Streit um Tötung von IS-Propagandist: Wer hat al-Adnani getötet?
Der IS-Kader al-Adnani soll getötet worden sein. Von einem russischen Bomber, sagt Moskau. Von der US-geführten Koalition, sagt Washington.
Dass Al-Adnani unter den Toten sei, gehe aus Informationen der Geheimdienste hervor, teilte das Ministerium der Agentur Interfax zufolge mit.
Zuvor hatten die USA mitgeteilt, Kräfte der US-geführten Koalition hätten am Dienstag einen „Präzisionsschlag“ gegen al-Adnani verübt. Sein Tod wurde aber von Washington zunächst nicht bestätigt. Der IS selbst hatte diesen verkündet.
Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hatte ein Jagdbomber vom Typ Su-34 IS-Stellungen angegriffen. „Der Schlag gegen al-Adnani ist ein großer Erfolg des russischen Militäreinsatzes“, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses in Moskau, Wladimir Komojedow.
Terror-Experte: IS deutlich geschwächt
Nach Expertenansicht bedeutet der Tod al-Adnanis eine deutliche Schwächung für die Extremisten. Al-Adnani habe an der Spitze einer kleinen Einheit gestanden, die Terroroperationen in der ganzen Welt geplant habe, unter anderem in Paris und Brüssel, sagte der Terror-Experte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, am Mittwoch. „Es ist eine wichtige Nachricht für Europa, dass der Chef dieser Einheit getötet wurde.“
Guido Steinberg, SWP
Der irakische IS-Experte Hischam al-Haschimi erklärte, der Tod al-Adnanis werde sich auf Operationen im Ausland, die Rekrutierung von Kämpfern und die Finanzierung auswirken. Geschwächt würden die Dschihadisten vor allem in Syrien, wo al-Adnani sich aufhielt.
Steinberg erklärte weiter, der Verlust einer einzelnen Person sei zwar für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nicht entscheidend, seit 2014 seien jedoch zahlreiche Führungsmitglieder ums Leben gekommen. „Fast alle, die Rang und Namen hatten, wurden getötet“, sagte der Islamwissenschaftler. „Die Nachrücker haben nicht mehr das Format. Es herrscht offensichtlich ein Personalmangel.“
Die Terrorgefahr werde jedoch nur langfristig abnehmen, wenn noch mehr Anführer getötet würden. Wichtiger sei dabei der Verlust von Reisemöglichkeiten für IS-Anhänger, sagte Steinberg. „Dass der IS die nordsyrische Grenzstadt Dscharablus verloren hat, halte ich für einen großen Rückschlag.“ Die türkische Armee und syrische Rebellen hatten Dscharablus vor einer Woche unter ihre Kontrolle gebracht.
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