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Streit der WocheOhne Lafontaine – hat die Linke im Westen noch eine Chance?

Oskar Lafontaine zieht sich krankheitsbedingt aus der Linke-Führung zurück. Was passiert nun ohne Lafo – hat die Linke im Westen noch eine Chance?

Er zieht sich aus der Spitze der Linkspartei zurück: Oskar Lafontaine. Bild: reuters

Es ist offiziell: Oskar Lafontaine hört auf. Der Linkspartei-Chef zieht sich wegen seiner Krebserkrankung aus der Bundespolitik zurück. Auch sein Bundestagsmandat legt er nieder, er wird nur noch die Fraktion im Saarland führen.

Viele fragen sich jetzt: Linkspartei ohne Oskar – geht das überhaupt? Ist der 66-Jährige nicht der einzige, der die aus WASG und PDS vor fünf Jahren fusionierte Partei zusammenhält? Der auch linke Gewerkschafter und Vertreter der sozialen Bewegungen im Westen an die Linkspartei bindet?

Oder ist es ganz im Gegenteil so, dass nun, wo Lafo geht, die Linkspartei auch im Westen reif ist für politische Bündnisse mit den Sozialdemokraten? Oder wird sie sich dort ohne überväterliche Identifikationsfigur aufreiben und in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken?

Sonntaz-Streit der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch, 27. Januar, 23 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

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14 Kommentare

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  • V
    vic

    Ich werde meinen kleinen Anteil beitragen, dass die Linke auch weiterhin die Chance bekommt die sie verdient.

    Allerdings werde ich sie im Auge behalten, ich möchte nicht die Linke wählen und die SPD oder die Grünen bekommen. Nicht in deren heutigem Zustand. Von schwarz oder gelb rede ich schon gar nicht.

    Ich werde die Linke wählen, denn es gibt keine andere Partei die ich wählen könnte.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wir haben 6,7 Millionen Klienten des Arbeitsamtes, sind von unserer Politikerkaste einen verfassungswidrigen Krieg manövriert worden, haben die höchste Staatsverschuldung aller Zeiten und die Regierungskaste aus CDU- FDP haben nach der NRW Wahl asoziale Ferkeleien auf ihrem Spielplan, die Deutschland selbst zu Bismarks Zeiten nicht kannte. Es wird eine Partei für die kleinen Leute gebraucht, mal sehen ob es die Linke sein kann. Linke stehen sich gern selbst im Wege. sir bolle hingegen scheint ziemlich ungebildet zu sein,(deshalb das Pseudonym?) Kann ja sein dass er gut davon lebt, dass Deutschland sich im Strudel des Lohnabbaus befindet. Wen stört Sklaverei, wenn man selbst zu den Sklavenhaltern gehört? Giergesabber! Vielleicht hat er auch nur ein Bierchen zu viel genascht.

  • T
    tazitus

    Parteisepnden mal anders.

     

    Fünf Euro ausloben für jeden Nichtwähler, der zu den Linken wechselt. Vielleicht geht dann was.

    (und ein iphone als Prämie, damit WählerIn den Stimmzettel fotografieren kann.)

  • A
    Andrew

    Die Linken haben im Westen vor allem eine Chance, weil das Eis gebrochen wurde. Diese Partei hat sich etabliert, hat den Einzug in viele Landtage geschafft. Das hat sicherlich viel mit Lafontaine zu tun, aber vor allem hatte es auch etwas mit dem stark nachlassenden Vertrauen in die SPD zu tun. Auch die Grünen bieten keine eigenständige Sozial- und Arbeitsmarktpolitik an, die bei den Menschen populär wäre. Die Folgen sind klar: Es gibt ein starkes Misstrauen gegen Rot-Grün in diesen Punkten und das nutzte die Linke - mit Lafontaine natürlich sehr scharf auf den Punkt gebracht.

    Der Kernpunkt ist Hartz-IV und diese gescheiterte Reform wird nicht verschwinden. Ja, selbst diese Regierung wagt sich nicht an Änderungen und wird dafür auch bald abgestraft werden. Zwar verbinden die Bürger Hartz mit der SPD, aber die Verantwortung liegt bei der Regierung. Und die lag viel zu lange beim inaktiven Olaf Scholz. Der hat seinen ganz eigenen Beitrag zum Erfolg der Linken geleistet.

