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Streit der Woche„Autofreie Städte! Wunderbar!“

Sollten Autos aus der Stadt verbannt werden? Fernsehköchin Sarah Wiener ist dafür. Sie will zu Fuß auf der Straße laufen und dabei die Hände frei haben.

Stau in Bangkok: Individualverkehr verstopft die Straßen. Bild: antwerpenR/CreativeCommons BY 2.0 US

„Sicher müssen Autos raus aus der Stadt. Ich habe seit 33 Jahren keins mehr“, schreibt der Grünen-Abgeordnete Michael Cramer in der aktuellen Wochenendausgabe der taz. Cramer sitzt für die Grünen im Europaparlament und weist darauf hin, dass seine Partei schon 1984 die Idee der autofreien Städte propagiert habe.

„Die Große Koalition wollte daraufhin den Autoanteil auf 20 Prozent senken.“ Und heute? Führe die autofixierte Stadtentwicklungspolitik ins Chaos. Bus und Bahn seien zu teuer, die Parkgebühren dafür zu billig.

Eine Innenstadt ohne lautes Hupen, ohne Abgase, die stinken, und ohne den Machtkampf zwischen Auto- und Radfahrern? Dafür mit viel Platz für Kinder, Spaziergänger und Blumenbeete?

Bild: taz

Den Streit der Woche und viele spannende Texte lesen sie in der aktuellen sonntaz vom 24./25.3.2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz. http://www.facebook.com/sonntaz

Für die Sicherheit der Bürger wäre eine Einschränkung des Verkehrs wohl besser. Mehr als 3.500 Menschen sterben jährlich in Deutschland im Straßenverkehr, insgesamt gab es im Jahr 2010 knapp 2,5 Millionen Unfälle mit motorisierten Fahrzeugen, die volkswirtschaftlichen Kosten betragen laut der Bundesanstalt für Straßenwesen 31 Milliarden Euro.

„Ich kann meinen Mann küssen, ohne ihm ins Lenkrad zu greifen“

Also Kraftfahrzeuge verbannen – und alles wird gut? Nein, schreibt die Rennfahrerin Ellen Lohr. Allerdings nicht, weil sie mit ihrem Lamborghini unbedingt durch die Stadt rasen will. „Ich habe drei Kinder“, sagt sie. „Jeden, der von einer autofreien Stadt träumt, würde ich gern mit dem Maxi Cosi in der Hand zum Kinderarzt schicken, während zwei andere Kids rumnerven.“ Lohr hofft, dass die Zukunft uns eben nicht Ideen wie in London oder Turin beschert, wo die Innenstadt beispielsweise Maut kostet.

Die österreichische Köchin und überzeugte Fußgängerin Sarah Wiener sieht das ganz anders. Sie schreibt: „Autofreie Städte! Wunderbar!“ Wiener glaubt, die Menschen würden so automatisch gesünder, agiler und bewegungsfreudiger. In Italien und Südfrankreich gebe es doch schon autofreie Dörfer und Kleinstädte.

Die Erfahrung dort – wie auch in autofreien Stadtteilen in Münster oder Freiburg: Die Lebensqualität steige schlagartig. Wiener ist überzeugte Fußgängerin, das „Schlendern, Hüpfen, Eilen“, schreibt sie, sei ihre einzige Verschnaufpause in einem sonst durchgetakteten Tagesablauf. Und: „Ich kann meinen Mann küssen, ohne ihm ins Lenkrad zu greifen.“

Die Fahrradkurierin Anja Rillcke aus Köln hält eine autofreie Stadt für keine so gute Idee. Dann wäre doch der alltägliche Machtkampf – Auto gegen Rad – vorbei. Außerdem diskutieren Mikael Colville-Andersen, Fahrrad-Blogger aus Kopenhagen, die FDP-Politikerin Petra Müller und die taz.de-Leserin Renate Kerntopp.

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22 Kommentare

 / 
  • CS
    Curt Schmidt

    Die Menschheit hat hunderttausende von Jahren ohne Autos überlebt und sich entwickeln können, ob sie die nächsten hundert Jahre mit Autos überleben wird, ist zumindest nicht ganz sicher. Was folgern wir daraus? Vielleicht ist der Mensch doch noch lernfähig...

  • A
    Alejandro (Berlin)

    Dieser Artikel ist für ein so wichtiges Thema leider zu vage. Dennoch freue ich mich auf diese Auseinandersetzung, wir brauchen sie dringend.

