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Streit der Woche"90 ist doch kein Alter!"

An unserem Bundespräsidenten spiegle sich die Überalterung der Gesellschaft wider, sagt die Kabarettistin Désirée Nick. Philipp Mißfelder dagegen will keine Jungen im Amt.

Jopi Heesters: Die Ikone der weisen Männer, laut Désirée Nick. Bild: dapd

"Ja, alte Männer werden überschätzt. Zumindest als Retter!", schreibt die Politik- und Wirtschaftstrainerin Sabine Asgodom im "Streit der Woche" der sonntaz. Natürlich gäbe es eindrucksvolle ältere Herren in der Politik, aber "es gibt auch eine langlebige Riege alter Schwätzer, die allabendlich Talkshow-Zuschauer ins Wachkoma labert."

Die Kabarettistin und Dschungelkönigin Désirée Nick findet, dass – angesichts der vielen Karrieregreise – mit 50 erst die zweite Volljährigkeit beginnt. Die Ikone der weisen Männer soll Jopi Heesters gewesen sein: "90 ist heute doch kein Alter – wenn man 108 ist!" Dass die Emanzipation blanke Theorie ist, zeigt sich ihrer Meinung nach dadurch, dass es keine Äquivalente weiblicher Art in der Führungselite gibt. Erst, wenn wir eine 80-jährige Bundespräsidentin, eine vergreiste Altkanzlerin und eine weibliche, 75-jährige Frauenfußball-Trainerin an der Macht haben, sieht sie die Gleichstellungsquote gesichert.

Ebenfalls gehöre zur Emanzipation, dass "mal eine Reihe Frauen zeigen darf, dass auch sie gierige, inkompetente Versagerinnen sind", schreibt Beatrice Behn, Autorin und Direktorin des Comedy Film Festivals.

Das höchste Staatsamt in Deutschland bleibt jedenfalls denen vorbehalten, die eine Altersgrenze von 40 Jahren überschritten haben. Dafür gibt es laut Philipp Mißfelder, dem Vorsitzenden der Jungen Union, auch gute Gründe. Für das Amt des Bundespräsidenten sei eine Person mit Lebenserfahrung und Reife wichtig. "Denn", schreibt Mißfelder in der sonntaz, "wie die alten sungen, so zwitschern die Jungen." Wobei man, schreibt er, heute wohl eher "twittern" sagen würde.

Lesen können Sie das alles in der sonntaz vom 25./26. Februar. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Oliver Höfinghoff von der Piratenpartei erinnert an Jean Duché, der sagte: "Der Mangel an Erfahrung veranlasst die Jungen zu Leistungen, die ein erfahrener Mensch niemals vollbringen würde." Darin sieht der Berliner Abgeordnete Chancen, etwas zu verändern. Mit dem neuen Präsidenten aber sende die Regierung das klare Signal, den Status Quo beibehalten zu wollen.

Außerdem diskutieren die Autorin und Journalistin Sabine Bode, taz.de-Leserin Gabriele Friedrich und der SPD-Abgeordnete Gerold Reichenbach über die Frage "Werden alte Männer überschätzt?"

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11 Kommentare

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  • CA
    Captain Ahab

    Alte? Geht ja wohl gar nicht!

     

    "Jung, dumm und dynamisch"! So wie Rösler, das ist es, was wir brauchen!

  • MR
    Manfred Reinhardt

    ... wer schon Philip (Rösler) und dann noch Mißfelder heißt, braucht keine "alten Weisen", sondern nur noch junge Dummschwätzer!

    Übrigens: ich (68) war weder für Wulff noch bin ich für Gauck, diesen MöchtegernApostel"

  • C
    Corconte

    Ja, ja - Mißfelder und die Alten, man erinnere sich: "Mißfelder sprach sich auch für eine deutliche Einschränkung der Leistungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung aus: Die Sozialsysteme seien „nicht dafür zuständig, dass jeder Senior „fit für einen Rentner-Adventure-Urlaub“ sei. „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“, sagte der Nachwuchspolitiker. Früher seien die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen, erklärte er."

    http://www.tagesspiegel.de/politik/keine-hueftgelenke-fuer-die-ganz-alten/436080.html

  • V
    vic

    Eignung fürs Amt definiert nicht allein durch`s Alter, aber auch dadurch.