    Was für die Linken wirklich brenzlig werden kann, ist das eigene Personal, das hier und da schon gewöhnungsbedürftig und leider nicht professionell ist. Sektierer, DKPler und viele andere, die sich immer viel zu weit von Kommunalpolitik und dem Klein-Klein bewegt haben, setzen den Linken zu.

    Das wird für deren Bundesvorstand also eine schwierige Aufgabe, Glanz in die Sache zu bringen, dafür zu sorgen, dass die Menschen der Linken zuhören.

    Suma Sumarum: Es wird schwer, aber andere Parteien wollen offenbar der Linken zu Stärke verhelfen. Wenn sie das nutzen, ist mit ihnen auch weiterhin zu rechnen.

  • MB
    M. Baur

    Was die soziale Frage betrifft, hatte die Bundesrepublik noch nie eine schlechtere Regierung als die derzeitige. Nach der gelben Klientelpolitik brauchen wir dringender denn je eine starke Gegenbewegung. Sowas darf nicht an Köpfen festgemacht werden sondern an Taten. Da muss sich "Die Linke" erst noch beweisen. Wir können nur hoffen, dass das der Fall sein wird.

  • SB
    sir bolle

    Wen interessierts? Die gleichen Parteisoldaten, die 79 den Einmarsch der SU in Afghanistan gutgeheissen haben, eschauffieren sich jetzt über die Bundeswehr im gleichen Land, der gleiche Gysi, der sich am Honorar seiner von ihm bespitzelten Klienten bereichert hat, beklagt die Selbstbereicherung heutiger Manager, Politiker etc. Der gleiche Gysi, der noch vor Abschluss der Koalitionsverhandlungen die Jugendarbeit in den Bezirken zu opfern bereit war und später aus der Verantwortung geflohen ist, um mit noch derberen Versprechen in den Bundestagswahlkampf zu ziehen, die gleichen Bonzen von damals spielen sich heute als Sozialrevolutionäre auf? Lächerlich. Da kann man nur offen, dass die verblendeten Westler, die dem Schwindel aufgesessen sind, nach Rhetorik-Oskars Abgang merken, mit wem sie es eigentlich zu tun haben.

  • RL
    Robert Langer

    Die Sozialdemokratie feiert das ENDE der Linken.

    Frau Kraft möchte in NRW ohne die Linken Schwarz/Gelb im Mai ablösen.

    Und die Grünen schauen in NRW mal nach rechts.

    Hessens Koch feuert die Stammtische an und Millionen von Menschen leiden unter Arbeitslosigkeit und Hartz 4.

    Über 70% der Deutschen sind gegen den KRIEG in Afghanistan aber die Bundesregierung befiehlt mehr Soldaten ins Chaos.

    Der Atomausstieg wird verschoben und der Pharmaindustrie mal eben Millionen Euros durch eine Pseudopandemie zugeschustert.

    Die Linke am ENDE ? Die Linke wurde noch nie mehr gebraucht als jetzt. Und das ist auch einer nicht geringen Zahl an Wählern klar !

  • JS
    Jürgen Seibel

    Wer sich gerechtere Zustände in diesem Land wünscht, muss die LINKE wählen, weil alle anderen Parteien sich in der Vergangenheit als Totengräber des Sozialstaates betätigt haben. Ob Lötsch, Ernst, Gisy oder Lafontain die Partei führen, spielt für politisch denkende Wähler keine allzu große Rolle, oder will jemand ernsthaft behaupten, dass Gabriel, Merkel, Seehofer, Roth, Özdemir oder gar Westerwelle eine bessere Lösung für das Sozialstaatsgebot anbieten?

    Die letzten dreißig Jahre haben bewiesen, dass sich dieses Land ohne eine starke linke Kraft zu einem System der Selbstbereicherung entwickelt hat. In den kommenden Jahre werden sich diese Tendenzen durch die schwarz-gelbe Regierung noch verstärken und nur eine starke LINKE kann dieser Entwicklung Einhalt gebieten.