     

    Wie viele andere Stadbewohner teile ich den Traum in einer Stadt ohne Autos zu leben, es ist ein Ziel für das es sich zu kämpfen lohnt. Allein in Deutschland gibt es etwa 42 millionen angemeldete PKWs, das macht eine Fläche von etwa 210.000 Quadratkilometer... einfach erschreckend.Dazu kommen die Unfälle, Abgase, die knappen Ressourcen und der leider unterschätze und allgegenwärtiger Lärm. Man muss nie vergessen wie viel wir opfern müssen, damit wir überhaupt mit der Kiste fahren.

     

    Aber leider ist das Auto zu sehr in unserer Kultur verankert, leider zu viele Autofahrer, die nie im Leben bereit wären ihre rollende Särge zu verlassen. Man muss also Schritt für Schritt vorgehen.

     

    Ich schlage vor:

    - Mehr verkehrsberuhihte Zonen, vor allem wo viele Menschen und Kinder leben. In einer Strasse mit Kopfsteinpflaster: 10 Km/h.

    - Eine viel höherer Subvention für den ÖV: sie sollen attraktiver werden und vor allem unschlagbar günstig, so, dass sogar der Autofahrer freundlich überzeugt wird, sein Auto zu verlassen.

    - Kerosinsteuer, Co2 Steuer, höherer Strafen für Raser: Wer verschmutz und dazu noch das Leben anderer gefährdet muss ordentlich blechen, es muss richtig weh tun. Wo es 30er Zone steht muss auch 30 gefahren werden, ansonsten an die Kasse. Dieses Geld soll direkt in die ÖV fliessen.

    - Freiwilliger Autofreier Sonntag das ganze Jahr: An dem Tag sollen die ÖV umsonst sein und das Autofahren nur für Notfälle und gegen eine direkte (geringe) Gebühr möglich sein.

     

    Zusammenfassend: Neue Massnahmen sind dringend nötig, müssen aber Schritt für Schritt eingeführt werden. Die Autolobby ist leider zu stark und die Autokultur hat unsere Köpfe leider kolonisiert aber es muss sich ändern!

  • H
    hens-up

    Auto frei Städt sind bestimmt nicht schlecht. Bevor man das macht muss man aber das öffentliche Netz sehr gut ausbauen und es muss auf jedenfall günstiger werden. Und da seh ich echt schwarz.

    Mal ein beispiel:

    Wenn ich von Rottenburg nach Ludwigsburg will brauch mit öffentlichen Verkehrsmitteln circa 2 - 2 einhalb stunden und mit auto und stau höchstens eine Stunde.

    Deswegen wird so eine Idee schon von anfang an nicht klappen, weil des öffentliche Verkehrsnetzt total beschissen ist, wenn man nicht gerade in hamburg oder berlin wohnt.

  • AS
    autofreie Schnecke

    Solange Autos nicht für Dienstleistungen, Notfälle etc. gebraucht werden, solange gut ausgebaute Radwege und ÖPNV-Systeme zur Verfügung stehen ist das absolut ok.

     

    Anfangen muß man aber mit einem Verbot dicker Autos (in denen auch nicht mehr Leute Platz haben als in normalen, nur fettere bzw. fettbebrieftaschtere Leute), Sportautos und sonstigen Spritschluckern.

     

    Ich fürchte nur daß die Motor-Lobby eher das Gegenteil anstrebt.

  • I
    imation

    "Sarah Wiener glaubt, die Menschen würden so automatisch gesünder, agiler und bewegungsfreudiger."

     

    Ich glaube das kostenlose Parkplätze, mehr Autobahnen und billigeres Benzin die Menschen glücklich macht.

     

    PS: Kochen kann ich auch nicht.

  • D
    drubi

    Ich kenne etliche Grüne und Sozialdemokraten, die beispielsweise dafür waren, die Länge des zumutbaren einfachen Fahrwegs zur Arbeitsstätte für Arbeitssuchende auf 80 km zu erhöhen. ... aber hinterher sich über zunehmenden Verkehr aufregen. Es spiegelt die Idiotie wider, die in unserer Parteiendemokratie inzwischen wuchert. Und das ist noch eine äusserst harmlose Bezeichnung für den ganzen Unsinn, den unsere Politschwadroneure so von sich geben.

