Streit der Woche: Friedensbewegung für den Fußball?
Massenschlägereien und Randale von Fußballanhängern werden immer mehr zum Problem. Regelmäßig gibt es Verletzte nach Spielen. Hat die Fußballfankultur eine Abrüstung nötig?
Eine Horde vermummter und mit Stöcken bewaffneter Fußball-Fans stürmt das Spielfeld und schlägt alles kurz und klein - und die Ordner schauen hilflos zu. Gewaltorgien wie beim jüngsten Spiel von Hertha BSC Berlin sind in manchen Fußball-Ligen längst Alltag.
Fußballfans verbinden mit ihrem Sport viel Leidenschaft und wollen sie auch lautstark ausleben. Der Grad zwischen bierseligem Gegröle und nackter Gewalt ist in Fußballstadien jedoch besonders schmal. Gut organisierte Hooligans tun ihr übriges: Die reisen eigens zum Schlägern zu den Fußballspielen an und heizen die Stimmung unter normalen Fans zusätzlich auf.
Spätestens seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 sind auch die Deutschen für das Phänomen Hooliganismus sensibilisiert. Am Rande des Spiels Deutschland gegen Jugoslawien kam es damals zu Straßenschlachten zwischen deutschen Hooligans und der Polizei. Die Bilder, wie der französische Gendarm Daniel Nivel von einer Gruppe Deutscher halb tot geprügelt wurde, lösten weltweit Entsetzen aus.
In den vergangenen Jahren sorgten gewaltbereite Fans vor allem in den unteren deutschen Fußballligen regelmäßig für Schlagzeilen. Spiele des Oberligisten Lokomotive Leipzig oder des Drittligisten Eintracht Braunschweig werden inzwischen von hunderten Polizisten bewacht, weil deren Anhänger in der Vergangenheit immer wieder für Ausschreitungen gesorgt haben. So griffen Braunschweiger Fans etwa im November 2009 mit Baseballschlägern und Rauchbomben einen Regionalzug an, in dem Fans des Bundesligisten Hannover 96 saßen. Rund 40 Personen wurden dabei verletzt.
Seit 2006 hat der Deutsche Fußballbund (DFB) eine Task Force, die sich mit dem Thema Gewalt in Stadien auseinandersetzt. Und auch die einzelnen Vereine engagieren sich mit Fanprojekten gegen Gewalt. Trotzdem gibt es laut Polizei immer mehr und immer brutalere Straftaten rund um die Fußballspiele. "Die Sitten sind rauer geworden, da ist der Fußball ein Abbild der Gesellschaft. Der Respekt ist gesunken, die Gewalt hat zugenommen", räumte DFB-Chef Theo Zwanziger unlängst ein.
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