    Viele werden Lafontains Rücktritt bedauern, ihre politische Einstellung zu den herrschenden Verhältnissen wird sich dadurch nicht ändern.

    Und die Illusion, dass eine Personen der wichtigste Faktor im politischen Geschehen ist, wird zwar ständig durch die Medien geschürt und hat leider dadurch auch eine politische Wirkung, auf lange Sicht jedoch entwickeln sich politische Prozesse unabhängig von aktuellen Personalentscheidungen.

  • P
    paco

    Wer glaubt, Die Linke nur an einer Person - sprich: Oskar Lafontaine - festmachen zu können, der irrt. Es sind die Themen - gegen Krieg, gegen Hartz IV und Rente mit 67 und für einen Mindestlohn u.a. - , die Die Linke so erfolgreich machen. Dieser Erfolg zeigt sich im Übrigen ja auch darin, dass die anderen Parteien zunehmend versuchen, auf die o.a. Themen "aufzuspringen". Dazu verfügt Die Linke über ein breites Spektrum guter Frauen und Männer; es lohnt sich, deren Lebensläufe zu studieren. Und so wird es der überwiegenden Mehrzahl der Medien nicht gelingen, sie durch Nichtbeachtung oder herabsetzende Berichterstattung klein zu kriegen.

  • S
    St.M.

    Ich denke nicht, dass über 10 Prozent der Deutschen bei der letzten Bundestagswahl die LINKE nicht nur wegen Oskar Lafontaine gewählt haben. Sondern weil die LINKE, sich als einzige Partei für soziale Gerechtigkeit einsetzt, sich immer gegen einen Bundeswehreinsatz in Afghanistan ausgesprochen hat. Die neuen Vorsitzenden werden mit ihrem Amt wachsen. Die denke die Idee mit der Doppelspitze ist, fürs erste, gar nicht mal so schlecht.

  • TL
    Tom Lenard

    O.Lafontaine hatte (auch wenn er gern gut essen mag) nie Stil und guten Geschmack.

    Von Solidaritaet mit den sogenannten Schwachen, die immer ein Minimum an Herzlichkeit beinhalten sollte, konnte bei ihm kaum die Rede sein. Da gibt es eine Verwandtschaft mit Frau Nahles von der SPD, die ihr Waterloo noch erleben wird.

    Also auf zu neuen Ufern, liebe Linke, mit so begabten und solidarischen Leuten wie Pau, Ramelow und vielen jungen NN's

  • V
    vic

    Bei den unerträglich schwachen Regierungen, die die Meisten seit Jahren klaglos ertragen, hat die Linke mehr und bessere Chancen denn je. Vorausgesetzt, sie lassen sich nicht auf Koalitionen mit Hinz und Kunz ein. Schwarz und Gelb muss für alle Zeiten Tabu sein und bleiben.

    Vorerst bin ich zufrieden, wenn die Partei meiner Wahl der Stachel im Fleisch der etablierten bürgerlichen Mitte ist.

    Lieber gute Opposition als schlechte Regierung.

  • BB
    Bodo Bender

    Als Joschka Fischer ging, um die Millionen im Beratungsgeschäft abzuzocken, wurde auch von einigen der Untergang der Grünen prophezeit. Denn Grünen hat sein Abgang nur gut getan...

  • RB
    Rainer Beuthel

    Wer hofft, die Linke habe im Westen keine Chance mehr, kann nicht ganz bei Trost sein. Als hinge alles nur von einer Personalie namens Oskar ab. Die Chancen der Partei DIE LINKE ergeben sich nicht hauptsächlich aus der Wahl des einen oder der anderen Vorsitzenden auf dem nächsten Parteitag sondern aus der Politik, die die Partei konkret vor Ort macht, in den Kommunen, Kreisen, in den Ländern und natürlich auch im Bund. Durch ihr konkretes Handeln entscheidet es sich, ob die LINKE bloß eine weitere Variante der Sozialdemokratie darstellt oder ob sie sich zur gesamtdeutschen sozialistischen Partei entwickelt.