und verklagte das Wall Street Journal, welches zum Medienimperium von Fox News-Gründer Rupert Murdoch gehört, auf 10 Milliarden Schadensersatz. „Wie ich schon immer gesagt habe, ist es ganz klar, dass Präsident Trump dieses Bild nicht gezeichnet und nicht unterzeichnet hat. Präsident Trumps Rechtsteam wird weiter aggressiv rechtliche Schritte verfolgen“, betonte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, in einem Post auf X nach der Veröffentlichung.

Der stellvertretende Stabschef im Weißen Haus, Taylor Budowich, veröffentlichte zudem mehrere Fotos, auf denen Trumps Unterschrift zu sehen ist. Damit soll bewiesen werden, dass die Unterschrift auf dem Brief an Epstein nicht dem Präsidenten gehöre.

ZitatIch bin ein taz-Blindtext. Von Geburt an. Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe,

Tatsächlich sieht Trumps Unterschrift heute deutlich anders aus als die Unterschrift mit reinem Vornamen vor über 20 Jahren. Die New York Times veröffentlichte jetzt eine Reihe von Vornamen-Unterschriften Trumps aus den Jahren 1987 bis 2001 – es ist eine Unterschrift, die sich entwickelt, von zunächst recht runden Buchstabenformen hin zu dem kantigen Seismografen-Gekrakel, das die ganze Welt jetzt durch seine in die Kameras gehaltenen Dekrete kennt. Gleich ist allen ein langer Abschlussstrich nach dem letzten „d“ von „Donald“ – und Trumps Unterschrift von 2001 gleicht praktisch zu 100 Prozent der unter dem Brief an Epstein zwei Jahre später.

Die republikanischen Mitglieder des Aufsichtsausschusses wollten sich nur ungern zur Veröffentlichung äußern. Diejenigen, die sich vor die Mikrofone trauten, spielten die Bedeutung des Briefs jedoch herunter. „Das beweist nichts. Eine Geburtstagskarte von Trump hilft den Überlebenden und Opfern nicht“, sagte der republikanische Abgeordnete Thomas Massie.

Die Beziehung zwischen Trump und Epstein sowie die Tatsache, dass die Regierung den Fall zunächst als abgeschlossen abgetan hatte, hat in den vergangenen Monaten zu einer breiten Forderung nach mehr Transparenz geführt – und das auch auf Seiten der eigentlich Trump-loyalen Republikaner.

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