     

    Ehrlich, ich habe nicht die geringste Ahnung auf welcher Umlaufbahn die sich bewegen. Aber mit einem normalen Fernglas sind sie wahrscheinlich nicht zu beobachten.

     

    Nebenbei, was immer sich die "Grosse Politik" ausdenken mag, wird mindestens einmal auf Landesebene, fast immer ein zweites Mal auf Kreisebene, und nur zu oft ein drittes Mal auf kommunaler Ebene derart umgekrempelt, dass man darauf wetten kann, dass kein einziger der ursprünglichen Vorteile aber alle Nachteile sämtlicher Zwischenlösungen am Ende wirksam werden. Zum Beispiel können Ampelanlagen beliebeig dicht und unkoordiniert hintereinander gepflanzt werden, dass man allein dadurch jegliche Absichten in Richtung geringeren Verbrauchs und Abgase in den Wind schreiben kann - besonders wenn man den Schwachsinn fast die ganz Nacht durch aktiv hält. Und ja, diesen Amtssport betreibt man auch mitten in der Provinz. Schilda ist im Vergleich zu dem, was Politiker und öffentliche Verwaltungen in unserem Land anrichten, ein Ausbund von Intelligenz.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Autofreie Stadt? Ein Traum!

    Ich hatte noch nie ein Auto. Aber Kinder. Und die habe ich auch mit Fieber zum Kinderarzt bekommen.

    Sie waren auch in der Schule konzentrierter, weil sie dorthin gelaufen und nicht wie viele kutschiert worden sind; sind sie jetzt im Jugendalter nicht fettleibig wie viele ihrer Altergenossen, weil sie es gewohnt sind, sich zu bewegen.

    Nur die ÖPNV Preise müssen runter. Am besten wäre für umsonst. Dann würden die deutschen Geizhälse alle mit den Öffis fahren.Jede Wette.

  • P
    PeterWolf

    @Thomas Fluhr

    Zwar nicht alle, aber der größte Teil der Städte ist durchaus flach.

    Hat historische Gründe, diese Städte wurden gegründet, als es noch gar keine Autos gab, häufig auch an Wasserwegen.

    Letztere werden in Köln demnächst wieder verschärft benötig, da ein Haufen perverser Sadisten ab Mitte April bis Ende des Jahres die Autobahn A1 dort für LKW sperrt, ca. 20.000 pro Tag.

    Und zwar zur Verschärfung der vorrevolutionären Verkehrsverhältnisse nach Marx.

    So in etwa: "Wollt ihr den totalen Stau? Einen Stau .."

  • N
    Nadi

    Ich lebe an einem Ort, der sich im Umbau befindet und wo die Stadt an die 150 Parkplätze reduziert. Und damit echte Anreize schafft, die Kiste abzuschaffen. Nur: Das tun die Autofahrer nicht. Stattdessen mieten sie Garagen, die anderen schrammen sich beim Einparken oder stechen dem Nachbarn die Reifen auf. Die autofreie Stadt muss im Bewusstsein der Menschen beginnen, das tut sie in der groben Masse nicht.

     

    Ich glaube, es war Steinmeier von der SPD, der am liebsten alte Auto verboten hätte, damit die Zahl der PKWs nicht weiter so schnell steig. Und Olaf Scholz von der gleichen Partei wollte die Schrottzulage von 2000 EUROs auch ALG-II-Empfängern zugänglich machen.

     

    Merke: Beim PKW hört der Spass auf.

     

    Dass viele Verkehrsteilnehmer täglich mit 80 kmH durch die Stadt saußen und dabei das Leben von Kindern, Jugendlichen und Rentnern riskieren, bewegt leider zu wenige. Gleichzeitig bringt die Raserei kaum was, solange die Ampeln beachtet werden und das ist ja noch der Fall. Und über ABS fühlen sich viele Fahrer noch vollkommen sicher und glauben, dass sie es tatsächlich schaffen würden, per Vollbremsung den Crash zu verhindern.

     

    Wenn ich per Tempo 100 auf der Autobahn fahre, fühle ich mich Megaexklusiv, denn ich bin meist die Einzige, die sich diesen Luxus gönnt. Der Rest brettert mindestens mit 130 und da scheinen dann auch 1,70 für Super keine Abschreckung darzustellen. Und die Autofreie Stadt wird umfahren oder eben woanders hingezogen.

