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Streit der WocheWählen Sie taktisch oder mit Herz?

Spätestens am Sonntag liegt der Zettel zur Bundestagswahl vor uns. Viele Kreise rechts, viele Kreise links und dazwischen die Frage: Wer von mir wählt - Kopf oder Herz?

Briefwähler können schon in der Woche vor der Wahl ihre Entscheidung in die Urne werfen. Bild: ap

Bei kaum einer Bundestagswahl wurde soviel über taktisches Wählen geredet wie bei dieser. In einem Fünf-Parteien-System mit wenig Chance auf eine linke Koalition wählt selbst bei vielen Idealisten erstmals der Taschenrechner.

Nicht mit dem Gewissen vereinbar, widersprechen die Herz-Wähler. Wer so denke, gebe alle Hoffnungen im Vorfeld auf. Eine Wahl sei dazu da, Programme zu unterstützen, die man für richtig hält und nicht zähneknirschend das kleinere Übel. Politik lebe schließlich von Überzeugungen.

Was bringt es, die Partei zu wählen, hinter der man am Meisten steht, wenn man durch ihre Wahl wissentlich das Gegenteil hervorruft, fragen die Skeptiker. Zum Beispiel, wenn man den chancenlosen Direktkandidaten einer kleinen Partei ankreuzt und damit in der Folge der CDU so viele Überhangmandate beschert, dass es ohne Mehrheit bei den Zweitstimmen am Ende für Schwarz-Gelb reicht. Dann doch lieber gleich mit Verstand.

Wie machen Sie es - wählen Sie taktisch oder mit Herz?

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15 Kommentare

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  • V
    vic

    Ich wähle aus Überzeugung, nicht taktisch.

    Das habe ich in früheren Zeiten manchmal getan. SPD gewählt um CDU zu verhindern.

    Seit es die WASG gab, wähle ich links.

    Die Erststimme hat damit nichts zu tun. Mit der wähle ich persönlich. In meinem Wahlkreis ist klar, dass die Hermann Scheer bekommt - obwohl leider Mitglied der SPD, was ich für üble Verschwendung seines Potentials halte.

  • D
    davidly

    Schon was von "Gestalttheorie" gehört? Wir Menschen sind dazu fähig - auch wenn Beweis dafür nicht vorhanden sei -, unsren Geist in allen seiner Bedeutungen zu nützen.

     

    Meine Taktik ist mein Herz, und dies hat auch 'n Gehirn zur Verfügung, und umgekehrt. Wer da in sich Widerspruch findet, hat schon die Wahl verloren, egal welche Farbstellung herausströmen.

  • D
    drui

    Wieso entweder oder? Es gibt doch zwei Stimmen: Erststimme Verstand, Zweitstimme Herz

  • A
    Amos

    Wo Hopfen und Malz verloren ist, ist es irrelevant

    ob man mit Herz oder Verstand wählt.

  • T
    TATze

    Erst mit Verstand dann mit Herz.

    So wie es die Grünen schon propagiert haben.

    Hier nochmal eine kleine Nachhilfe...

    http://loom.tv/channel.php?c=19242

  • DD
    Dieter Drabiniok

    Mit Herz wähle ich, weil ich mir am Sonntag beim Kreuzchen malen vorstelle, dass meine Stimme, die Stimme von Westerwelle neutralisiert. Für meinen Verstand, müsste es die Möglichkeit der Stimmenthaltung geben.

    "Ungültig" wählen, ist nicht nach Absicht oder Dummheit zu unterscheiden und zwingt die Politik nicht zum nachdenken. Gleiches gilt für das "Nicht" wählen.

    Die Feststellung von Enthaltungen, ist bei jeder anderen Wahl oder Abstimmung völlig normal. Über eine Prozentzahl "Enthaltungen" könnte gesellschaftlich diskutiert und politisch nachgedacht werden. Diese Zahl würde die Wahlbeteiligung anheben, ohne dass der Wähler gezwungen wäre, sich für das kleinste Übel zu entschieden, obwohl ihm dabei schlecht wird.

  • F
    fred

    Ich denke ich muss dieses Jahr mal taktisch wählen. Ich habe wirklich sehr grosse Angst vor einer schwarz gelben koalition. Ich will nicht von jemandem wie Westerwelle im Ausland vertreten werden und noch weniger will ich in vier Jahren total überwacht werden.

  • H
    hugo

    -- Herz vs. Verstand --

     

    Warum sollte da ein Widerspruch zu finden sein?

     

    Ich persönlich wähle taktisch UND mit Herz.

     

    - Mit Herz, weil ich die Piraten grundsätzlich in ihrer Arbeit unterstützen will. Junge Menschen, die uns wieder daran erinnern, wieviel eine Demokratie wert ist und wie leicht sie kaputtgehen kann.

