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Streit mit IsraelÄgypten liefert kein Gas mehr

Israel zahle seine Rechnungen nicht, begründet die ägyptische Firma EGAS die Einstellung der Gaslieferungen. Seit sechs Monaten läuft ein Schlichtungsverfahren.

Seit dem Sturz Mubaraks wurden 14 Anschläge auf die Pipeline im Norden des Sinai gezählt. Bild: reuters

KAIRO taz | Wenn zwei Firmen sich streiten, ist das noch kein Politikum. Wenn aber eine Firma ägyptisch ist und der anderen, israelischen, in einem Konsortium Erdgas liefert, dann landet man schnell mitten im Nahost-Konflikt. Die ägyptische Firma EGAS hat nun die Gaslieferungen nach Israel eingestellt. Israel komme seinen Verpflichtungen nicht nach, erklärte Muhammad Schoeb, ein hoher EGAS-Offizieller am Sonntagabend. Die Endscheidung sei keine politische. Israel habe die letzten vier Monaten seine Rechnungen nicht bezahlt, rechtfertigte er den Schritt.

Der auf 20 Jahre angelegte Vertrag war vor sechs Jahren auf eine sehr intransparente Weise ausgehandelt worden, offensichtlich unter dem Druck der USA. Er wurde über das Konsortium East Mediterranean Gas Company EMG abgewickelt.

Er geriet immer wieder in die Kritik, weil Israel vermeintlich das Gas weit unter dem Weltmarktpreis bezieht. Das wird von israelischer Seite bestritten. Verlässlich Zahlen wurden nicht veröffentlicht. Außerdem geriet der Deal nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak in die Schlagzeilen, weil einer seiner Vertrauten und Partner in dem Gasdeal, der inzwischen in Spanien festgenommene Hussein Salem, Gelder der staatlichen Firma veruntreut haben soll. Der Vertrag ist ein Teil des Prozesses gegen Mubarak und gegen dessen Ölminister.

40 Prozent des israelischen Erdgasbedarfs wird durch die Lieferungen aus Ägypten abgedeckt. Sie wurden in den letzten Monaten immer wieder unterbrochen. Seit dem Sturz Mubaraks wurden 14 Anschläge auf die Pipeline im Norden des Sinai gezählt.

Frieden gefährdet, sagt der Energieminister

Seit sechs Monaten läuft ein internationales Schlichtungsverfahren, um zwischen den ägyptischen und israelischen Firmen zu vermitteln. Klagt die eine Seite über durch die Anschläge bedingte ausbleibende Lieferungen, beschwert sich die andere über ausbleibende Zahlungen.

Der israelische Finanzminister Yuvak Steinitz erklärte, dass „das Ganze den Camp David-Vertrag überschattet“. Beide Staaten hatten den Friedensvertrag 1979 unterzeichnet. Der Gasdeal ist kein Teil davon, aber seit der Unterzeichnung gilt er als wirtschaftliche Säule der oft angespannten Beziehungen beider Länder. Der israelische Energieminister Uzi Landau erklärte, die Einstellung der Lieferungen werde nicht nur einen Energieengpass im Sommer verursachen, sondern könnte auch den Frieden zwischen beiden Staaten gefährden.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman versucht dagegen, die Bedeutung herunterzuspielen. „Die Terminierung des Deals ist ein schlechtes Zeichen“, sagte er und fügte hinzu: „Wir wollen das Ganze als einen Handelsstreit verstehen und es wäre ein Fehler, daraus eine diplomatische Affäre zu machen“.

Während sich in Ägypten der herrschende Militärrat ausschweigt, begrüßten viele Parlamentarier die Einstellung der Lieferungen an Israel. Bereits seit dem Gazakrieg, aber besonders seit dem Bekanntwerden der korrupten Praktiken rund um den Deal, war das ägyptisch-israelische Gasgeschäft im Land am Nil sehr unpopulär. Hämisch wurde bei mehreren Engpässen, bei denen in Ägypten kaum mehr Kochgas zu kaufen war, darauf hingewiesen, dass die Regierenden zwar Israel, aber nicht die eigene Bevölkerung versorge.

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11 Kommentare

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  • J
    Jaakov

    In der Torah steht: "vom Bach Ägyptens bis zum Euphrat". Der Bach Ägyptens ist nicht der Nil, sondern ein kleiner Bach auf der Sinai-Halbinsel. Andererseits gehört Israels Südspitze (um Eilat) nicht zum verheißenen Land. Israel könnte also die Gebiete friedlich tauschen.

    Die verheißene Ostgrenze am Euphrat ist nicht etwa im Irak, sondern der obere Euphrat in Syrien, wenige Kilometer hinter der heutigen israelischen Grenze. Dies sollte aber nicht als Aufforderung zum Krieg ausgelegt werden. Israel könnte auch Land von Syrien kaufen.

  • B
    Beobachter

    Noch zur Faktenergänzung an "Thomas":

     

    der "krude Unsinn" als faktische Karte, wie sie von reilgiösen Zionisten anhand von AT-Stellen abgeleitet wird:

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/File:Greater_Israel_map.jpg

     

    Es gibt (gab) diese Strömungen in Israel und gibt sie noch heute, so wie sich die Zeloten im Westjordanland auf die Bibel berufen, wenn sie das palästinensische Land besetzen und dort siedeln.