  • S
    Stephan

    "Autos behindern den Verkehr", schrieb Ivan Illich bereits in den frühen 70er Jahren. Mittlerweile aber scheint imstaustehen unhinterfragte Alltagrealität geworden zu sein. Dabei gibt es kaum Schöneres als die gelebte Erfahrung, dass der Besitz eines Autos alles andere ist als essentiell.

    Der unerwartet zum Verkehrsminister avancierte Grüne, Winfried Hermann, könnte zum Befreiungsschlag der autofreien Innenstadt an seinem Amtssitz Stuttgart, der Höhle des (Auto-) Löwen, ansetzen. Statt dessen stellt er das neue Landesprogramm "Energiesparend fahren" vor!

    http://www.mvi.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/107529/

  • M
    murph

    Ich bin ja auch für autofreie Städte, nur ich hätte mir diesen Artikel etwas sachlicher gewünscht.

  • R
    reblek

    "Bus und Bahn seien zu teuer, die Parkgebühren dafür zu billig." - "Teuer" oder "billig" ist eine Ware. Bus- und Bahnfahren kann als solche betrachtet werden. Aber eine "Parkgebühr" ist eine Gebühr und keine Ware und deshalb kann sie nicht "zu billig" sein, sondern sie ist "zu niedrig".

  • H
    Hansi

    Es ist ineffizient einen Menschen von 70 oder 100 kg mittels eines Fahrzeuges von 1000 kg oder mehr zu transportieren. Diese Monster stehen dann 90% des Tages in der Stadt herum und nehmen den Menschen ihren wertvollen Lebensraum.

     

    An diesem Unsinn ändert sich auch nichts, wenn man die Autos elektrisch betreibt und nur wenig, wenn man sie sich per Car-Sharing teilt.

     

    In der Stadt sollten private PKW vollständig untersagt sein, nur Taxis und Car Sharing sind akzeptabel. Ansonsten gibt es ÖPNV und das Fahrrad.

     

    Illusion? Nein, Realität! Die große Mehrheit aller Menschen auf unserem Planeten hat kein Auto. Ich lebe bald ein halbes Jahrhundert und hatte nie eines, auch meine alleinerziehende Mutter kam mit BVG statt Auto gut klar. Vielleicht war sie besser organisiert als Frau Lohr.

  • MC
    Mark C.

    Wir haben im Moment auch kein Auto aber ein Kind. Wir allerdings mussten wir feststellen, dass man in Hamburg auf Grund seines ÖPNV, der mehr als lückenhaften ist, oft auf ein Auto angewiesen ist, wenn man nicht bis zum dreifachen der Zeit fahren will wie mit dem Auto. Dabei ist Auto fahren hier auch eine Katastrophe. Und wir reden hier nicht über exotische Orte oder Verbindungen...

     

    In einer Stadt wie Berlin ist man keineswegs auf ein Auto angewiesen, dort haben wir auch schon gelebt und dort ist man selbst wenn die S-Bahn ausfällt oft noch schneller als mit dem Auto. Also nicht nur das die Mieten in Hamburg teurerer sind, man muss hier auch noch ein Auto haben.

     

    Mein Fazit: Auto freie Stadt gerne, aber nur wenn der ÖPNV auch stimmt...

  • T
    Takoda

    Tja das Argument mit den Kindern zieht, hab selbst familie und seit dem wir zu viert sind, haben wir auch ein auto... der gedanke mit fiebernden kindern durch winterlichen regen ohne auto durch die halbe city zum arzt zu müssen, ist eine übung, auf die ich gerne verzichten kann, und die leute, die da anders behaupten, haben keine ahnung!

     

    sicher ein luxus im vergleich zu den mitteln , die dem größten teil der menscheit zur verfügung steht, aber bin trotzdem ganz egoistisch dafür, die ökodiktatur erst mal an anderer stelle real werden zu lassen ;)

  • AK
    Al K'Pony

    Das eigentliche Problem ist die unnatürlich hohe Bevölkerungsdichte in Städten.

    Diese führt zu psychischen Störungen, wie beispielsweise einer unnatürlich ausgeprägten Regulierungswut. Damit Menschen zusammenleben können, bedarf es Regeln. Durch zu hohe Bevölkerungsdichte wird das Grundbedürfnis nach

    Regulierung, Gesetzgebung, Überwachung und Bürokratie unnatürlich verstärkt, was aufgrund eines arroganten Sendungsbewusstseins leider auch die Bewohner der übrigen 99,9% der Erdoberfläche belastet.

