Streit um Pendlerpauschale: CSU geht CDU auf den Tankanzeiger
Bayerns Ministerpräsident Beckstein will auf dem CSU-Parteitag die Kanzlerin freundlich empfangen. Im Zwist um die Pendlerpauschale streut er aber weiter ordentlich Zucker in den Tank des Unionsmotors.
BERLIN rtr/dpa/afp Unmittelbar vor Beginn des CSU-Parteitags in München haben sich die Fronten im Streit über die Pendlerpauschale weiter verhärtet. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein bekräftigte am Freitag die Forderung nach einer schnellen Rückkehr zur alten Pendlerpauschale, was von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel abgelehnt wird. "Ich glaube nicht, dass es starke Politik ist, sich erst vom Bundesverfassungsgericht verurteilen zu lassen", sagte Beckstein im Deutschlandfunk. Die Politik müsse auf die explodierenden Benzinpreise reagieren, damit sich Arbeit weiter lohne.
Der Fraktionschef von CDU und CSU im Bundestag, Volker Kauder, lehnt dagegen eine Rückkehr zur alten Pendlerpauschale bis zur Bundestagswahl erneut ab. Es müsse eine wirksame Steuerreform nach der Wahl statt Einzelmaßnahmen vorher geben, sagte der CDU-Politiker der Berliner Zeitung
Dementsprechend geht der CSU-Vizechef Horst Seehofer nicht von einem baldigen Kompromiss im Unions-Streit um die Pendlerpauschale aus. "Ich bin sicher, dass die CSU und die Kanzlerin Kurs halten werden, beide für sich", sagte er.
Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß hat von seiner Partei eine Ende der Diskussion über die Rückkehr zur alten Pendlerpauschale verlangt. Es "spricht wirklich die Vernunft dafür, diese Diskussion jetzt zu beenden", sagte er am Freitag im ZDF- "Morgenmagazin". Es gebe Stimmen in der SPD, die "in der Wirkung die CSU-Kampagne noch verstärken". Das finde er bedauerlich. "Das Thema bleibt auf der Tagesordnung. Die Diskussion nutzt nur der CSU in ihrem Wahlkampf. Davon hat die SPD überhaupt nichts, und die Pendler und Arbeitnehmer auch nicht."
Mit dem Parteitag in Nürnberg eröffnet die CSU knapp zwei Monate vor der Landtagswahl die heiße Wahlkampfphase. Die CSU muss bei der Wahl am 28. September um ihre absolute Mehrheit im Freistaat bangen. Als Gastrednerin spricht Merkel zu Beginn des zweitägigen Treffens zu den Delegierten. Beckstein sagte, die CSU werde Merkel sehr freundlich begrüßen, auch wenn sie anderer Meinung bei der Pendlerpauschale sei. "Insgesamt schätzen wir ihre Arbeit sehr."
Dem Münchner Merkur gegenüber äußerte sich Beckstein kritisch über das Profil der Union. "Es ist in der Tat ein Problem, dass die Union in Umfragen bei 36 Prozent dahindümpelt, während die Kanzlerin Bestnoten erhält", sagte er. Bei der Bundestagswahl 2009 müsse die Union wieder auf 40 Prozent kommen, wenn sie mit der FDP eine Regierung bilden wolle. "Dazu müssen wir uns alle mehr anstrengen", forderte Beckstein. Die Union müsse "darauf achten, neben der Tagespolitik auch das wertkonservative Profil zu schärfen.
Der großen Koalition bescheinigte Beckstein zwar eine "beachtliche Bilanz", kritisierte aber zugleich die Zusammenarbeit innerhalb der schwarz-roten Regierungsmannschaft. "Für das schlechte Erscheinungsbild ist allein die SPD verantwortlich. Parteichef Kurt Beck schürt ständig neuen Ärger und arbeitet gegen die Koalition, ist aber nicht bereit, sich in Berlin an den Kabinettstisch zu setzen", so Beckstein. Auch Minister der SPD verhielten sich alles andere als loyal und legten es systematisch auf das Scheitern der Koalition an.
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