     

    GEnesis 15:18-21:

     

    18 An selbigem Tage machte Jehova einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen gebe ich dieses Land vom Strome Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Phrath (Euphrat): 19 die Keniter und die Kenisiter und die Kadmoniter 20 und die Hethiter und die Perisiter und die Rephaim, 21 und die Amoriter und die Kanaaniter und die Girgasiter und die Jebusiter.

     

    Wollen sie etwas auch leugnen, dass es diese politischen Strömungen gibt und sie einen erheblichen Einfluss auf israelische Außenpolitik haben?

     

    Also alles andere als "krude Verschwörungstheorie".

     

    Es gibt nämlich nichts lächerlicheres (und zumeist auch argumentativ schwächeres) oft als "Verschwörungstheorien" lächerlich zu machen!

  • TH
    Thomas H

    "Abgesehen vom Erdgas ist nämlich der Traum eines Großisraels vom Euphrat bis zum Nil (wie die Fahne Israels ja symbolisiert, wie jeder Informierte weiß) bei vielen dort noch lange nicht ausgeträumt ist!"

     

    @von Beobachter:

     

    Solch kruder Unsinn hat mit der Realität erfreulicherweise nichts zu tun.

     

    Die Gestaltung der israelische Nationalflagge geht nachweislich auf den jüdischen Gebetsschal (Tallit) zurück, der aus weißem Stoff mit parallel verlaufenden blauen Streifen besteht.

     

    Was das Erdgas anbelangt:

    Innerhalb der israelischen Wirtschaftszone vor israels Küste schlummert in mehreren großen noch unerschlossenen Gasfeldern ein Vielfaches der zur Neige gehenden Erdgasreserven des ägyptischen Sinai, an dessen Besitz Israel nie interessiert war, weswegen der zeitweilig israelisch besetzte Sinai ja auch längst schon -im Tausch gegen Frieden- an Ägypten zurückgegeben wurde.

     

    Israel wird also schon in wenigen Jahren vom Erdgasimporteur zu einem bedeutenden Erdgasexporteur aufsteigen.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Gut so,

    es sind ja vor allem die Länder der dritten Welt, die unter den Preisdruck zu leiden haben, den Tel-Aviv und Washington durch ihre Hetze gegen den Iran bewirkt haben.

    Leider hat diese dahinterstehende religiös tümelnde Ideologie auch in der Bundesrepublik Einzug gehalten, Ausbeutung und Knechtung anderer Völker scheint dabei akzeptabel, Hauptsache man stellt sich als Israelfreund dar und leugnet seine koloniale Bedingtheit.

  • B
    Beobachter

    Weise Ägypter haben schon davor gewarnt, diese Lieferungen einzustellen, weil - zusammen mit der aus Israels Sicht bestehenden Terrorgefahr - dieses als Vorwand dienen könnte, dass der Judenstaat den Sinai wiederbesetzt und dann wahrscheinlich so schnell nicht wieder abzieht.

    Abgesehen vom Erdgas ist nämlich der Traum eines Großisraels vom Euphrat bis zum Nil (wie die Fahne Israels ja symbolisiert, wie jeder Informierte weiß) bei vielen dort noch lange nicht ausgeträumt ist!

    @Gavin: machen Sie sich nichts aus den Beschimpfungen des DJs. Das ist die übliche Vorgehensweise der nachweislich von Israel bezahlten weltweiten Tausenden Spindoktoren, in Internetforen proisraelische Postings zu setzen und mit Polemik und Häme die Kritik niederzuschreien!

  • RT
    Random Tax

    @ D.J.

     

    dann klär doch noch einen viertelgebildeten Westler mal auf, welchen Krieg in den letzten 100 Jahren im Nahen Osten du meinst, bei dem der Westen nicht involviert war.

     

    Ansonsten deuten solche ausfallenden Kommentare ja eher auf einen Treffer.

  • D
    D.J.

    @Gavin Porter

     

    "Wenn die arabische Welt sich nicht vom Westen immmer auseinanderdividieren lassen würde..."

     

    Ideologisches Gesabber. Im Nahen Osten hat es stets auch Kriege ohne den pöhsen Westen gegeben, auch wenn islamische Geschichtsverzerrung viertelgebildeten Westlern das Gegenteil weismachen mächte.

  • EA
    Enzo Aduro

    @Chris

    Ist es überhaupt eigene Produktion? Ich vermute Ägypten ist vor allem Transitland. Aber nur eine Vermutung.

  • GP
    Gavin Porter

    Wenn die arabische Welt sich nicht vom Westen immmer auseinanderdividieren lassen würde und ihre palestinensischen Brüder verraten würde, wäre mit dem Hebel Öl u. Gas schon längst Ruhe im Nahen Osten und Israel würde sich endlich an den Verhandlungstisch setzen statt mit permanentem Siedlungsbau und Missachtung aller UN-Beschlüsse dazu auf Zeit zu spielen. Auch Siedler brauchen Energie. Bleibt wohl spannend.

  • C
    Chris

    Warum soll das eigene Volk frieren, nicht kochen können oder Strom auf Strom verzichten, wenn welcher da ist.

    Eigene Produktion sollte zuerst den eigen Bedarf decken. Von daher verständlich.

    Aber irgendwelche korrupten Wirtschaftsgünstlinge und ferngesteuerten Politik - bzw. Miltär/ Terroranalytiker werden ews verstehen, diesen Zustand als terroristische Bedrohung um zuschreiben, um den nächsten arabischen Staat der Axe des Bösen hinzufügen zu können...

  • J
    J.Riga

    Sicher wieder ein Fall von Antisemitismus, oder? Kann ja garnicht anders sein!