    Daher sollte man auch gleich die LKWs verbieten, welche die Supermärkte beliefern, sowie Gabelstapler, oder ähnliche Geräte welche die natürliche Kraft des Menschen auf unnatürliche Weise bei weitem übertreffen, dann würden sich sämtliche stadtspezifischen Probleme der Erdbewohner

    irgendwann gleich mit lösen.

    Vorher bitte wieder Mauern um die Städte bauen, um, äh, "das Eindringen der primitiven Landbevölkerung zu verhindern", genau.

  • A
    abc

    Soso, die Fernsehköchin weiß was zum Autoverkehr in Städten zu sagen. Auf der Basis welcher Fakten, wenigstens angelesener Kenntnisse? Es wird nie autofreie Städte geben. Selbst bei Benzinpreisen von 2 oder 4 € werden diese Dinger noch rollen.

     

    Was für ein Artikel!

     

    Man könnte ebensogut ein Internet ohne Gewaltdarstellungen und Pornografie fordern. Kann man natürlich machen. Aber wozu? Die Forderung nach besserem Wetter oder nach der Halbierung der Schwerkraft sind ebenso sinnvoll...

  • B
    Branko

    Dieses Thema ist ein schönes Beispiel dafür, wie unsere Scheibenweltpolitiker und Schildmitbürger ticken:

     

    "Mensch, du verdienst doch gut. Warum hast Du denn kein großes Auto? - Aber sooft wie Ihr in Urlaub fahrt und essen geht... wie könnt ihr euch das nur leisten?"

     

    Jede verkehrsberuhigende Maßnahme wird nachwievor vehement mit Händen und Füßen bekämpft.

    Immer wieder mit dem Argument wirtschaftlicher Einbussen.

     

    Überall, wo verkehrsberuhigende Maßnahmen durchgezogen worden sind, steigen Lebensqualität und Mieten.

    Bei irgendwelchen Billigmaßnahmen, wie z.B. Schikane-Betonkübeln oder Tempo-30-Schild nur wenig, bei den absolut brutalstmöglichen Hardcoreverboten, wie z.B. diesen bösen, aggressiv-autofeindlichen Fußgängerzonen der Innenstädte ziemlich drastisch.

     

     

    Okay. Zugegeben. Nen Volvo XC90, Audi Q7 oder BMW X5 o.ä. ohne Kratzer treffsicher auf nur einen einzigen Stellplatz eines 70er-Jahre Karstadt-Parkhauses zu navigieren, nur um dann unklimatisiert, ohne Arschheizung, ungeschützt der Atmosphäre ausgesetzt, auf eigenen Füßen zur nächsten Fressbude mit Holzstühlen zu walken, ist nicht jedermanns Sache, wenn's den nach amerikanischem Traditionsrezept industriell geschredderten Tierresteschlamm im Vorbeifahren neben der Tanke gibt, und es sich im verdauungsfördernden Massage-Leder-Sessel auch viel ungehemmter schlemmen lässt.

    Außerdem hält das die innerstädtischen Müllkübel sauber, entspricht der auch für Atommüll angedachten Entsorgungsstrategie möglichst großflächiger Verteilung und trägt auch sonst vielseitig zur Verschönerung der Landschaft bei.

     

    ...ähm...sorry...

    ...wo war ich?

    Ach so:

    Ich wollte eigentlich sagen:

     

    Berlin als weitläufige Flächenstadt ist definitiv eine Herausforderung für die Zukunft, die kaum als Pionierlösung funktionieren wird.

    Aber in kompakten Städten in der Ebene, wie z.B. Münster, in der Radfahrer kein Klassenmerkmal, sondern die Mehrheit der Bürger darstellt, ist die Lösung quasi zum Greifen nahe:

    Eine Erweiterung des autofreien Innenstadtkerns bis an die Standtrandzone hinaus.

     

    Man stelle sich vor:

     

    Es gäbe nicht mehr die engen Radwege, wo sich Fußgänger und Radfahrer anfeinden und beide auf Autos achten müssen.

    Sondern die Strassen selbst wären breite Radwege mit großzügigen Fußgängerstreifen.

    Verkehrsinseln, Kreisel oder Abbiegespuren könnten zu Grünflächen oder kleinen Marktplätzen mit Fress-& Saufbuden, Bocciabahnen, Spielplätzen... wasweissich umfunktioniert werden.