    Was Gauck angeht, lehne ich ihn aus mehreren Gründen ab.

    Das Alter spielt dabei keine Rolle.

  • C
    Chesterfield

    Also,80 ist heutzutage wirklich kein Alter mehr.Und es werden immer mehr Menschen 80.Man ist immer so alt wie man sich fühlt und ein Bundespräsident mit 73 ist noch lange nicht zu alt für diesen Job.Natürlich gibt es jüngere,aber findet mal einen mit genügend Lebenserfahrung.Da ist es schon besser,man nimmteinen Älteren.Ich selbst bin scho 86 und mache bestimmt manchem jüngeren noch was vor.

  • D
    deviant

    Solange es unter den Jungen Leute wie Phillipp Mißfelder gibt, gibt es zumindest einen guten Grund, ihnen den Zugang zum Präsidentenamt zu verwehren.

  • M
    Marvin

    Und ich erinnere an Phillip Mißfelder, der sagte: "Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen."

     

    Aber künstliche Posten, auf Kosten der "Solidargemeinschaft", gehen in Ordnung.

     

    ___

    P.S. :

    "Auf Kosten der Solidargemeinschaft" bedeutet etymologisch natürlich eigentlich "zum Nachteil der Solidargemeinschaft". Dementsprechend hat sein Satz zur Vorbedingung, dass 85-Jährige bereits per se abseits der (Solidar-)Gesellschaft stehen.

  • F
    Friederike

    Johannes Heesters. Man mochte ihn - oder man mochte ihn nicht. Das ändert aber nichts daran, das er nun wirkklich kein weiser Mann war. Er hat immer nur über seine Karriere geredet. DA hatter er ein gutes Gedächtnis. Seine Auftritte fand ich teilweise unwürdig und er sah nicht aus wie das Leben sondern wie der Tod persönlich. Man muss auch nicht öffentlich seinen Verfall derart zeigen.

     

    Ein gutes Gedächtnis habe ich auch, wenn ich über Dinge spreche, die zurückliegen- mit dem Unterschied, das ich zugebe, das nicht immer alles ganz genau so war- DENN man vergisst Dinge, verklärt sie, oder sieht sie aus einer ganz anderen "Perpektive". Wie aus einem Fenster..aus dem man in die Ferne blickt. Neues muss ich auch immer wieder hinterfragen. "Wie war das noch mal mit der verlorenen Welt" ( dem Internet-Explorer und dem ganzen Mist, den man sich nicht merken kann? ) Ha-ha!

     

    Von neuen Dingen, vom Weltgeschehen, von den Gesetzen, von Atomkraft und was weiss ich, hatte der Mann keine Ahnung. Dann sagt der noch in einem der letzteren Interviews. "Der Hitler war ein guter Kerl"

    ( seine Frau hat ihn dann zurecht gestutzt )

    Sorry- aber das nervt mich irgendwie. Genauso wie andere alte Leute, die sich durch die Talkshows gruften. Wir haben tolle junge Leute- holt sie endlich!

     

    Selbst mein verehrter Helmut Schmidt hat von andern Dingen als Politik nichts zu vermitteln. Von jungen Leuten weiss er höchstens, das es sie gibt- und das sie vielleicht Chancen verpassen. Selbst seine Tochter ist schon irgendwie älter als er selber.In Talkshows finde ich sie schlimm- man weiss nie, was sie denn nun genau zu sagen hat.

     

    Diese Promi-Alten haben mit den Alten aus dem Alltag soviel zu tun, wie ich mit Geld. Nämlich GAR NICHTS.

    Mit den Jungen höchstens, wenns sie Enkel haben- aber die "verstehen" sie auch nicht. Sie lieben sie- aber sonst nichts. Das ist OK- denn es ist normal und menschlich. Meine Mutter hat meinen Sohn sehr geliebt- aber sie hatte keine Ahnung was er macht. Sie fragte- aber wissen wollte sie es nicht wirklich, es war ihr zu anstrengend "zuzuhören" DA ist doch der HAKEN.( Und das ein altes Gehirn vieles nicht aufnimmt.

     

    Sie hören sich selber gern reden- diese Promis und finden es toll, wenn einer nickt. Das ist mit ein Grund, warum ich höchst selten eine Talks-show sehe.

    Viele Namen kann man da finden-aber auch viel Altersstuss.