     

    - Taktisch, da ich will, dass die etablierten Parteien endlich wahrnehmen, dass sich Jugendkultur nicht verbieten lässt, die Bürger sich nicht gern überwachen lassen und sich Unternehmen nicht das Recht herausnehmen sollten, ohne Hürden Lebewesen zu patentieren.

     

    Ich wäre wirklich froh, wenn es die Piraten nicht gäbe. Denn das hieße, dass wir sie nicht bräuchten.

     

    -----

     

    Noch einmal zur Frage: Jeder wählt, wie er will; aber Herz und Verstand sollten beide in der Wahlkabine nicht im Energiesparmodus sein.

  • K
    Konstantin

    In meinem Kopf stehen 3 Parteien als "potentiell wählbar" fest mit unterschiedlicher Gewichtung. Jetzt kommt es darauf an, welche der drei Parteien noch einmal etwas Kluges sagt, Kluges tut oder mich zumindest zum Lachen bringt.

     

    Dementsprechend wird sich die Gewichtung eventuell noch verschieben. Aber im Grunde wird am Sonntag mein Herz die finale Entscheidung treffen.

     

    Leider stellt man sich kaum noch die Frage: "Welche Partei ist am Besten und kann am meisten tun?" sondern eher "Welche Partei redet am wenigsten Blödsinn und ist eventuell noch am ehesten vertretbar?"

     

    Pest oder Cholera!?

     

    Hauptsache nicht Guido.

  • WW
    Walter Wasilewski

    Was für eine Frage? Ich habe gewählt -aus Überzeugung.Von der Regierung/CDU/SPD hatten wir 4 Jahre zum Vergleich-was wurde versprochen und was gebrochen? Weg mit der.....

     

    Schwarz/gelb ein Grund auszuwandern-da fehlt uns das Geld wieder einer weg.

    Was soll ich die wählen die mit Sprüchen versprechen -aber das Gegenteil tun?Mit 82 sollte ich genügend Erfahrung haben zu unterscheiden, wer weiß noch was Mehrheit in unserem Lande ist.?? Politik nur, oder weitaus-überwiegend- für die eigene Tasche. Demokratie, da sollte Mehrheit nicht bedeuten Mehrwertsteuer und ich kann weniger kaufen. Amen.

    Walter Wasilewski

  • A
    Amos

    Ich schaue mir die Wahlprogramme an und wähle, nicht mehr, die,die das Volk belogen haben. Und wer

    gar nichts sagt, will das Menetekel verschweigen.

  • K
    Kurt

    Zu dieser Fragestellung kann ich diesen Artikel sehr empfehlen:

    http://kontroversen.de/2009/08/am-27-september-ehrlich-wahlen/

  • R
    Ragism

    Die Farce der "verschenkten Stimmen" versuchten die großen Volksparteien im Laufe der Geschichte immer weiter zu verbreiten. Dahinter steckt nichts anderes als die Angst, potenzielle Wähler zu verlieren. Ich erinnere mich noch an eine Rede von Frau Merkel hier in Bonn, bei der sie noch davon sprach, keine Stimme an kleine, "unerfahrene" Parteien zu "verschenken", weil wir nun "Sicherheit und Stabilität" benötigen.

     

    Im Grunde ist diese Sichtweise nichts anderes als Demokratiefeindlichkeit und der peinliche Versuch, Wähler zu behalten. Bei den meisten Menschen funktioniert es leider nach wie vor. So wird verhindert, daß wir in einer demokratischen Kultur der Überzeugungen leben können.

  • M
    Marius

    Also ich wähle idealistisch.

     

    Wer sich mit seiner Stimme auf das taktische Geplänkel einlässt, unterstützt damit genau diese Praxis und sie wird immer wichtiger werden.

     

    Außerdem ist wohl weniger das 5-Parteien-System Schuld als Medien & Politik selbst.

    Manche Parteien betreiben ja nur noch Wahlkampf indem sie sagen mit wem sie nicht koalieren werden. Und die Medien? Unterstützen das fröhlich. Es muss mal wieder um Inhalte gehen. Wäre doch mal eine nette Abwechslung!

  • KK
    Klaus Keller

    Auch eine Bundestagswahl ist eine Übung in der Disziplin Herz und Verstand bei Entscheidungen zu Rate zu ziehen, am besten in Verbindung mit(seiner) Selbst-bewußt-sein.

    Bei der Beurteilung der politisch Tätigen und ihrer Parteien ist auf ihr Verhalten in der Vergangenheit besonders zu achten.

    Was diese künftig tun werden können wir nur vermuten, bei den bisherigen Entscheidungen wissen wir es und können uns Fragen ob wir den Personen für die nächsten Jahre unser Vertrauen schenken.

     

    klaus keller hanau