     

    Für Leute, die zu alt, krank oder einfach nur zu fett oder zu faul zum Strampeln sind, gibt's ein breites Angebot von Pedelecs, E-Bikes, E-Scootern, und anderen Elektromobilen, die von einem bunten Spektrum vieler junger, kreativer, innovativer Unternehmen entwickelt, gebaut, vertrieben und vermietet werden.

    Busse, Trams, Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen haben natürlich nachwievor Zufahrt.

    Für den Warenverkehr gibt's Elektrokarren, wie sie auch in den autofreien Skidörfern in den Alpen zum Einsatz kommen.

     

    Dafür baut man am Stadtrand ein paar Parkhäuser für Carsharing und Autovermietung mit Fahhradparkhäusern und Bahnanschluss, und geht von dem für`s Auto gesparte Geld mal öfter und besser essen.

     

    Es müsste einfach mal eine Stadt mutig den Anfang machen. Wegen mir als vorerst vorübergehenden Großmodellversuch für zwei Jahre.

    Ich hoffe auf Münster in Westfalen, weil die die besten Startvorrausetzungen dafür haben (eine technische Fakultät an deren Uni wäre das i-Tüpfelchen zur Perfektion, wegen der Firmengründungen...aber es geht auch ohne ;-)

     

    Ich bin davon überzeugt:

    Es würde dann nur noch wenige Jahre dauern, bis dieses Konzept in fast allen Städten Europas umgesetzt worden wäre.

  • Y
    yberg

    berufspolitiker cramer hat seit zig jahren die möglichkeit mit jahreskarten und freiflügen alimentiert vom bürger und steuerzahler durch die welt zu fahren und ist ein schlechtes beispiel.

     

    er sollte uns mal sagen,was diese verkehrsleistungen aufs jahr gerechnet die öffentlichen kassen kosten

     

    ich schätze unterkante mindestens 20 riesen.

     

    da fliegt dem normalbürger der hut davon.

  • TF
    Thomas Fluhr

    Absurd, schlag doch mal einer internetfreie Zonen vor. Der Aufschrei wäre gewaltig. Das Verhältnis für die jüngere Generation zum Internet ist wie für die ältere zum Auto. Die menschliche Realität ist nun mal nicht nur logisch und nicht alle Städte, geschweige denn Landschaften sind so flach wie Berlin etc.

  • TS
    Thomas Sch.

    In wenigen Tagen ist der erste April. Kann es sein, daß uns mit diesem Artikel eine Art vorgezogener Wahnsinn vorgeführt werden soll ? Aber kein Artikel kann so bizarr sein, daß nicht auch noch ein ganzer Haufen Irrer freudestrahlend die nächste abseitige Kopfgeburt bejubeln würde. Daß haben wir Deutsche eben voll drauf: Ob Hitler die Juden mit ingenieursgenauer Technik vollständig auszurotten suchte oder die ihm nachvollgenden 68-iger ebenso total jeden Über-Dreißig-Jährigen als erstmal verdächtig ansahen. Egal. Bei uns muß alles irgendwie total sein. Erfinder des Autos, egal. Alle abschaffen. Millionen Arbeitsplätze durch und um das Auto ? Egal. Können alle irgendwie beim nachhaltigen Windraddrehen mitpusten oder so. Es scheint, daß sich bei manchen Artikeln übriggebliebene, versprengte Titanic-Autoren zu einem irrlichternden Hexentanz um den größten Zauberspruch getroffen zu haben scheinen. Gell ? Und morgen schreiben wir brav einen schönen Artikel darüber, wie unendlich viel Strom wir einsparen, wenn alle Handys eingesammelt werden und selbsverständlich auch alle PCs, Laptops und all´die anderen überflüssigen Geräte ohne die Deutschland ja auch ziemlich gut funktionierte. Begeisterung läßt nach ?

  • Z
    Zafolo

    Es bringt nix, eine Debatte zu führen, die sich nicht auf Realitäten gründet.

     

    Die Realität Nr. 1 in diesem Bereich ist: Peak Oil. Die Ölfunde gehen seit Mitte der Achtziger zurück, die Förderung steigt seit 2006 nicht mehr, die globale Nachfrage wird weiter steigen. Und Öl ist auch für die Landwirtschaft so wichtig, dass wir uns (wie nach 1989 die Kubaner) fragen werden müssen, ob wir lieber ohne Auto auskommen wollen oder ohne Essen.