     

    Ein Altersforscher müsste das mal erklären, warum die Alten nicht mehr in der Lage sind- sich in Neues einzufinden. Man kann es doch gut bei den eigenen Eltern sehen- ab einem gewissen Alter ist "CUT" und der Mensch hat mit seinem körperlichen Verfall zu tun, das wird immer weggeschoben.

     

    Der letzte Auftritt von Frau Hamm-Brücher im TV fand ich schrecklich. Meine Güte- die Frau kann kaum mehr richtig sprechen, hört nix und findet den Anfang und das Ende nicht. Das ist OK, die Frau war toll- aber jetzt ist sie A L T !!! Das ist keine Schande-das ist Leben- und Leben zerfällt.

     

    Darf man das in Deutschland nicht mehr sagen, das die Leute altern? Irgendwann- bitteschön, sollte man auch in Würde altern und sich nicht zum Jeck machen.

     

    Zum Schluss: Desiree Nick. Na fein. Sie ist laut, sie ist schrill, nichts ist ihr peinlich. Das ist ihr Beruf. Sie hat was, ich mag sie manchmal und manchmal nicht. Aber im Fall Gauck hat sie 100% Recht. Unser Land geht rückwärts- in allem. Das liegt vielleicht an der Macht- das man den jungen nicht weichen will. Irgendwann ist auch die Nick alt, aber ich hoffe- sie merkt- wann es Zeit ist.

     

    Junge Leute müssen viel mehr Chancen bekommen, ihre Meinung zu sagen und auch ihre Fehler zu machen, ohne das man sie zerfetzt. Wir leben nicht mehr in 1950.1960.1970 etc. Alle 10 Jahre verändert sich um einen herum die Welt. Nur die Alten bleiben in ihrer "besten Zeit" stehen.

     

    Die Erinnerung ist etwas tolles- aber sie ist Vergangenheit. Unser Jungen - das ist die Zukunft- und darauf muss das Leben ausgerichtet werden...bis wieder neue Junge dazu kommen und wieder anders leben wollen.

     

    Es gibt und gab nur ganz wenige alte, die man als weise bezeichnen konnte- abner die sind tot und man kann sich gerne an sie erinnern und auch daraus schöpfen.

     

    Ich persönlich denke sehr gern an Sir Peter Ustinoff. Der Mann war einfach "genial". Über Weisheit lässt sich ja noch streiten, über Genialität nicht. Das ist wie mit dem guten Geschmack, man hat ihn- oder man hat ihn nicht.

     

    Gauck ist ein alter Mann und am liebsten spricht (labert) er über die DDR. Langweilig und es gibt nichts, was nicht schon darüber wissen. Höchstens, wo die Knete geblieben ist- die noch da war und was mit den Krediten ist. Einen hat ja Westerwelle verschenkt- an Afghanistan? Siehste- das hab ich vergessen. *LOL* )

     

    Schönes Wochende-am Montag ist das Schnee von gestern.

  • EA
    Enzo Aduro

    Beim Bundespräsident helfen die Vorteile des Alters mehr und schaden die Nachteile des Alters weniger als in anderen Ämtern.

  • N
    Nik

    Die Aufgabe des Bundespräsidenten ist es SEIN Land so zu repräsentieren wie das anderswo König oder Kaiser mit Kutschen und Pomp machen. Der Bundespräsident wohnt ja auch nicht in einer Wohnung sondern in einem Schloss.

    Repräsentative Über-Väter bzw. Groß-Väter sind per Definition Großväter. Ob sich eine Demokratie im 21.Jahrhundert noch diese Großväter leisten möchte, zum Pompen und Klugreden? Meiner Ansicht nach wäre das Geld in der Bildung besser aufgehoben. Der Posten könnte gestrichen werden und das Schloss eine Außenstelle der dann gebührenfreien Uni sein.

  • C
    Cartouche

    Liebe taz,

    Désriée Nick, bei allem Respekt für ihr zeitloses, zeitgeistiges (oder besser letzte Variante: geistloses) Oevre ist die Berufsbezeichnung der Kabarettistin doch etwas über der Realität angelangt. Sie als Quatschmacherin, Blödeltratsche oder, sehr wohlwollend, als halbwegs anspruchsvolle Comedienne zu bezeichnen würde der Zunft des Kabaretts eher gerecht.