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Streit um Bauprojekt "Kailine"Lübecker gegen Hafencity

Krach zwischen Rot-Rot-Grün in Lübeck: Das längst beschlossene Luxus-Bauprojekt „Kailine“ auf der Wallhalbinsel wackelt plötzlich wieder.

Sahnelage vis-à-vis der Lübecker Innenstadt: Die Kailine soll vor der Lübecker Skyline entstehen. Bild: kailine.info

HAMBURG taz | In der Lübecker Bürgerschaft hängt der Haussegen schief. Stein des Anstoßes ist das Projekt Kailine: Es sieht vor, die Hafenschuppen auf der nördlichen Wallhalbinsel abzureißen und durch viergeschossige Wohnblocks, Geschäfte und Cafés zu ersetzen.

Der Bebauungsplan, der im Herbst noch von der rot-rot-grünen Mehrheit getragen und beschlossen wurde, scheint auf einmal unattraktiv. Sowohl die Linke als auch die Grünen distanzierten sich. Man wolle an einem Kompromiss arbeiten, erklärt Thorsten Fürter, Fraktionsvorsitzender der Lübecker Grünen.

Grund für das Umdenken war auch Druck von unten: Die Initiative „Lübeck 13“ sammelte rund 20.000 Unterschriften gegen das Projekt und für den Erhalt der Hafenschuppen. „Wir schauen nicht dabei zu, wie einfach Geschichte abgeholzt und durch austauschbare Architektur ersetzt wird“, sagt Gründerin Gabriele Ullrich. Lübeck solle keine architektonische Kopie der Hamburger Hafencity werden.

Alternativkonzept vorhanden

Die Initiative besteht aus rund 20 Menschen, darunter Statiker und Architekten. Sie kommen zu dem Schluss, was die Stadt plant, sei so nicht möglich. „Die Insel trägt das gar nicht“, sagt Ullrich. Zusammen haben sie ein Alternativkonzept erarbeitet. Danach sollten die Hafenschuppen saniert und modernisiert werden. Der nächste Schritt der Initiative: Die Gründung einer Genossenschaft, die sich um den Kauf der Wallhalbinsel bemühen soll.

Jan Lindenau, Fraktionsvorsitzender der Lübecker SPD, wundert sich. Das Konzept werde seit 15 Jahren diskutiert, ausführliche Gutachten zur Statik seien erstellt. Nun wurde im letzten Schritt die rechtlichen Grundlage geschaffen. Warum auf einmal Kritik laut wird, kann er sich nicht erklären, sagt aber: „Wir können nicht alles ändern, weil es einer Initiative optisch nicht gefällt.“ Dass die anderen Parteien plötzlich umschwenken, schreibt er auch der vergangenen Kommunalwahl zu.

Kritik in den eigenen Reihen

„An dem Vorwurf kommen wir nicht vorbei“, gesteht Fraktionsvorsitzender Thorsten Fürter. Doch nach Kritik innerhalb der eigenen Reihen, hätten sie sich bewegen müssen. Heute ist Fürter sicher, dass die geplanten Luxuswohnungen gar nicht in diesem Umfang nachgefragt werden.

Dirk Gerdes, Geschäftsführer des Koordinierungsbüros Wirtschaft in Lübeck (KWL), zeigt sich enttäuscht. Die Tochtergesellschaft der Stadt Lübeck, ist für das Projekt verantwortlich. Gerdes fürchtet um einen Vertrauenseinbruch bei den Investoren, möglicherweise sogar Schadensersatzforderungen. „Es steht ein wichtiges Projekt auf der Kippe, weil eine Partei inkonsequente Politik betreibt“, sagt er.

Ende August soll die Lübecker Bürgerschaft über die Zukunft des Projekt Kailine entscheiden.

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